Gesundheit & Corona

Silvesterpredigt von Kardinal Reinhard Marx

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kardinal Marx: „Das konkrete Leben in den Blick nehmen“ – Bei seiner Jahresschlusspredigt ruft Kardinal Reinhard Marx dazu auf, neben den Zahlen zum Verlauf der Corona-Pandemie die Schicksale der Menschen in den Blick zu nehmen. Obwohl die groß angelegte Impf-Aktion begonnen habe, gelte: „Die Krise ist noch nicht vorüber. Aber die abstrakten Zahlen sagen uns eigentlich wenig über das, was diese Krise für viele Menschen bedeutet“, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript am Silvesterabend, Donnerstag, 31. Dezember, im Münchner Liebfrauendom. „Erst wenn wir das konkrete Leben in den Blick nehmen, die persönliche Lebensgeschichte, einen Todesfall im Familienkreis, eine schwere Erkrankung an Covid-19 bei einem guten Freund“, dann werde erfahrbar, „dass es hier wirklich um Leben und Tod geht, um persönliche Schicksale, um Hoffen und Bangen, Sehnsucht und Angst“, so Marx. Nur das konkrete Leben „öffnet uns die Augen für die Realität und die Wahrheit“.

Die Weihnachtsgeschichte zeichne laut Marx den Blick vom Allgemeinen zum Konkreten vor. „Es ist der Weg Gottes selbst. Lukas und Matthäus bauen den Horizont der ganzen Welt, ja der Weltgeschichte auf, um dann den Blick zu richten auf die Lebensgeschichte eines Menschen, auf sein Schicksal, auf seinen Weg.“ Gemeint sei der Weg des Gottessohnes, Jesus von Nazareth. „Wir nehmen an seinem Leben teil, schauen auf seine Geburt im Stall, sehen die Flucht nach Ägypten, seine Beschneidung, die Darstellung im Tempel“, so Marx. Dabei werde allen Gläubigen mitgeteilt, „dass der Blick Gottes nicht theoretisch auf die Welt gerichtet ist, sondern sehr konkret von einem einzelnen Leben her das Leben aller Menschen neu gedeutet wird“. Der Erzbischof betont seine Überzeugung: „Nur so – vom konkreten Leben her – werden auch wir die ganze Wahrheit über unser Leben neu lernen, gerade in der Corona-Krise, die die vielen Herausforderungen in denen die Welt steht, noch einmal verschärft hat.“

Im vergangenen Jahr sei erfahrbar geworden, so der Erzbischof, „wie verletzlich unser Leben und wie wichtig der Schutz des Lebens als Aufgabe für alle Menschen ist. Wir sehen neu, wie fundamental die Familie ist, damit Leben gelingen kann und durch Not und Krisen hindurch getragen wird.“ Auch habe sich gezeigt, „welch ein Schatz die Kinder und die Jugendlichen sind, die unsere besondere Begleitung und Förderung brauchen“. Zudem sei klar geworden, dass es wichtig ist, „den Alten und Sterbenden einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft zu ermöglichen, nicht isoliert und an den Rand gedrängt“. Lokal und global sei laut Marx absehbar, dass diejenigen leichter durch die Krise kommen, „die Kapital und Eigentum besitzen und nicht nur von ihrer Hände Arbeit leben müssen. Die Ungleichheiten werden sich weltweit verstärken, und das kann zu neuen Gefährdungen des Gemeinwesens führen“, warnt der Kardinal. Umso wichtiger sei, auch angesichts der andauernden globale Klimakrise, ein „neuer Blick auf das Gemeinwohl“ und damit auch auf das Weltgemeinwohl. „Wir erfahren, dass wir eine Menschheitsfamilie sind“, so Marx, „die aufeinander bezogen ist und die ohne Solidarität und, wie es Papst Franziskus sagt, ohne soziale Freundschaft und Geschwisterlichkeit keinen guten Weg in die Zukunft geht“.

Das zurückliegende Jahr 2020 müsse auch für die Kirche „ein Lernort werden für die Erneuerung ihrer Sendung“, einer Sendung, die nicht um sich selbst kreise, sondern „einsteht für die Hoffnung der Menschen, für die Zukunft der Welt“. Das alles gehe aus „von einer konkreten Lebensgeschichte, der Geschichte Jesu von Nazareth“, so Marx. (hs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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