„Allzeit gute Fahrt, Gottes Segen und eine gute Heimkehr für alle nach jedem Einsatz“! wünschte Pfarrer Paul Janßen allen Aschauer Feuerwehrleuten und segnete nach der Gedenkandacht für die verstorbenen Mitglieder der Feuerwehr in der Höhenberger Kirche das Drehleiterfahrzeug DLK 23/12. „Das Fahrzeug ist für uns mittlerweile nicht mehr wegzudenken und rückte in den letzten beiden Jahren bereits zu zahlreichen Einsätzen aus. Beim Brand in Aschau in der vergangenen Woche gelang es mit Hilfe der Drehleiter die umliegende Bebauung rund um die Brandstelle vor dem Feuer zu schützen“. Kommandant Tobias Brinkmann und sein Stellvertreter Fabian Schneikart sind begeistert von ihrem großen Fahrzeug und seinen Einsatzmöglichkeiten. „Die Heranführung einer Drehleiter aus Prien oder einer anderen Nachbarsgemeinde hätte zu lange gedauert, bis dahin hätte sich das Feuer bereits auf weitere Grundstücke in der eng bebauten Siedlung ausgebreitet“. Mit diesem Fahrzeug wurde vor zwei Jahren eine wichtige Lücke im Sicherheitskonzept der Gemeinde Aschau und des Landkreises gefüllt und ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Aschau und der Region geschaffen.
Die Segnung des Fahrzeuges sollte bereits vor zwei Jahren zeitnah bei seinem Eintreffen in Aschau oder spätestens beim großen Gründungsfest 2020 erfolgen, musste aber aus den bekannten Gründen immer wieder verschoben werden.
Es war ein langer Weg bis das Drehleiterfahrzeug im Feuerwehrhaus stand: Nachdem der Gemeinderat im Februar 2019 grünes Licht für den Kauf gegeben und die Verantwortlichen der Feuerwehr die Beschaffung in mehrere Einzellose zerlegt hatten, vergab die Verwaltung den Auftrag an die Firma Rosenbauer. Die Kosten betrugen dabei für das Fahrgestell 113764 Euro, für die Aufbauten 553231 Euro und für die feuerwehrtechnische Beladung 29992 Euro, gesamt also 696987 Euro. Für den Kauf dieser Drehleiter steuerten die Regierung von Oberbayern und der Landkreis erhebliche Mittel in Höhe von 382500 Euro bei. Der Rest von 314487 Euro verblieb bei der Gemeinde Aschau.
Nach einer intensiven Einweisung der aktiven Feuerwehrleute durch die Kommandanten stehen mittlerweile genügend Maschinisten für den Einsatz zur Verfügung. Bei dem spektakulären Brand eines Bauernhofs in Dösdorf kam die Drehleiter gleich nach ihrem Eintreffen zu ihrem ersten Einsatz, in der Folge wurde sie bereits zu weiteren Einsätzen angefordert und zuletzt war sie entscheidend bei dem Einfamilienhausbrand in Aschau.
Mit dem DLK 23/12 ergeben sich für die Männer und Frauen der Aschauer Wehr ganz neue Möglichkeiten für die Personenrettung und die Brandbekämpfung. Die Leiter lässt sich bis zu einer Höhe von 32 Metern ausfahren, damit sind die Obergeschosse aller Gebäude in Aschau erreichbar. Der Leiterpark besteht aus mehreren ineinanderliegenden Leitersegmenten, die motorisch ausgefahren werden. Er ist mit einem Drehkranz, der sich um 360 Grad drehen lässt, auf dem Fahrzeugfahrgestell befestigt. Zur Bedienung des Leiterparks befindet sich auf dem Drehkranz neben der Leiter ein Steuerstand für den Maschinisten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Leiter vom Leiterkorb aus zu steuern. Um für den Betrieb der Leiter einen stabilen Stand zu schaffen und ein Umkippen zu verhindern, werden seitliche Abstützungen ausgefahren.
Nur wenige Minuten nach dem Eintreffen und dem sicheren Aufstellen des Fahrzeugs am Einsatzort kann der Personenkorb in 70 Sekunden im Notfall an ein Gebäude angedockt werden. Der Korb bietet Platz für fünf Personen und ist für eine Belastung von bis zu 500 Kilogramm ausgelegt. Feuerwehrtaktisch kann der Korb in erster Linie für die Personenrettung genutzt werden und in zweiter für die Brandbekämpfung von oben und den Löschangriff von außen. Dafür sind spezielle Schläuche in der Fahrzeugbeladung, die so lange sind, wie die ausgefahrene Leiter. Mit ihm wird der Wasserwerfer oder das Strahlrohr im Korb versorgt. Zusammengekuppelte Schläuche können hier nicht verwendet werden, da der Schlauch auf den Leitersprossen aufliegt und eine Kupplung sich beim Ein- oder Ausfahren der Leiter sofort verhaken würde.
Weitere Einsatzmöglichkeiten sind die Beleuchtung und die Belüftung der Einsatzstelle für die eingesetzten Kräfte von oben. Zusätzlich kann die Ausrüstung zur Absturzsicherung oder zur Rettung aus Tiefen und Höhen und das Tierrettungsgerät mitgeführt werden.
Eine Drehleiter wird nach dem Einsatzkonzept des Landkreises auch überregional eingesetzt. Mit einem neuartigen Navigationsgerät im Führerhaus des Fahrzeugs kann die Drehleiter durch die Rettungsleitstelle direkt an die Schadenstelle herangeführt werden. Damit entfällt für die Besatzung die zeitraubende Orientierung im fremden Gelände und ein mögliches Verirren bei dichter Bebauung und sie kann sich voll auf den bevorstehenden Einsatz einstellen.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg