In Südostbayern gibt es etwa 2500 Böllerschützen – Der Alzgau Trostberg war Ausrichter der Böllertagung Süd-Ost Oberbayern in Kienberg
Bei der Böllertagung des Schützenbezirks Oberbayern im Gasthaus zur Post in Kienberg ging es unter anderem um das große oberbayerische Böllertreffen in Seeon. Es findet am 20. September anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Schützen-Alzgaus Trostberg statt. Dazu erwartet dazu mehrere hundert Schützen aus dem gesamten Regierungsbezirk, wie Gauschützenmeister Anton Hochreiter berichtete. Die Seeoner Schützen feiern heuer ihr 150 jähriges Bestehen und stellen ein Festzelt für 900 Personen auf, das auch für das Oberbayerische Böllerschützentreffen genutzt werden kann. Im Alzgau Trostberg gibt es derzeit neun Böllerschützengruppen. Sie machten zur Eröffnung des Jubiläumsjahres lautstark auf die Tradition des Böllerschießens aufmerksam, denn sie schossen es am Neujahrstag um 12 Uhr mittags in ihren jeweiligen Gemeinden an, berichtete Hochreiter weiter.
„Das Durchschnittsalter der Böllerschützen liegt bei über 50 Jahren“, bedauerte Hochreiter. Um wieder mehr junge Leute für diese Tradition zu begeistern wäre es wünschenswert, dass man schon ab 18 Jahre Böllerschütze werden kann statt den bisher erforderlichen 21 Jahren. Schließlich dürfe man mit Großkaliberwaffen auch schon mit 18 Jahren schießen.
In der Tagung im Gasthaus zur Post freute sich der Referent für die Böllerschützen Süd-Ost Oberbayern, Sebastian Hering aus Eggstätt über den guten Besuch. Erörtert wurden zunächst interne Fragen wie die aktuelle Situation bei den Beschussämtern und auf der Schießanlage in München-Hochbrück sowie versicherungstechnische Regelungen. Hering berichtete, dass der Bayerische Sportschützenbund (BSSB) in allen Sparten rund 500000 Mitglieder hat. Davon sind im Bezirk Oberbayern 152000 gemeldet. In ganz Bayern gebe es etwa 10000 Böllerschützen Sebastian Hering berichtete weiter, dass 15 Böllerschützen am 6. Januar das Jubiläumsjahr 1100 Jahre Gemeinde Eggstätt angeschossen haben.
Am 4. Juli wird der Schützengau Rosenheim einen Tag des Sports begehen. Dabei soll auch die ganze Bandbreite des Schießsports vorgestellt werden. Geplant sei dabei auch ein Böllertreffen im Festzelt mit Besuch der Haberfeldtreiber, berichtete Böllerreferent Christian Lack.
Die stellvertretende Bezirksschützenmeisterin Elisabeth Maier wünschte sich in ihrem Grußwort einen höheren Frauenanteil bei den Böllerschützen. Von den 67 Schützen, die vor dieser Zusammenkunft am Kienberger Sportplatz geschossen haben, seien nur fünf Frauen gewesen, merkte sie kritisch an. Elisabeth Maier ehrte zwei Böllerschützen mit dem Bezirksehrenabzeichen in Silber: Rita Wagner vom Schützenverein Kienberg, die seit 1990 in der Böllergruppe und auch als Schriftführerin tätig ist, sowie Josef Wagner, der seit 1985 der Böllergruppe des SV Kienberg angehört.
Der Vorsitzende der Vereinigten Weihnachtsschützen Berchtesgaden, Thomas Holm, sagte, er hatte heute als Zuschauer eine neue Perspektive auf die Böllerschützen. Was ihm sofort aufgefallen sei: „Böllerschießende Frauen gibt`s ned in Berchtesgaden.“ Holm berichtete, die Vereinigten Weihnachtsschützen Berchtesgaden bestehen aus 17 Weihnachtsschützenvereinen mit zusammen 3800 Mitgliedern. Es gebe eine Regelung mit dem Landratsamt, dass Böllerschützen ab 18 Jahre drei Jahre lang unter Aufsicht zum Beispiel von Vater oder Großvater Böller schießen dürfen; ab 21 Jahren dann ohne Aufsicht. Dank dieser Regelung gebe es einen regen Zulauf an Jungschützen. An Weihnachten zum Christkindlanschießen stehen bis zu 1700 Schützen an den Ständen. Das Christkindlanschießen ist eine jahrhundertealte Tradition in Berchtesgaden. Der Brauch das Christkindlschießen sei bei der Bevölkerung beliebt und anerkannt.
Der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Sebastian Friesinger, der in seinem Grußwort den hohen Wert des Ehrenamts hervorgehoben hatte, wurde in der Versammlung um eine Stellungnahme zum Messerverbot gebeten. „Wie sieht’s mit der Lederhose und der Messerverordnung aus?“, lautete die Frage an den Abgeordneten. Man ist der Meinung, Jäger und Trachtler seien nicht das Problem. Sebastian Friesinger sagte, man sollte auf größeren Festen auf das Mitführen der Messer verzichten. Leider gehe dies jedoch zu Lasten der Tradition. Aus der Versammlung heraus wurde bemängelt, dass der Begriff Schütze in der Presse meist in negativen Schlagzeilen verwendet werde. Auch das Wort Böller werde oft statt Pyrotechnik nicht korrekt durch die Presse vermittelt.
Bericht: Klaus Oberkandler – Bilder: Michael Alversammer / Schützengilde Traunwalchen