Brauchtum

Trachtler-Wallfahrt nach Maria Eck

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Trachtlerinnen und Trachtler des Gauverbandes 1 bitten bei Wallfahrt nach Maria Eck um Frieden   –  von Werner Bauregger – Mit strahlendem Sonnenheim und einem angenehmen „Mailüfterl“ wurden die knapp 2.000 Trachtlerinnen und Trachtler aus 97 Mitgliedsvereinen zur 72. Trachtenwallfahrt des Gauverbandes 1 im Chiemgauort Siegsdorf begrüßt. Nach einer zweijährigen Corona bedingten Pause, machten sich die Wallfahrer vom Kirchplatz Siegsdorf um 9:00 Uhr auf den anspruchsvollen Weg zur Wallfahrtskirche Maria Eck, angeführt vom Siegsdorfer Pilgerkreuz, der Gauvorstandschaft mit Ehrengästen und der Vereinsfahne des Trachtenvereins Siegsdorf. Mit der Wallfahrt erfüllen die Trachtler*innen ein Gelübde aus dem Jahr 1951 mit dem sie jährlich der Gefallenen und Vermissten der Mitgliedsvereine gedenken. Am Freialtar neben der Wallfahrtskirche wurde der Zug mit Böllerschüssen der Weihnachtsschützen Ramsau begrüßt und vom Guardian des Klosters, Bruder Franz und seinem Mitzelebranten, Diakon Josef Stürzer aus Pittenhart Willkommen geheißen. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Musikkapelle Grabenstätt. Wie Gauvorstand Michi Hauser betonte, ist es dem Verband ein großes Anliegen, nach schwierigen Zeiten durch die Pandemie, in diesem Jahr wieder Bitten der Vereine, der Familien und persönliche Bitten zur Gottesmutter zu tragen, aber auch zu danken. Die Entscheidungsträger und Verantwortlichen in der Welt bat Hauser ihrer Verpflichtung, stets zum Wohle der Menschen zu handeln, nachzukommen. Er bat weiter um gute Gedanken für die Trachtengemeinschaft, dem Glauben und dem gelebten Brauchtum. Er freute sich, unter den Ehrengästen den Landrat des Berchtesgadener Landes Bernhard Kern, den Altlandrat Georg Grabner, die stellvertretende Landrätin des Landkreises Traunstein Resi Schmidhuber, Siegsdorfs Bürgermeister Thomas Kamm, Bezirksrat Georg Wetzelsberger, den Gauvorstand des Inngaues Pankraz Perfler und den Gau-Ehrenvorstand Peter Eicher sen. und nicht zuletzt den Organisationsleiter Sepp Geisreiter jun. aus Siegsdorf begrüßen zu können. Zu Beginn der Messe segnete Bruder Franz eine Kerze des Trachtenvereins Bad Endorf, der in diesem Jahr das Gau-Trachtenfest ausrichten wird. Der Quardian richtete zur Begrüßung seinen Blick auf düstere Gewitterwolken, die durch Corona, den Klimawandel und den Krieg in der Ukraine über uns gezogen seien. Trotzdem zeige die Wallfahrt, dass als Gegenmittel zur Verfügung stehe, von Gott mit Zuversicht, Mut, Kraft und Tatendrang beschenkt zu werden. In einer bemerkenswerten, tiefgründigen und ansprechenden Predigt, beschrieb Diakon Josef Stürzer aus Pittenhart Wege, „wia ois guad weida geh` kann, wenn ma vertraut“. Provokativ stellte er die Frage, ob nach der Krise alles wieder so weiter gehen solle wie vorher und wir die Welt weiter im Stile eines riesigen Jahrmarktes ausbeuten sollten, oder es nicht besser wäre,  Lehren daraus zu ziehen und grundlegend umdenken? Gerade die Tatsache, dass man die persönliche Einstellung zur Glaubensfrage hochstilisiert und Spannungen, Spaltung und Streit in Kauf genommen habe zeige, dass es notwendig sei, einen klaren Standpunkt einzunehmen und sich auf das zu konzentrieren, was im Leben wirklich wichtig sei und zähle. Für die Christen sollte hier auch das Wort Gottes dazugehören. Leider nehme die Zahl von „U-Boot Christen“ auch bei den Trachtler*innen zu, für die Kirche und Glauben nur noch wichtig sei, wenn eine Heirat, eine Taufe, Erstkommunion oder eine Beerdigung anstehe. Stürzer gab weiter zu, dass die Worte Jesu im Evangelium: „Liebt einander wie ich Euch geliebt habe“ nicht immer umsetzbar seien, wenn jemand nicht grüßt, der Nachbar Mittags Rasen mähe oder ein mit weißen Turnschuhen ausgestatteter Lederhosenträger sich mit „Tschüß“ verabschiede. Hier braucht er oft die kräftige Unterstützung von oben. Elementar wichtig halte er für das tägliche Leben, dass man aufeinander schaue, aufeinander Rücksicht nehme und einander helfe, ohne Vorbehalte. Wichtig sei dies auch in den Familien, der Kirchen, den Vereinen und für den Frieden in der Welt. In den Familien würden etwa durch Treue, Zuwendung und sich Zeit für die Familie zu nehmen, die Grundlage für die Zukunft der Kinder gelegt. Im Bereich Kirchen helfe es sicher nicht, vor den derzeitigen, massiven Problemen einfach davonzulaufen. Wenn alle dies täten, ging`s gar nicht mehr weiter. Nur durch Zusammenhalte werde für junge Menschen Gemeinschaft spürbar, die in Notsituationen auch Hilfe sein könne. In den Trachtenvereinen sei es genauso wichtig, gemeinsam Kinder und Jugendliche durch Brauchtumspflege, Singen, Musizieren, Tanzen und Plattln Gemeinschaft und Zusammenhalt zu schaffen. Im Bezug auf den Ukraine-Krieg zeigte Stürzer sich aber ratlos, angesichts der irrealen Machtansprüche eines einzelnen „Narrischen“, der nicht davor zurückschrecke, Menschen töten zu lassen und ihnen unsägliches Leid zuzufügen – da helfe nur zu Beten und zu Bitten, wie dies auch in dem Gelübde von 1951 festgelget worden war. Für alle 4 angesprochenen Bereiche könne es in jedem Fall helfen wenn man sich an die von Stürzer so benannte „3-H-Regel“ befolge und bei Allem was man tue, mit „Herz, Hirn und Hand“ ans Werk gehe! Helmuth Wegscheider trug im Anschluss, wie jedes Jahr, von ihm selber formulierte Bitte für die Trachtengemeinschaft und die Gemeinschaft vor. Dem stellvertretenden Gauvorstand Alfred Gehmacher war es vorbehalten, sich zum Schluss bei allen Helfern, den Zelebrantenteam, dem Organisator Sepp Geisreiter jun. mit seinem Verein, der Polizei, dem Roten Kreuz und allen die zum Gelingen beigetragen haben „Vergelts Gott“ zu sagen.

Bericht und Bilder: Werner Bauregger

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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