Land- & Forstwirtschaft

Bulldogtreffen in Aschau i. Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Für die einen sind sie nur noch Alteisen und für die anderen sind sie der Sinn des Schrauber- und Tüftlerlebens: Weit über 350 alte Traktoren, Bulldogs und Zugmaschinen kamen zum 14. Bulldogtreffen der Aschauer Bulldogfreunde erstmals auf den Festplatz an der Schützenstraße in Aschau. „Wir machten nach dreijähriger Pause wieder unser Treffen, dieses Mal am neuen Platz“, so Sebastian Bichler von den Aschauer Bulldogfreunden, „unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“.

Die Bulldogvereine aus der Region waren vollzählig mit ihren Prachtstücken in Aschau erschienen, die weitesten kamen bis aus dem Allgäu nach Aschau. Weit über 300 Bulldogfahrer meldeten sich und ihre Gefährte bei der Organisationsleitung an. Und was waren da alles für Schätzchen mit dabei: die Aschauer hatten mit dem Lanz HL Rohölschlepper mit seinen zwölf Pferdestärken aus dem Jahr 1921 einen der ältesten Traktoren überhaupt. Schwere Traktoren auf Vollgummireifen und schwarzem Eisen waren vertreten, zwei Dreschmaschinen liefen, daneben die drei Kettenkräder von Paul Kink, die nach dem Krieg bei der Holzbringung im Forsteinsatz auf den Bergen waren; alte Motorräder mit und ohne Beiwagen aus den 40er und 50er Jahren standen neben den Bulldogs. Und dann war da noch die Sammlung alter Maschinen von Sebastian Bichler: die Dampfmaschine aus dem Jahr 1908, seine restaurierte Dampfzugmaschine Typ D Baujahr 1912, ein Rumely-Dampfbulldog aus den USA von 1911 und ein Kaelble-Steinbrecher aus dem Jahr 1933, lauter Maschinen, die nach langen Jahren Stillstand irgendwo beim Alteisen zu neuem Leben erwacht sind. „Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn so eine alte mechanische Maschine nach 80 oder 100 Jahren läuft, als hätte sie keinen Tag still gestanden “. Man merkt es schon, dass Sebastian Bichler ein bissel stolz ist auf die originalgetreue Restaurierung dieser Maschinen. „Viele Teile mussten wir selber neu fertigen, originale Ersatzteile für eine Dampfzugmaschine Typ D, Baujahr 1912 oder einen Kaelble-Steinbrecher Modell 1933 gibt es beim Hersteller und im Handel schon lange nicht mehr“.

„Schau Bua, der kloane grüne Kramer da, das war unser allererster Bulldog, den hat unser Großvater damals 1955 gekauft!“ Mancher Landwirt, der als Besucher zum Bulldogtreffen nach Aschau kam, fand den Gefährten seiner Jugend wieder, eifrig wurde an allen Fahrzeugen und Maschinen fachgesimpelt.v Ein paar Tausend Interessenten kamen bei schönstem Sommerwetter zum Gelände an der Schützenstraße und machten sich selbst ein Bild von den Neuigkeiten auf den Landmaschinenmessen der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Was war da nicht alles aufgefahren: PS-starke Traktoren, die einmal der Stolz ihrer Besitzer in Niederbayern waren, kleine wendige Traktoren, die speziell für die süddeutschen Bedürfnisse und die kleineren Feldgrößen im Oberland entwickelt worden waren, legendäre Bulldog-Marken, wie Lanz, Holder, Deutz, Kramer, Hanomag, Fendt, Schlüter, Porsche oder Eicher, die längst vergangene Technik-Geschichte sind und nur noch den Sammlern ihr Dasein verdanken. „Die Bulldog damals nach dem Krieg haben halt noch einen Charakter gehabt“ so Sebastian Bichler. „die Bulldogs früher waren vielleicht nicht so funktionell, wie die heutigen Maschinen, aber mit denen konnte man noch reden und alles selber machen“. Längst verlorene Kenntnisse über das Anlassen von unwilligen Motoren, das Einstellen der Zündung und den Betrieb mit allen möglichen Betriebsstoffen – außer Diesel – wurden wieder ans Tageslicht gebracht.

Nebenbei wurde noch getauscht und gehandelt, an allen Ecken versuchten die Sammler neue Schätzchen zu erwerben, Ersatzteile für ihre eisernen Rösser zu erhalten oder einfach noch ein paar Raritäten dazu zu bekommen. Neben den vielen Traktoren fanden auch noch ein paar Auto-Oldtimer einen Platz, NSU, Messerschmitt, die legendäre Isetta, VW und Glas, Opel und Mercedes – Modelle aus längst vergangenen Zeiten, dazu Mopeds und Motorräder aus den 60er und 70er Jahren von Fabrikaten, die bereits Legenden sind. Für die Bewirtung der Besucher sorgten die Aschauer Bulldogfreunde.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Veronika Scheck hat ihren Eicher reich mit Nelken aus Omas Garten geschmückt am Fuß der Kampenwand geparkt.

Wenn ich groß bin werde ich ein ausgewachsener Eicher-Bulldog sein. Mit dem Bulldogfahren kann man nicht früh genug anfangen

14. Bulldogtreffen der Aschauer Bulldogfreunde erstmals auf den Festplatz an der Schützenstraße in Aschau

Lanz Bulldog von 1941

Ein alter Eicher. Großer Streit zwischen den Sammlern: darf man einen antiken Bulldog wieder herrichten und in den Originalzustand versetzen oder muss die Patina des Gebrauchs erhalten bleiben?

14. Bulldogtreffen der Aschauer Bulldogfreunde erstmals auf den Festplatz an der Schützenstraße in Aschau

Voll funktionsfähige Dampfdreschmaschinen aus der Sammlung von Sebastian Bichler

Dampfzugmaschine Typ D Baujahr 1912 aus der Sammlung von Sebastian Bichler

Deutz Standmotor aus der Sammlung von Sebastian Bichler

Sprung in die Jetztzeit ein großer Schlüter Schlepper

Mopeds und Motorräder aus dem letzten Jahrhundert. Marken, die es schon lange nicht mehr gibt.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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