Natur & Umwelt

Wanderausstellung informiert über bedrohte Raufußhühner

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Passend zum Winter – eine für das Überleben der auch im Berchtesgadener Land vorkommenden Raufußhühner kritische Zeit – kommt ab Samstag, 4. November mit der Wanderausstellung „Raue Zeiten für Wilde Hühner“ eine vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Alpinium und Nationalpark Hohe Tauern konzipierte Wanderausstellung ins Haus der Berge in Berchtesgaden.

 Raufußhühner wie Auerhuhn und Birkhuhn halten mit ihrem warmen Federkleid Minusgraden in kalten und schneereichen Bergwäldern stand, können mit karger Kost wie Tannennadeln, Blätter und Knospen überleben, haben ausdrucksstarke Paarungsrituale und leben ansonsten scheu und zurückgezogen im Verborgenen, sodass man sie nur äußerst selten zu Gesicht bekommt. Sie sind regionale Raritäten – die auch im Berchtesgadener Land eine ihrer letzten Vorkommen in Deutschland haben. Über diese beeindruckenden Künstler der Anpassung und Tarnung, ihr Leben und ihre Besonderheiten informiert nun die Ausstellung im Haus der Berge bis Ende Januar 2024. Die Ausstellung startet mit der Eröffnung am Samstag, 4. November 2023 ab 15:00 Uhr – zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Neben spannenden Vorträgen über die Raufußhühner und einem Rundgang durch die Ausstellung bietet „Fräulein Brehms Tierleben“ eine kurzweilige Aufführung über das Auerhuhn.

Sensible Zeit für Wildtiere

Dabei kommt die Ausstellung in einer für Raufußhühner und andere Wildtiere sensiblen und kritischen Zeit in den Landkreis – dem Winter. Da sich die Hühner vor allem zu dieser kalten Jahreszeit von pflanzlicher Kost ernähren, die ihnen wenig Energie liefert, müssen sie gerade in den kurzen Wintertagen möglichst viele Nadeln und Pflanzenknospen aufnehmen, um ihren Tagesbedarf zu stillen. Mithilfe von verschluckten kleinen Steinchen im robusten Muskelmagen der Hühner wird die karge Nahrung zermahlen, sodass die Hühner selbst das letzte bisschen Energie daraus gewinnen können. So verbringen die Hühner die größten Teile des Tages damit zu fressen – um ansonsten gut versteckt und getarnt Energie zu sparen. Dafür bewegen sie sich möglichst wenig, sie haben ein perfekt isolierendes Federkleid und sie graben Schneehöhlen zum Schlafen, in denen die Temperatur selten unter 0 Grad Celsius fällt – selbst bei ungemütlichen Außentemperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius. Auch sind die Hühner gerade jetzt in den kalten und nahrungsarmen Monaten auf Ruhe und Störungsarmut angewiesen. Jedes Aufstören der Hühner etwa durch potenzielle Fressfeinde wie Füchse oder durch den Menschen bedeutet Stress und auch Energieverlust – entweder durch eine kräftezehrende Flucht oder weil sie wertvolle Zeit verlieren, die ihnen für die Nahrungsaufnahme fehlt. Wiederholte Störungen beispielsweise durch Wintersportler wie Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer abseits der Wege können sich somit empfindlich auf das Überleben der Hühner auswirken, da sie ihre lebensnotwendigen Energiereserven mit der Winternahrung nicht mehr auffüllen können und somit verhungern. Auch ihre erfolgreiche Fortpflanzung im kommenden Frühjahr kann dadurch gefährdet werden – weil ihnen dann die für die Jungenaufzucht nötige Energie fehlt.

Schutz und Gefährdungsstatus

Dabei ist das Überleben jedes einzelnen Raufußhuhnes heute wichtiger denn je. Denn Auerhuhn und Birkhuhn sind in Deutschland vom Aussterben bedroht und auch Haselhuhn und Schneehuhn sind stark gefährdet und extrem selten. Die Bestände sind in den bayerischen Alpen seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Grund hierfür sind neben den Störungen durch natursuchende Besucher insbesondere zu den sensiblen Dämmerungs- und Nachtzeiten unter anderem der Verlust und die Zerschneidung ihres Lebensraumes durch Klimawandel, den Rückgang der natürlichen Gebirgswälder, die Degradierung der Moore oder Eingriffe in das Gebiet durch den Tourismus. So werden die für die Raufußhühner geeigneten Rückzugsgebiete immer kleiner und die ohnehin kleinen Bestände isolieren sich mehr und mehr, sodass der für das Überleben der Art notwendige genetische Austausch zwischen den Beständen immer weniger gegeben ist.

Um den Raufußhühnern zu helfen und ihnen das (Über-)Leben leichter zu machen, können Menschen gerade jetzt in der für die Hühner harten Winterzeit Rücksicht nehmen und Störungen vermeiden, indem sie sich auf Skitouren oder beim Schneeschuhwanderern in ihrem Lebensraum nur auf ausgewiesenen Wanderrouten bewegen, diese nicht verlassen und nicht Querfeldein und auf Trampelpfaden durch den Wald gehen. Auch sollte auf Touren zur Abenddämmerung, in der Nacht und dem Morgengrauen verzichtet werden. So kann jeder dazu beitragen, die letzten Vorkommen der faszinierenden Anpassungskünstler zu schützen – damit diese besonderen Tiere dauerhaft als prägende regionale Raritäten erhalten bleiben.

Weitere Informationen über das Leben und die Besonderheiten der Raufußhühner gibt es zwischen Samstag, 4. November 2023 und Mittwoch, 31. Januar 2024 in der Ausstellung „Raue Zeiten für Wilde Hühner“ im Haus der Berge in Berchtesgaden, Hanielstraße 7. Der Besuch der Ausstellung ist kostenfrei und unabhängig von einem Besuch der Hauptausstellung. Die Öffnungszeiten sind online unter https://www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de/infostellen/haus_der_berge/index.htm.de zu finden.

Zu weiteren Fragen informiert gerne die Gebietsbetreuung des Berchtesgadener Landes unter gebietsbetreuung@lra-bgl.de.

Bericht und Bilder: LRA Berchtesgadener Land / Florian Marchner

Bild 1 und 2: Perfekt getarnt – Alpenschneehühner auf einer alpinen Grasmatte

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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