Kultur

Solokonzert auf Herrenchiemsee

Veröffentlicht von Christina Rechl

Drei Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach verzaubern das Publikum – Nils Mönkemeyer solo in der Kapelle St. Maria auf der Herreninsel

„Bach ist Bach, wie Gott Gott ist“, sagte einmal Hector Berlioz über den in allen Musikergenerationen verehrten Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Der selbst aber der meinte, „Alles was man tun muss, ist die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen“: so erhaben wie schlicht – beide Feststellungen trafen bei dem eindrucksvollen beim Konzert der „Freunde der Inselkonzerte auf Herrenchiemsee“ zu. Dazu gehörte auch das Ambiente – ausnahmsweise öffnete die Kapelle St. Maria neben dem Augustiner Chorherrenstift für den Freundeskreis ihre Pforten, so dass die drei Suiten von Johann Sebastian Bach, eigentlich für Violoncello, von dem Bratschisten Nils Mönkemeyer in die Fassung für Viola umgeschrieben, hervorragend in das ehrwürdige Gemäuer der Kapelle passten.

Die kleine spätgotische Kirche mit barocker Orgel wurde für die Laien der Klosterpfarrei gebraucht, während der Dom des berühmten Augustiner Chorherrenstift nur für die Chorherren zugänglich war. 1496 geweiht, 1632 umgebaut mit dem frühbarocken Hochaltar  sowie der Kassettendecke mit Tafelgemälden aus dem Marienleben, gab sie den idealen Rahmen für ein anspruchsvolles Solokonzert mit dem begnadeten, international gefragten Bratschisten Nils Mönkemeyer. Mönkemeyer, zusammen mit William Youn, ist seit über fünf Jahren Organisator und Hauptakteur bei den begehrten Inselkonzerten, seit 2011 auch Professor an der Hochschule für Musik und Theater in München. Mönkemeyer ist einer der erfolgreichsten Bratschisten weltweit und verhalf dem Instrument in den letzten Jahren zu einer nie da gewesenen Aufmerksamkeit. Als Exklusiv-Künstler bei Sony Classical brachte er zahlreiche Alben heraus, die hoch gelobt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. In seinen Programmen spannt er den Bogen von Entdeckungen und Ersteinspielungen ursprünglicher Bratschenliteratur bis zur Moderne und Eigenbearbeitungen.

Diesmal bestritt Nils Mönkemeyer auf seiner Bratsche – ein Instrument von Philipp Manuel Augustin, aus dessen Werkstatt auch die Geigen von Anne-Sophie Mutter und Julia Fischer stammen, das ganze Konzert selbst. Es begann mit Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 3 C-Dur, BWV 1008, gefolgt von Suite Nr. 5 c-moll, BWV 1010 (anders als im Programm angegeben nicht die Suite Nr. 4) und nach der Pause zuletzt noch die Suite Nr. 6 G-Dur BWV 1011. Alle sechs dieser Suiten von Bach weisen die gleiche Form auf: Prélude, Allemande, Courante, Sarabande, Bourée I & II, Gigue.

Ein einleitendes Gespräch zwischen Nils Mönkemeyer und dem Vorsitzenden der Inselkonzerte, dem Musikphilologen Dr. Wolf- Dieter Seiffert, stimmte in das Programm ein und vermochte es, auch den Laien das Gehörte verständlich zu machen. Auf die Frage, was Bachs Suiten für ihn bedeuten, erklärte Mönkemeyer, diese Musik sei so meditativ und persönlich für ihn „wie eine innere Unterhaltung mit sich selbst“. Er habe die Suiten für Solo-Bratsche umgeschrieben, weil die Musik in der Barockzeit „noch nicht etwas so Festgelegtes“ gewesen sei. Musikalisch sei der Schritt vom Cello zur Bratsche sehr gering, liege lediglich in der Tonhöhe. Da es keinen Autographen (von Bach selbst geschriebene Noten) gebe, aber vier Abschriften der Suiten, unter anderem von seiner Frau Anna Magdalena Bach, könne man nicht genau zurückverfolgen, wie Bach die Musik genau gespielt haben wollte. Abschließend stellte Dr. Seiffert fest, „die Reinheit eines unbegleiteten Instruments ist die Reinheit der Kunst“.

Mönkemeyer, durch und durch in die Musik versunken, spielte mit gewohnt höchster technischer Brillanz und musikalischer Einfühlsamkeit, womit er die Stücke besonders emotional den Zuhörern nahe brachte. Nach der Pause gab es kurz eine Unterbrechung von Bach – nämlich Allia Fantasia auch „Ayres“ von Nicola Matteis (1650 bis 1714), einem italienischen Komponisten, eine Generation älter als Bach, der erst in den letzten Jahren wiederentdeckt worden war. Ein verzaubernd schöner Abschluss dann Bachs Suite Nr. 6 in der – draußen wie drinnen – wunderschönen historischen Atmosphäre der Kapelle. Mit stehendem Applaus bedankten sich die Zuhörer, während Dr. Wolf- Dieter Seiffert, Präsident der Freunde der Schlosskonzerte Herrenchiemsee, und seine Frau dem Solisten ein Präsent überreichten.

Solokonzert für Bratsche in der Kapelle St. Maria auf auf der Herreninsel, wo Nils Mönkemeyer drei Suiten von Johann Sebastian Bach spielte.   (Oder zusammen mit Dr. Wolf – Dieter Seiffert)

Fotos & Text: Christiane Giesen

 


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Christina Rechl

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