Brauchtum

Unterinntaler Trachtler feiern 100. Geburtstag

1919 ist das Gründungsjahr des ältesten Trachtenvereins im Dreiflüsse-Trachtengau Passau. Ihren 100. Geburtstag feierten die Trachtler des Volkstrachtenvereins „D’Unterinntaler“ Passau nun mit einem großen Festgottesdienst mit Bändersegnung und Festabend in der Passauer Innstadt.

Unter dem Namen „Gebirgstrachtenerhaltungsverein Alpenrose“ wurde der Trachtenverein 1919 in Doblstein, dem heutigen Passauer Stadtteil Auerbach, gegründet. Etwas mehr als 1 Jahr später hatte der Verein eine zweite Sektion in der Voglau in der Passauer Innstadt. Doch bereits 1921 schlossen sich die beiden Teile zusammen. 1924 erfolgte schließlich die Namensänderung in „Volkstrachtenverein D’Unterinntaler“. Der spätere Vorstand des Dreiflüsse-Trachtengaues, Georg Roidl, wurde 1926 zum Vorstand der Unterinntaler gewählt. Ihm war es ein großes Anliegen, die bodenständige Tracht und das örtliche Brauchtum zu pflegen. In seiner Amtszeit erfolgte daher die Umstellung von der Gebirgstracht zur erneuerten Volkstracht, die die Unterinntaler zum ersten Mal beim Gaufest des Inngaues 1935 in Passau getragen haben.

Am 16. März 1946 versammelten sich die Mitglieder wieder und es ging nach dem Krieg langsam aufwärts. Bis 1952 gehörten die Unterinntaler dem Inngauverband Bayer. Trachtenvereine an. Gemeinsam mit 13 weiteren Trachtenvereinen schlossen sie sich dem Dreiflüsse-Trachtengau an. Zwei weitere Male organisierten die Unterinntaler ein großes Trachtentreffen in Passau – 1965 zur Fahnenweihe und 1969 zum 50-jährigen Gründungsjubiläum. 1989 wurde der 70. Geburtstag im Auerbacher Pfarrsaal gefeiert. Im Rahmen dieser Feier konnte der heutige Ehrenvorstand Fritz Dillinger, seinen unvergessenen Vorgänger Hans Woller zum Ehrenvorstand ernennen. Hans Woller war auch der zweite Gauvorstand aus den Reihen der Unterinntaler Trachtler. Das 75-jährige wurde im Rahmen der Passauer Maidult mit einem Festabend im Großen Rathausaal in Passau gefeiert.

Wenn man über den Trachtenverein D’Unterinntaler spricht, dann darf man nicht vergessen, dass die Unterinntaler viele Kontakte nach Österreich unterhalten. So konnte Vorsitzende Elisabeth Vogl die Trachtler der beiden Patenvereine vom „Verein für Volks- und Brauchtumspflege Almtaler Linz“ und des „Heimat- und Trachtenvereins Schardenberg“ unter den Gästen begrüßen. Auch die Mitglieder des Brudervereins „Rossecker“ aus Bruck an der Mur (Steiermark) waren gekommen. Diese hatten nicht nur ein Geburtstaggeschenk im Gepäck, sondern brachten auch gleich die Einladung für nächstes Jahr mit. Denn dann feiern die Rossecker ihr 100-jähriges.

Mit einem Festgottesdienst, der von Pfarrer i.R. Willibald Nigl geleitet wurde, begannen die Unterinntaler Trachtler ihre Geburtstagsfeier, bei dem auch das neue Fahnenband der Fahnenmutter Evi Dillinger gesegnet wurde. Stadtpfarrer Pater Mirko betonte in seiner Predigt, dass es ein herausragendes Ereignis ist, wenn man das Jubiläum einer Gemeinschaft feiern darf, die seit fünf Generationen besteht. Dies zeugt von einer starken Liebe zur Heimat und Heimatverbundenheit. „Deshalb ist eure Tracht nicht nur ein Kleid, sondern ihr zeigt damit eure Identität und Heimatliebe.

Als Schirmherr überbrachte Oberbürgermeister Jürgen Dupper die Glückwünsche der Stadt Passau. Die Geschichte der Unterinntaler Trachtler ist eng mit der Geschichte der Stadt Passau verbunden. „1919 wurde in Passau der Funke für die Trachtenbewegung mit der Gründung des Trachtenvereins entzündet“, so Passaus OB. Damit bedeutet 100 Jahre D’Unterinntaler nicht nur 100 Jahre Kultur- und Stadtgeschichte, sondern auch 100 Jahre Passauer Wirtshausgeschichte, wie er schmunzelnd feststellte. Er spielte damit auf die vielen Gasthäuser an, in denen die Trachtler immer wieder eine Heimat gefunden haben. Diese beginnt bei der Gründung im Gasthaus Doblstein in Auerbach und endete nach einigen Stationen, wie dem „Weißen Lamm“ oder „Zum goldenen Kreuz“, 2004 im Pfarrheim der Innstadtpfarrei, das früher das Gasthaus „Goldenes Kreuz“ war. Dupper ermunterte die Trachtler dazu auch in der Zukunft ihre Tracht mit Stolz zu tragen und die Trachtenbewegung zeitgemäß zu erhalten und zu fördern.

„Die Grundlage eurer Arbeit hat sich seit eurer Gründung grundlegend verändert. Denn in den Anfangsjahren gehörte die Sorge um den Erhalt der Lederhose und der Gebirgstracht zu den Vereinszielen, wie auch euer Gründungsname „Gebirgstrachtenerhaltungsverein Alpenrose“ zeigt“, so Gauvorstand Walter Söldner. Und so waren die Unterinntaler Trachtler der Vorreiter in Passau noch weit bevor der Dreiflüsse-Trachtengau Passau gegründet wurde. Heute steht die Förderung der Heimatverbundenheit und der Erhalt und die Förderung des Brauchtums im Mittelpunkt der Vereinsarbeit, wie Söldner betonte. Er wünschte den Unterinntaler Trachtlern eine weiterhin erfolgreiche Arbeit.

Bericht und Fotos: Christoph Hauzeneder, Gaupresswart Dreiflüssegau

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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