Leitartikel

Robert Rupp seit 25 Jahren Feldgeschworener – Ehrenamt auf Lebenszeit

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In Bayern gibt es ebenso wie in Rheinland-Pfalz und teilweise auch in Thüringen das Ehrenamt eines Feldgeschworenen. Diese wirken bei der Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen und Flurstücken mit, sie setzen Grenzsteine höher oder tiefer und sie ersetzen beschädigte Vermessungspunkte. In der Marktgemeinde Prien ist Robert Rupp seit 25 Jahren ein Feldgeschworener, zu dessen Jubiläum das Vermessungsamt Rosenheim und die Gemeinde Prien beim Salmerhof in Prien-Prutdorf zum Gratulieren kamen.

Insgesamt sieben Feldgeschworene hat die Gemeinde Prien, es sind dies  der langjährige  Obmann Hans Rappel, dessen Sohn Christian Rappel, Hans Winkler senior (derzeit Priener Obmann),    Hans Winkler junior,  Franz Stephan, Robert Gmeiner und eben Robert Rupp. Dieser war Nachrücker für seinen Schwiegervater Josef Höhensteiger vom Salmerhof in Prutdorf, Höhensteiger übte das Amt 32 Jahre aus. „Zum Feldgeschworenen wird man von der Gemeinschaft der Feldgeschworenen bei deren Zusammenkunft im Rathaus gewählt, dabei ist ausschlaggebend ob man das nötige Rüstzeug und Vertrauen mitbringt, der Gemeinderat stimmt den Vorschlägen der Feldgeschworenen dann noch zu“ – so Robert Rupp. Wie dieser weiter in seinem Rückblick erzählt, hat jeder Feldgeschworene sein eigenes Betreuungsgebiet. „Meinerseits ist es der Teilbereich von Prutdorf bis Siggenham, das war auch schon das Gebiet von meinem Schwiegervater vor der Gebietsreform 1978 für die damalige Gemeinde Wildenwart“. Ein Feldgeschworenen-Einsatz mit Hinweisen auf Ort und Zeit wird in der Regel 14 Tage vor einem Grundstücks-Termin durch das Vermessungsamt Rosenheim bekanntgegeben, Anlässe hierzu sind meistens Grundstücksteilungen und Bauvorhaben. „In meiner Zeit waren die großen Neubau-Baugebiete in Bachham und Atzing sowie die Straßen-Vermessung von Atzing über Stetten und Siegharting bis zur Gemeindegrenze beim Weiher in Stupfa die größten Maßnahmen, allein bei der Straße waren wir rund eine Woche lang mit dem Setzen von 130 Marksteinen beschäftigt“.  Auch bei der Suche zugewachsener oder nicht mehr gekennzeichneter Marksteine werden die Feldgeschworenen gerne zu Hilfe gerufen, aber –so Robert Rupp weiter – hier ist in der Regel das Personal vom Vermessungsamt gefordert. „Wenn zum Beispiel beim Ackern ein Stein aus seiner Position weggekommen ist, dann darf ich diesen Stein nicht ohne Vermessungsamt wieder zurücksetzen, dann muss er neu eingemessen werden“ – erklärt Rupp die genauen Bestimmungen. Seinerseits ist es noch die Aufgabe, bei Ortsterminen Protokoll über Arbeitsaufwand und Arbeitsmaterial zu führen, hier gibt es eigene Vordrucke. Einmal im Jahr gibt es entlang der Priener Gemeindegrenzen eine gemeinschaftliche Begehung von allen Priener Feldgeschworenen mit dem Bürgermeister und mit Mitarbeitern des Bauhofs sowie mit einer gleichen Delegation der Nachbargemeinde. Prien teilt sich die Grenzen mit Rimsting, Bernau und Frasdorf. Bei diesen Grenzbegehungen werden der Zustand der Grenzpfosten und Grenzsteine überprüft und gegebenenfalls werden diese ausgetauscht. „Diese einmal jährlich stattfindenden Begehungen sind gute Gelegenheiten, dass wir unsere Gemeindegrenzen näher kennenlernen und dass wir uns persönlich besser und vor Ort austauschen können“ – so Robert Rupp über diese traditionelle Einrichtung, die in der Regel mit einer von der Gemeinde spendierten Brotzeit endet und die heuer für Prien im Spätherbst mit der Gemeinde Rimsting durchgeführt wird.

Urkunde vom Finanzminister sowie Dank vom Vermessungsamt und Landrat

Zum 25jährigen Ehrenamts-Jubiläum kamen Falk Brem, Leiter des Vermessungsamtes Rosenheim und Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich zum Salmerhof nach Prutdorf. Brem bedankte sich mit einer Urkunde vom Bayerischen Staatsminister der Finanzen und für Heimat Albert Füracker bei Robert Rupp für dessen verdienstvolles Wirken als Feldgeschworener sowie mit einem persönlichen Brief von Landrat Otto Lederer. In diesem schreibt er unter anderem: „Auch in Zeiten satellitengestützter Datenerfassung ist das Ehrenamt des Feldgeschworenen von besonderer Bedeutung. Problematische Fragen zu Grenzziehungen und –verläufen lassen sich oftmals durch beste Kenntnis der Lage von Grundstücken und den Anliegern im persönlichen Gespräch lösen, wozu die Feldgeschworenen unverzichtbare Dienste leisten“.  Auch Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich würdigte den Dienst für die Allgemeinheit mit einem Präsent der Gemeinde. Der Bürgermeister erzählte dabei, dass er im Jahr 2006 in seinem ersten Lehrjahr in der Gemeinde Prien mit dem damaligen Bürgermeister Christian Fichtl bei einer Grenzbegehung von Wildenwart nach Frasdorf dabei war, darauf Robert Rupp. „Stimmt, das war im November bei Schneeregen, da kamen wir waschelnass zur Brotzeit in die Schlosswirtschaft“. Beim weiteren regen Austausch wurde daran erinnert, dass es seit dem 12. oder 13. Jahrhundert   Feldgeschworene gibt, und dass das Amt des Feldgeschworenen   eines der ältesten noch erhaltenen Ämter der Kommunalen Selbstverwaltung ist. „Den Titel eines Feldgeschworenen behält man im übrigen ein Leben lang, man ist auch dann noch Titelträger, wenn man sich auch schon zur Ruhe gesetzt hat. „Aber das ist ja bei Ihnen, Herr Rupp noch lange nicht zu erwarten“ – so Falk Brem bei der kleinen Feierstunde in der guten Stube des Salmerhofes.

Foto/s: Hötzelsperger – Robert Rupp vom Salmerhof in Prutdorf ist seit 25 Jahren Feldgeschworener für die Marktgemeinde Prien.

  • Grenzstein und Grenzpfosten in einem Waldgrundstück

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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