Kultur

Konrad Hamberger spielt „Bruder Konrad“ in Bad Endorf – Interview

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Theatergesellschaft Bad Endorf besteht bereits seit dem Jahr 1790. Unter den zahlreichen Laienspielgruppen Bayerns nimmt sie eine Sonderstellung ein. Alljährlich im Frühsommer lädt sie ein zum religiösen Schauspiel in das Theaterhaus an der Rosenheimer Straße. Premiere ist stets am Pfingstmontag, dann folgen mehrere Aufführungen über zirka fünf Wochen. Heuer wurde mit großem Erfolg unter Spielleiter Werner Hofmann, Gemeindereferent im Pfarrverband Westliches Chiemseeufer „Irmengard vom Chiemsee“ zur Aufführung gebracht. Für das Jahr 2024 wird es einen wiederum weit bekannten Heiligen in der Glaubensregion Oberbayern geben. Paula Aiblinger, langjährige Darstellerin und mehrfache Autorin hat sich dem Heiligen Bruder Konrad von Altötting gewidmet – und freut sich, dass das Stück bzw. das Manuskript jetzt fertig ist. Hauptdarsteller ist Konrad Hamberger – ein Gespräch.

Mit Leidenschaft beim Theater dabei

Mit sechs Jahren stand Konrad Hamberger zum ersten Mal auf der Bühne des Bad Endorfer Volkstheaters. Gespielt wurde Bruder Konrad, die Geschichte des “ewigen Pförtners” von Altötting, der 1849 dem Kapuzinerorden des St. Anna-Klosters beitrat und am Pfingstsonntag 1934 heilig gesprochen wurde.

Im Jahr 2024, genau 90 Jahre nach der Heiligsprechung, steht der inzwischen 45 Jahre alte Konrad Hamberger erneut auf der Bühne. Dieses Mal übernimmt er die Hauptrolle in “Bruder Konrad – Mit großem Vertrauen”, das die Theatergesellschaft Bad Endorf vom 20. Mai bis 23. Juni 2024 im Volkstheater Bad Endorf aufführt.

Im Interview erklärt Hamberger, was ihn dazu bewegt bei religiösen Theaterstücken mitzuspielen und wie es ist, den eigenen Namenspatron zu verkörpern.

Konrad, als Du von Spielleiterin Paula Aiblinger gefragt wurdest, ob Du Bruder Konrad spielen willst, hattest Du ein Leuchten in den Augen:

Ja, das stimmt. Genauso wie mein Vater bin ich nach dem Heiligen Bruder Konrad von Parzham benannt. Als ich im Theater Bad Endorf mit 6 Jahren angefangen habe, war Bruder Konrad das erste Stück, bei dem ich mitgespielt habe. Es ist für mich eine große Ehre, meinen eigenen Patron darstellen zu dürfen.

Was fasziniert Dich, was begeistert Dich, was findest Du herausfordernd an Bruder Konrad von Parzham?

Vor allem beeindrucken mich seine 100 Prozent Gottvertrauen und seine Ergebenheit zu Gott. Er hat sein ganzes Leben, im Grunde 24 Stunden am Tag Gott geweiht. Sein Vertrauen war: Gott wird es schon lenken. Es waren auch damals keine leichten Zeiten. In seiner Zeit als Pförtner hatte er diese Ruhe, für jeden ein offenes Ohr, auch wenn sie ihm die Bude eingerannt haben. Im Grunde war er durch nichts aus der Ruhe zu bringen, auch nicht durch den Widerstand seiner Mitbrüder. Er hat immer das Vertrauen gehabt: „Was man den Armen gibt, kommt wieder rein“. Um Gott gerecht zu werden, hat er hat auch in der Nacht gebetet, hatte oft nur 2-3 Stunden Schlaf.

Darf man kritisch nachfragen? Um Gott gerecht zu werden? Nur 2-3 Stunden Schlaf? Das klingt sehr extrem!

Das war ja schon übertrieben und nicht gesund aus heutiger Sicht, aber auch sein Guardian hat das ja damals schon gesagt und ihn ermahnt. Konrad hat schon den ganzen Tag Gott gewidmet und die Nacht hat er dann auch noch gebetet für andere. Er wollte Gott immer nah sein. Er hat ja so viel Gutes getan, hat versucht den Hunger aller zu stillen. Vor allem lagen ihm die Kinder am Herzen. Wenn sie vor der Schule kamen, dann bekamen sie immer was zu essen, aber er hat auch immer mit ihnen gebetet. Konrad hat alle Leute ermutigt auf Gott zu vertrauen. Auch wenn ihn Leute beleidigt haben, ausfällig geworden sind, blieb er ruhig.

Es waren andere Zeiten, als der Konrad gelebt hat. Kann der Hl. Konrad für unser Leben in der heutigen Zeit etwas sagen?

A bisserl mehr Bruder Konrad in der heutigen Zeit würde nicht schaden. Auf die Armen mehr schauen, das Selbstlose wieder stärken. Heutzutage gilt halt höher, größer, weiter. Bruder Konrad sind halt einfach die Armen und die Kinder am Herzen gelegen, bei uns geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Sein Credo war: „Wer was hat, soll den Armen was geben“. Und natürlich diese Gelassenheit, dieses Gottvertrauen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sich nicht über etwas aufregen das nichtig ist. Und besonders seine Menschensicht: in jedem Menschen das Gute sehen. Wenn ein Mensch böse zu ihm war, dann dachte er: Er hat einen Grund, warum er so ist und wir schauen, wie wir ihm helfen können.

Bruder Konrad war vor seinem Klostereintritt Hoferbe und Bauer in Parzham, mit bürgerlichem Namen Hans Birndorfer. Wie siehst Du hier den Zusammenhang zwischen dem Heiligen und seiner Herkunft?

Mit Sicherheit hat ihn das Bodenständige in der Landwirtschaft sehr geprägt. Er ist mit vielen Geschwistern aufgewachsen. Seine Eltern haben sehr viel wert auf das Gebet gelegt, er hat von Grund auf das Vertrauen auf Gott mitbekommen. Vor allem in der Winterzeit wurde der Rosenkranz oft gebetet. Der junge Hansl ist so aufgewachsen, war so begeistert, dass er das auch im außerhöfischen Leben weiter gemacht hat, zu Kapellen gewandert ist und auch andere Kinder zum Beten animiert hat.

Du bist ein erfahrener Theaterspieler, auch Hauptrollen hattest Du schon. Wie gehst Du in Deiner Vorbereitung vor, was ist Dir wichtig?

Meine „Hauptquelle“ in der Vorbereitung ist unsere Autorin und Spielleiterin Paula Aiblinger. Sie hat sich monatelang mit Bruder Konrad beschäftigt und mich bereits mit Büchern versorgt. Ich versuche, mich in die Person hinein zu versetzen, sie zu verstehen. Momentan befinde ich mich sozusagen in der Theoriephase. Richtig los geht es dann beim Proben ab Februar, wenn wir auf der Bühne sind.

Was macht für Dich das Theater Endorf aus, Du bist schon dabei, seit Du 6 Jahre alt bist:

Der Zusammenhalt von ganzen Generationen, 3-90 Jahre, ca. 70 Leute auf der Bühne, ungefähr 100 Mitwirkende.  Wie das Theater entsteht von der ersten Probe bis zu den Aufführungen, vom Schreiben des Stücks bis zur Rollenverteilung, Leseprobe und die Entwicklung des Stücks. Es ist immer schön dabei zu sein. Die Einzigartigkeit des Endorfer Theaters seit über 230 Jahren. Ich bin einfach stolz, ein Teil davon zu sein.

hö-Foto: Konrad Hamberger beim Bad Endorfer Theaterhaus – weitere Informationen: www.theater-endorf.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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