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Pflegebedarfsprognose für Landkreis Rosenheim

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Rosenheim wird aufgrund des demografischen Wandels bis 2031 auf über 13.600 Personen steigen. Das ist ein Plus von rund 38 Prozent. Das geht aus einer Untersuchung des Institutes für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik, kurz SAGS hervor, die jetzt (27.04.2022) im Kreisausschuss und Kreistag vorgestellt wurde. Das Institut untersuchte in der Pflegebedarfsprognose zwei Szenarien, die Status-Quo-Variante aufgrund der sich entwickelnden Bevölkerungszahlen und die Varianten „ambulant vor stationär“, bei der stärker versucht wird, es älteren Menschen zu ermöglichen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben.

Wie Christian Rindsfüßer, Statistiker beim Institut SAGS bei seiner Präsentation sagte, werde bei der „Status-Quo“-Variante mit einem Anstieg der zu Hause lebenden pflegebedürftigen Menschen von 5.985 im Jahr 2021 auf 7.995 im Jahr 2031 gerechnet. Die Zahl der Personen in den stationären Einrichtungen steigt innerhalb von zehn Jahren von 3.426 auf 5.030 Menschen.Bei der Prognose-Variante „ambulant vor stationär“ wird damit gerechnet, dass die Zahl der Personen, die in einem Alten- und Pflegeheim leben, nur von 3.426 auf 3.934 Personen steigt. Das sind rund 1.096 Senioren weniger als in der Status-Quo-Variante. Dafür steigt die Zahl der zu Hause lebenden pflegebedürftigen Menschen von 5.985 auf 9.091 Personen im Jahr 2031. Wie Rindsfüßer sagte, sei der Landkreis bei den stationären Pflegeeinrichtungen im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt derzeit überdurchschnittlich gut aufgestellt. Aktuell verfügt der Landkreis über 50 stationäre Einrichtungen mit 3.608 Pflegeplätzen. Ein wichtiger Schlüssel für die Zukunft sei aber der Ausbau der Plätze in der Kurzzeit- und in der Tagespflege. Wenn man es ermöglichen will, dass pflegebedürftige Menschen länger zu Hause leben können, müsse man den pflegenden Angehörigen eine entsprechende Unterstützung und Entlastung anbieten, sagte Rindsfüßer. Gehe man von der Variante „ambulant vor stationär“ aus, so müssten in zehn Jahren 405 Personen in der Tagespflege versorgt werden. Das wären 182 Pflegebedürftige mehr. In der Kurzzeitpflege würden 185 zusätzliche feste Plätze gebraucht, um der erwarteten Nachfrage gerecht werden zu können.   Ein Problem beim Erreichen dieser Ziele sei der Personalmangel in den Pflegeberufen. Bei der Personalgewinnung sieht der Experte des Institutes SAGS einen wichtigen Punkt in der umfangreichen Liste an Handlungsempfehlungen. Neben der Anerkennung von Abschlüssen aus dem Ausland, besseren Arbeitsbedingungen und einer angemesseneren Bezahlung sei ein wichtiger Faktor für die Personalgewinnung das Angebot an bezahlbarem Wohnraum. „In allen Bereichen, in denen keine Spitzengehälter gezahlt werden, muss man sich Gedanken machen, wo die Leute wohnen sollen“, so Rindsfüßer. Er geht davon aus, dass auch ehrenamtliches Engagement in der Zukunft noch mehr gefordert sein wird, damit sich die Fachkräfte in den Einrichtungen, den Pflegediensten und Wohngemeinschaften mehr auf ihre eigentliche Arbeit, die Pflege der Senioren konzentrieren können. „Die Lage wird von Jahr zu Jahr schwieriger werden. Wir müssen alte Denkstrukturen ändern und es werden sehr viel Kreativität und Einzellösungen nötig sein, um dieser Entwicklung gerecht zu werden.“ Er betonte aber auch, dass die vorgestellte Pflegebedarfsprognose nur ein Teil des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes des Landkreises sei. Hier würden viele Themenfelder ineinandergreifen. Der Kreistag stellte den im Pflegebedarfsgutachten aufgezeigten längerfristigen Bedarf an Pflegeeinrichtungen als bedarfsgerecht verbindlich fest. Landkreise und kreisfreie Kommunen als zuständige Aufgabenträger haben nach dem Gesetz darauf hinzuwirken, dass bedarfsgerechte Pflegedienste, teilstationäre Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen zur Kurzzeitpflege sowie vollstationäre Einrichtungen rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen.

Demographischer Wandel als Chance und Herausforderung

Die Bevölkerung im Landkreis Rosenheim wird bis 2040 um knapp 18.500 Menschen wachsen. Damit steigt die Gesamtzahl auf rund 279.000 Bürger an. Das geht aus einer aktuellen Prognose des Institutes für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik, kurz SAGS hervor, die jetzt (27.04.2022) im Kreistag vorgestellt wurde. Besonders berücksichtigt wurden bei der Untersuchung die relevanten Altersgruppen für die Jugend- und die Altenhilfe. Stichtag war der 31. Dezember 2020. Neben dem aktuellen Bestand flossen Annahmen über das Geburtengeschehen, die zukünftige Sterblichkeit und das altersabhängige Wanderungsverhalten in die Prognose ein. Wie der Sozialplaner des Landkreises, Jürgen Laupheimer, bei seiner Präsentation sagte, werde die Zahl der unter 20-Jährigen stagnieren, die Zahl der 20- bis 59-Jährigen gehe in den kommenden 18 Jahren um drei bis vier Prozent zurück. Laut der Prognose wird auch bei den Kindern im Vorschulalter langfristig ein Rückgang erwartet. Aufgrund der Zuwanderung wird die Zahl der Kinder im schulpflichtigen Alter aber weiter kontinuierlich zunehmen. Bei der Zahl der jungen Erwachsenen im Alter von 21 bis 25 Jahren wird hingegen mit einem deutlichen Rückgang gerechnet, da diese Altersgruppe zum Studieren oder Arbeiten in größere Städte gehen wird. Bis zum Ende der Zwanziger-Jahre wird ein Rückgang um rund 13 Prozent erwartet.

Ein völlig anderes Bild zeigt sich hingegen im Bereich der Senioren. Hier wird der Anteil in der Bevölkerung bis 2040 deutlich steigen. Bei der Altersgruppe der 60 bis 79-Jährigen wird ein Anstieg um knapp 30 Prozent prognostiziert. Bei den über 85-Jährigen rechnet das Institut mit einem Anstieg um über 60 Prozent, bei den über 90-Jährigen sogar mit einer Verdoppelung. Im Jahr 2040 werden im Landkreis Rosenheim voraussichtlich pro Jahr rund 2.000 Menschen mehr sterben, als neu geboren werden.Der demografische Wandel ist eine zentrale Herausforderung für die Region und hat Einfluss auf fast alle Lebensbereiche. Der Demografie-Bericht ist die Grundlage für weitere Planungen in der Jugend- und in der Altenhilfe. Für die Verwaltung bedeutet dies nun, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und entsprechende Handlungsempfehlungen zu entwickeln, sagt Laupheimer.

Bericht: LRA Rosenheim

Foto: Rainer Nitzsche

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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