Brauchtum

Schlechinger und Chiemgauer trauern um Streichen-Wirt Franz Strohmayer

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Plötzlich und unerwartet mitten aus einem aktiven Leben verstarb im Alter von 71 Jahren Franz Strohmayer, der Streichenwirt von Schleching. Mit ihm haben seine Familie den stets Halt gebenden Mittelpunkt, die Gemeinde Schleching ein angesehenes Original und der Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte eine außergewöhnliche Trachtler-Persönlichkeit verloren.

Franz Strohmayer als Mitglied des Trachtenvereins „D´Gamsgebirgler“ Schleching war schon zu Lebzeiten eine „Trachtler-Legende“, im Alter von sechs Jahren begann er bereits mit dem Schuhplatteln. Wie er im Vorjahr zu seinem 70. Geburtstag erzählte, durfte er damals mit seinem Vater und mit seinem Bruder Hansi im Anhänger des Motorrads vom Streichen ins Tal mitfahren, um dann im Gasthof „Zur Post“ zu proben. Schöne Plattler-Erfolge erzielte er bereits   bei den ersten Jugendpreisplatteln nicht nur innerhalb seines Schlechinger Trachtenvereins, er gewann auch beim Vergleichs-Preisplatteln mit sechs Vereinen aus dem Landkreis Traunstein und er zog in die Gaugruppe des Chiemgau-Alpenverbandes ein. Als zwanzigjähriger Schuhplattler ging er zusammen mit Marika Kilius, Hans-Jürgen Bäumler und Manfred Schnelldorfer mit der Eisrevue „Im Weißen Rössl“ auf Deutschland-Tournee. Ein weiteres unvergessliches Erlebnis für ihn war die aktive Teilnahme an der Eröffnungsfeier bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Bis ins hohe Alter ist Franz Strohmayer fit geblieben, so war er im Vorjahr beim Gaupreisplatteln der Chiemgauer Trachtler in Bernau noch dabei, er war damit der älteste Teilnehmer und derjenige, der am längsten bei den Gaupreisplatteln dabei ist. Seine besondere Vorfreude galt heuer dem geplanten Gaufest in Schleching. „Zuletzt hatten wir dieses Chiemgauer Trachtenfest vor 18 Jahren in unserem Ort und Verein, heuer wollten wir es mit unserem 100jährigen Vereinsbestehen verbinden, aber durch Corona mussten die Festlichkeiten abgesagt werden. Der Franz wäre mit Eifer und Freude bei der Sache gewesen und er hätte auch noch mit seinen 71 Jahren beim Gaupreisplatteln mitgemacht“ – so Andreas Hell als Erster Vorstand der „Gamsgebirgler“, der Franz Strohmayer nicht nur als außergewöhnlich guten Schuhplattler, sondern auch wegen seiner Kameradschaft, Geselligkeit und Hilfsbereitschaft schätzte.

Franz Strohmayer kam im Gasthof Streichen oberhalb von Schleching zur Welt, dem Besuch der Volks- und Landwirtschaftsschule folgten noch Tätigkeiten bei der Baufirma Bachmann in Schleching. Seine hauptberufliche Aufgabe war aber dann bis zum überraschenden Tod die Tätigkeit als Wirt des Streichen-Gasthofes, dort, wo er zur Welt kam, dort, wo er von seiner Mutter das Kochen erlernte und dort, wo er sich über die vielen Besuche, Freunde und schönen Stunden im Kreise von Musikanten und Trachtlern erfreute. Auch für Ersten Bürgermeister Josef Loferer von der Gemeinde Schleching ist der Tod von Franz Strohmayer arg, für ihn war der Verstorbene ein guter Wirt,  ein wertvoller Mesner für die Streichenkapelle und überhaupt eine weit über den Landkreis hinaus bekannte und beliebte Persönlichkeit. Coronabedingt können die Trauerfeier und die Beerdigung von Franz Strohmayer nur im engsten Familienkreis mit Maskenpflicht und mit Abstand im Alten Friedhof von Schleching stattfinden.

Foto: Tourist-Info Schleching –  Franz Strohmayer, Streichenwirt von Schleching beim als Schuhplattler, der er von Kindheit bis ins hohe Alter war. Aufnahme  entstand beim Gaupreisplatteln 2002 in Schleching.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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