Wenige Monate nach seinem 5 – jährigen Bürgermeisterjubiläum (das Interview der Samerberger Nachrichten ist hier zu lesen) hat Neubeuerns Bürgermeister Christoph Schneider ein wahres Highlight in seiner Amtszeit vor der Brust: Am Freitag, den 07.02.2025 um 10:00 Uhr wird das neue Rathaus „Zur Schanz 5“ offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben, ehe ein großer Tag der Offenen Türe stattfindet. Wir haben Neubeuerns Rathauschef dazu befragt.
SN: Lieber Christoph, in wenigen Tagen steht die große Einweihung des neuen Rathauses in Neubeuern an. Was sind Deine Gedanken dazu?
Schneider: Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Der Umzug in das neue Gebäude ist für die Verwaltung der Marktgemeinde ein großer Schritt in Richtung Moderne. Wir haben jetzt räumlich und von der Ausstattung her die Chance eine zukunftsfähige und noch effizientere Verwaltung zu organisieren, die den stetig ansteigenden Anforderungen gerecht wird. Das war – wenn man ehrlich ist – im alten Rathaus an der Schlossstraße nicht möglich.

Blick in den Innenhof des neuen Rathauses bei der Euregio-Jahreshauptversammlung.
SN: Wie meinst Du das?
Schneider: So wie ich es sage. Räumlich waren wir beengt, wir hatten keine Trennung zwischen den Abteilungen und die Büroeinteilung war nicht logisch Schlüsselpositionen wurden zum Teil auf wenige Quadratmeter gesetzt, es gab mit Ausnahme des Sitzungssaals keine Besprechungsräume und auch Neueinstellungen oder das Ausbilden waren vom Platz im verwinkelten Gebäude nicht mehr möglich. Letztlich haben auch die Schadstoffbelastungen, die teilweise in Büros gemessen wurde, viele Mitarbeiter verunsichert. Auch wenn wir prinzipiell eine gute Verwaltung haben, unterbewusst ist da die Leistungsfähigkeit mit Sicherheit eingeschränkter.
SN: Ok, dann gibt es eigentlich nur noch einen Blick nach vorne, oder?
Schneider: Absolut. Den Blick in das alte Rathaus verbunden auch mit sehr emotionalen und teilweise politisch unruhigen und negativ behafteten Zeiten gilt es jetzt endgültig ad acta zu legen. Dinge wie der Kastanienstreit und emotionale Verletzungen dürfen ab sofort nicht immer wieder aufgerollt werden, wenn die Leute über die Gemeinde Neubeuern sprechen. Der Blick geht in die Zukunft. Wir brauchen da auch eine Art neues Selbstverständnis.

Christoph Schneider mit seiner Frau
SN: Erzähle uns von den neuen Räumlichkeiten!
Schneider: Nach etwa zwei Monaten im Gebäude gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Wir sind noch am Einleben, aber das Potenzial, die Struktur und die Großzügigkeit ist einfach unglaublich positiv und gibt uns langfristig gesehen alle Möglichkeiten. Ich bin mir sicher, dass wenige Gemeinden in unserer Größenordnung die Möglichkeit haben auf so ein Gebäude zu schauen. Die Mitarbeiter haben Platz, können sich ausbreiten, es gibt viele Besprechungsmöglichkeiten und auch ein Mitarbeiterzuwachs oder eine qualitativ gehaltvolle Ausbildung stellen in den nächsten Jahrzehnten kein Problem dar. Das Gebäude ist modern und durch die Glasfassade transparent, so wie es auch eine Gemeindeverwaltung 2025 sein sollte.
SN: Wie kommt das Gebäude in der Bürgerschaft an?
Schneider: So ein richtiges Feedback wird es erst am Tag der Offenen Türe geben. Insgesamt ist die Meinung aber überwiegend positiv. Ein Gebäude dieser Art und Qualität zu revitalisieren, einen Leerstand auszumerzen und daneben einen Millionenbeitrag einzusparen, gleichzeitig aber auf Jahrzehnte Wachstumspotenzial zu haben, kann man ja nicht groß infrage stellen. Gleichwohl ist das Gebäude für die Bürger und Angestellten auch eine Umgewöhnung. Der ein oder andere Bürger wirkt schon auch etwas überfordert, wenn er seinen Behördengang vornimmt und ins neue Rathaus reinkommt. Das geht uns Angestellten ja auch noch so, wenn wir die neue Technik nutzen wollen oder uns an der Bürotür irren (schmunzelt).
SN: Stichpunkt Kosten. Man hört ja, dass neue Rathäuser aktuell auch immer wieder sehr kontrovers in Anbetracht der Baukosten diskutiert werden. Wie ist das bei Euch?
Schneider: Auch bei uns wird trotz des Millionenersparnis sehr offen im Gemeinderat damit umgegangen. Wir haben am Ende nach Abzug der Förderung für das neue Gemeindeamt beim Erwerb und Umbau einen Betrag von 7,5 – 7,8 Millionen Euro ausgegeben. Wenn man diese Zahl hört, dann schluckt man auch nochmal, überhaupt keine Frage. Letztlich muss man die Zahl aber auch relativieren, denn in den Kosten steckt ein Grundstückswert von rund einer Million Euro (der Standort am alten Rathaus wird frei), wir haben das Thema Heizung- und Lüftungsanlage vollständig mit einer Umrüstung auf eine Grundwasserwärmepumpe gelöst und daneben für die Gemeinde auch einen Saal für bis zu 199 Besucherinnen und Besucher dazugewonnen. Ferner nutzt die Kirchengemeinde einen Raum im Rathaus mit und wir haben noch ein Großraumbüro zur externen Vermietung. Das ist mehr als eine bloße Verwaltung. Wenn ich jetzt auf Neubauten von Rathäusern blicke, die mit 11 – 12 Millionen Euro projektiert werden, und das auf gemeindeeigenen Grundstücken, dann lässt sich es als Bürgermeister wieder leichter einschlafen (lacht). Und bei der Kostenfrage muss man meines Erachtens auch noch die Arbeitszeit und die Zeit des Prozesses ansetzen, welche sich durch den Umbau reduziert hat. Zwischen Erwerb und Einzug lagen ja gerade einmal 17 Monate, in der Zeit hat man beim Neubau vielleicht den Architektenwettbewerb und die Bürgerbeteiligung erst abgeschlossen. Nach einer Eingewöhnung und der Bereinigung der Arbeit, die sich in den letzten 3-4 Monaten etwas angestaut hat, sind wir ziemlich schnell wieder für den Bürger da.
SN: Hand aufs Herz, was stört Dich am neuen Zuhause?
Schneider: Ganz ehrlich, so richtig eigentlich nichts. Natürlich müssen sich manche Dinge einspielen, aber die kriegen wir auch in den Griff. So richtig problematisch ist eigentlich nur die Parkplatzsituation, wenn mal was Größeres im Rathaus stattfindet. Da muss man mittel- bis langfristig noch eine Lösung finden. Im Sommer relativiert sich das aber auch schon wieder, da die Parkplätze an der Beurer Halle über den Fußweg am Schloßberg doch fußläufig sind.
SN: Am Freitag findet der Tag der Offenen Türe statt, was ist da geboten?
Schneider: Wir haben uns mit unseren Angestellten eine Menge einfallen lassen. Die Bürgerinnen und Bürger können in der Zeit von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr das Gebäude besichtigen. 2. Bürgermeister Sattelberger und ich bieten Führungen durch das Gebäude an, der Gemeinderat und die Fachbereiche der Verwaltung stellen sich aber auch vor und der Bürger kriegt viele Informationen und Einblicke in unsere tägliche Arbeit.
SN: Nenne uns ein paar Beispiele!
Schneider: Einige Gemeinderäte werden unter der Federführung von Konrad Stuffer (CSU) und Christina zur Hörst (FW) im neuen Sitzungssaal über die Arbeit des Gemeinderats referieren und erläutern, wie sich das Gremium zusammensetzt und wie es funktioniert. Unsere Hauptamtsleitung Frau Bayer, die für das Thema Personalgewinnung zuständig ist, präsentiert die Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten in unserer Gemeinde, Herr Niederthanner aus dem Steueramt wird eine Sprechstunde zur Grundsteuerreform abhalten. Auch das Standesamt oder die Bauverwaltung haben sich was überlegt. Man wird da einfach Hintergrundinfos über die tägliche Arbeit in der Gemeinde erfahren und mit Informationen rausgehen, die man zuvor noch nicht hatte.
SN: Was ist beim Festakt geboten?
Schneider: Am Vormittag haben wir natürlich eine offizielle Weihe mit unseren Pfarrern und geladenen Gästen. Neben den üblichen Ehrengästen sind auch die Vereinsvorstände Neubeuerns anwesend, das war uns auch wichtig, weil Gemeinde und Vereine immer eng zusammenarbeiten. Eine Festrede wird es dem Anlass gerecht auch geben. Der Bezirksvorstand des Bayerischen Gemeindetags in Oberbayern und Bürgermeister von Oberhaching Stefan Schelle wird ausgehend von dem neuen Verwaltungsgebäude über den Stellenwert einer kleinen Gemeinde in diesen doch sehr bewegenden Zeiten sprechen. Darüber freue ich mich sehr.
SN: Weg von der Rathauseröffnung…. Die Gemeinde schaut auf viele Entwicklungen in den letzten Jahren, was passiert jetzt noch bis zur Kommunalwahl und wie geht es dann weiter?
Schneider: 2025 wird in meinen Augen das Jahr der Bauleitplanung. Hier gibt es einige Verfahren (u.a. Hinterhörer Straße, Auerhofumnutzung, Erweiterung Gewerbegebiet Heft, Bauhof- und Tennisplatzverlagerung) anzuschieben und daneben die neu geschaffenen Strukturen und Arbeitsprozesse ausgehend vom neuen Rathaus zu etablieren. Und dann ist ohnehin ziemlich schnell das Jahr wieder vorbei.

Der Innenhof des Rathauses bei einer Euregio-Veranstaltung.
SN: Du sagst es. Ab Spätsommer werden dann alle schon in Richtung Kommunalwahlen schauen, die am 08. März 2026 stattfinden. Wie sehen Deine persönlichen Ambitionen aus?
Schneider: In den letzten Wochen habe ich da auch schon lange darüber nachgedacht. Ich würde mich 2026 wieder gerne zur Verfügung stellen und an dem eingeschlagenen Weg in Neubeuern weiterarbeiten. Es sind noch viele Angelegenheiten weiterzuführen und Ideen in meinem Kopf, sodass ich mit voller Kraft noch sechs Jahre für die Gemeinde weiterarbeiten möchte. Voraussetzung ist aber in jedem Fall, dass mich die ein oder andere politische Gruppierung, die im Gemeinderat vertreten ist, auch mitträgt und auf eigene Kandidaten verzichtet. Das wäre mir persönlich wichtig. Meine Arbeit – so selbstbewusst bin ich- hat sich in erster Linie dadurch ausgezeichnet, dass es keine Partei- oder Gruppierungsgrenzen gibt. Das habe ich auch 5 Jahre so durchgezogen und soll in einer möglichen zweiten Amtszeit auch wieder so sein.
Fotos: Rainer Nitzsche