Wirtschaft

„Starke Zentren“ – 5 bayerische Modellkommunen stehen fest

Das Bayerische Wirtschaftsministerium (StMWi) hat heute im Rahmen der Auftaktveranstaltung die fünf Modellkommunen für das Fitnessprogramm „Starke Zentren“ bekannt gegeben. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger überreichte die Teilnahmebescheinigungen an die Oberbürgermeister und Bürgermeister von Coburg, Rothenburg ob der Tauber, Beilngries, Schwandorf und Kempten. In den fünf Städten werden mit Unterstützung von Planern und eines Projektbeirates bis Jahresende innovative und auf andere bayerische Städte übertragbare Maßnahmen zur Belebung und Funktionssicherung der Ortszentren entwickelt. Die Kosten für die Planungsbüros werden dabei vom StMWi getragen.

Staatsminister Aiwanger: „Funktionsfähige zentrale Städte mit einem attraktiven Ortskern und einem gesunden Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Nahversorgung und Veranstaltungen bieten den Menschen eine hohe Lebens- und Versorgungsqualität. Umso wichtiger ist es, dass wir die Innenstädte nach dem monatelangen Lockdown aus dem Dornröschenschlaf erwecken und durch kreative Ideen neu beleben. Mit unserem Fitnessprogramm entwickeln wir in fünf repräsentativen Städten modellhafte Lösungen für die brennenden Herausforderungen der Innenstadtentwicklung – und zwar mit dem über die Corona-Schadensbehebung hinausreichenden Ziel, dass unsere Ortszentren langfristig vital und attraktiv bleiben. Die ausgewählten Modellzentren gehen als Stellvertreter für alle bayerischen Städte und Gemeinden voran. Wir wollen zeigen, wie die Akteure vor Ort Ladensterben, Leerstand oder Verödung in den Griff bekommen und die Innenstädte aufblühen können.“

Dem Bewerbungsaufruf des StMWi waren 81 bayerische Ober- und Mittelzentren gefolgt. Die Auswahl der fünf Modellstädte erfolgte anhand räumlicher und sachlicher Kriterien, um die unterschiedlichen Problemlagen von Ortszentren in Bayern möglichst repräsentativ abzubilden. Bewertet wurden aber auch die von den Bewerbern eingereichten Projektskizzen. Aiwanger hob hervor: „Die Bewerbungen der ausgewählten Städte belegen, dass wir mit unserem Fitnessprogramm nicht bei null anfangen, sondern bereits enorm viel Expertise und Kreativität vorhanden sind. Ziel ist es, jetzt die besten Ideen und Strategien für zukunftsfähige Ortszentren herauszuarbeiten und möglichst schnell in die Umsetzung zu bringen.“

Zur Auswahl von Coburg als Modellkommune:

Die oberfränkische Stadt Coburg steht stellvertretend für Oberzentren in eher verdichteten Räumen, die ihr Versorgungs- und Begegnungsangebot auf eine stagnierende oder abnehmende Bevölkerungsentwicklung ausrichten müssen. Ein interessanter Aspekt aus der Bewerbung ist dabei die kürzlich installierte Projektgruppe „Stadtmacher“, die einen strategischen Aktionsplan für die Innenstadtentwicklung erarbeiten soll. Dominik Sauerteig, Oberbürgermeister von Coburg: „Wir erhoffen uns vom Fitnessprogramm neue, mutige Impulse und vielseitige Einblicke in Möglichkeiten einer wirklich nachhaltigen Innenstadtentwicklung. Aber auch die enge Vernetzung mit den weiteren bayerischen Modellkommunen ist für uns wichtig, um über den eigenen Tellerrand zu blicken. Es braucht für die kommenden Jahre einen innovativen und integrierenden Aktionsplan aus kurz- mittel- und langfristig angelegten Maßnahmen für unsere Innenstädte. Wenn wir in Coburg als Reallabor für andere Städte agieren können und dabei im Fitnessprogramm eine fachlich kompetente Moderation an die Seite gestellt bekommen, dann ist das in meinen Augen ein weiterer wegweisender und guter Schritt für die Zukunft unserer Coburger Innenstadt.“

Zur Auswahl von Rothenburg ob der Tauber als Modellkommune:

Die mittelfränkische Stadt Rothenburg ob der Tauber repräsentiert Mittelzentren im ländlichen Raum mit einer stagnierenden oder abnehmenden Bevölkerungsentwicklung. Die stark touristische Prägung und die in der Bewerbung dargelegte Notwendigkeit der Transformation von einer mono- zu einer multifunktional ausgerichteten Innenstadtentwicklung lässt Ergebnisse erwarten, die für viele Kommunen in Bayern interessant sind. Dr. Markus Naser, Oberbürgermeister von Rothenburg ob der Tauber: „Rothenburg ob der Tauber ist durch die Corona-Pandemie in besonderer Weise betroffen. Gleichzeitig sind wir nicht die einzige Kommune, die durch den Ausfall des internationalen Reiseverkehrs in eine Notlage geraten ist. Wir sind überzeugt, dass wir als Modellkommune ideal geeignet sind, um alle vom Ausfall des internationalen Tourismus betroffenen Kommunen zu repräsentieren. Wir erhoffen uns wertvolle Ratschläge, wie wir unsere Innenstadt auch zukünftig attraktiv für Einheimische und Gäste erhalten können. Darüber hinaus hoffen wir, dass es Unterstützung nicht nur für die Erarbeitung des Konzepts, sondern auch für dessen Umsetzung geben wird.“

Zur Auswahl von Schwandorf als Modellkommune:

Die Oberpfälzer Stadt Schwandorf steht stellvertretend für Mittelzentren in eher ländlich geprägten Räumen, die ihr Versorgungs- und Begegnungsangebot auf eine stagnierende oder abnehmende Bevölkerungsentwicklung ausrichten müssen. Hinzu kommen die Herausforderungen einer Kommune im deutsch-tschechischen Grenzraum. Schwandorf hat bereits konkrete Ideen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität zentraler Lagen entwickelt, wie etwa die Umgestaltung des Stadtparks zum Garten der Innenstadt. Leerständen begegnet die Stadt mit einer kommunalen Strategie, bei der städtische Einrichtungen wie die Musikschule freistehende Räumlichkeiten nutzen. Andreas Feller, Oberbürgermeister von Schwandorf: „Als Große Kreisstadt Schwandorf sehen wir die Notwendigkeit und die Verpflichtung, beispielhaft vorauszugehen und unsere Erkenntnisse und Erfahrungen mit anderen Kommunen zu teilen. Viele der bei uns vorhandenen Problemstellungen sind auch in anderen Städten zu finden. Es gilt, zukunftsorientierte Lösungen zur Schaffung von ‚Starken Zentren‘ in Bayern zu finden und umzusetzen. In den vergangenen Monaten wurde eine Vielzahl von Projektenideen für die Stärkung der Innenstadt entwickelt. Diese Projekte müssen nun sinnvoll in ein Gesamtkonzept unter Einbeziehung der Bürgerschaft eingebettet werden. Nur so ist eine positive Weiterentwicklung unserer Stadt unter den besonderen Anforderungen dieser Zeit möglich. Dies wird uns mit Hilfe des großen Erfahrungsschatzes und der Beratung durch die Projektleiter sicher gut gelingen.“

Zur Auswahl von Beilngries als Modellkommune:

Die Stadt Beilngries steht als oberbayerisches Mittelzentrum im ländlichen Raum für kleine Städte mit einer zunehmenden Bevölkerungsentwicklung. Beilngries konnte in der Bewerbung bereits auf für die Stadtgröße bemerkenswerte Innenstadtaktivitäten, wie etwa eine Altstadtmanagerin, verweisen. Zudem sind konkrete Projekte zur Förderung neuer Geschäftskonzepte in leerstehenden Innenstadtimmobilien geplant. Helmut Schloderer, Bürgermeister von Beilngries: „Beilngries als Mittelzentrum mitten im Freistaat ist repräsentativ für viele Städte in Bayern. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten Gastronomie und Einzelhandel im Ortskern erhebliche Umsatzeinbußen. Die Besucherfrequenz in der Innenstadt ist in den zurückliegenden Monaten stark zurückgegangen. Mit den Mitteln des Fitnessprogramms wollen wir das Leben im Ortskern wieder in Schwung bringen und möglichst nachhaltig stärken. So soll dort zum Beispiel durch kulturelle Akzente die Besucherfrequenz wieder erhöht und das Zentrum als Raum für Begegnung reaktiviert und attraktiver gemacht werden.“

Zur Auswahl von Kempten als Modellkommune:

Die Stadt Kempten repräsentiert als schwäbisches Oberzentrum Kommunen in eher verdichteten Räumen mit wachsender Bevölkerung und einer weit ins Umland reichenden Versorgungsfunktion. Kempten hat in der Bewerbung aufgezeigt, dass bereits vielfältige Ideen vorliegen, die Leerstandsproblematik mit flexiblen und innovativen Nutzungen anzugehen. Das Bewusstsein für einen vielschichtigen Transformationsprozess ist vor Ort stark ausgeprägt. Thomas Kiechle, Bürgermeister von Kempten: „Wir freuen uns sehr über die Auswahl zur Modellkommune und sind überzeugt, dass sich Kempten hervorragend eignet, um aufzuzeigen, mit welchen Strategien, Konzepten und Maßnahmen Innenstädte nach der herausfordernden Corona-Zeit wieder mit Leben erfüllt werden können. Kempten besitzt als Oberzentrum für die Region Allgäu eine zentrale Funktion in den Bereichen Arbeiten, Bilden, Erledigen, Einkaufen, Erholen, Pflegen und Versorgen. Dennoch beobachten auch wir in den vergangenen Jahren negative Trends. So kommt es insbesondere in den Randbereichen der Einkaufsinnenstadt vermehrt zu Leerständen, die trotz intensiver Bemühungen von Verwaltung und City-Management nicht wiederzubeleben sind. Das zunehmende Online-Angebot an Waren sowie ein verändertes Nutzungsverhalten sorgen für rückläufige Frequenzen in der Einkaufsinnenstadt. Gleichzeitig führen die täglichen starken Pendler- und Besucherströme zu einer hohen Belastung durch den motorisierten Individualverkehr. Vor diesem Hintergrund sind wir hoch motiviert, die verschiedenen Themen wie Veränderung der Einzelhandelsstruktur, Mobilität, Wohnen, digitales und mobiles Arbeiten, Freizeit und Kultur und Aufenthaltsqualität aufzugreifen und in eine übertragbare Strategie mit konkreten Handlungsansätzen zu überführen.“

Bericht und Fotos: Bayerisches Wirtschaftsministerium

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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