Kultur

Kolbermoor und die Schmiede

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Alle zwei Jahre verwandelt sich Kolbermoor in eine Hochburg der Schmiede. Die „Biennale“ lockt Tausende Besucher in die Stadt. Normalerweise. Aber was ist in Zeiten von Corona schon normal. Auch 2021 kann die Veranstaltung nicht stattfinden, nachdem sie bereits 2020 abgesagt werden musste. Wie es jetzt weitergehen soll und warum das Schmiedehandwerk überhaupt eine so große Rolle in Kolbermoor spielt, darüber haben wir mit Christian Poitsch vom Kolbermoorer Stadtmarketing gesprochen.

Frage: 2001 wurde der Ring der Europäischen Schmiedestädte gegründet. Kolbermoor war maßgeblich daran beteiligt. Wie kam es dazu?

Antwort: Kolbermoor war immer schon stark von der Industrie geprägt, denken wir nur an die Baumwollspinnerei. Ohne das Schmiedehandwerk ging es auch bei uns zu keiner Zeit. Darüber hinaus geht es beim Ring der Europäischen Schmiedestädte aber auch um Begegnung, Freundschaft, Austausch über Grenzen hinweg.

Frage: Und das Bindeglied dafür sind Eisen und Metall?

Antwort: Genau so ist. Aktuell sind im Ring der Europäischen Schmiedestätte 18 Städte und Gemeinden aus elf Nationen vereint. Jeder dieser Orte hat etwas mit Eisen und Metall zu tun. Manchmal aktuell sichtbar, manchmal aber auch als Teil der Geschichte.

Frage: Normalerweise finden regelmäßig Treffen des Rings statt. Wie kann man sich diese vorstellen?

Antwort: Die Jahresversammlungen finden jedes Jahr für zwei bis drei Tage in einer der beteiligten Städte und Gemeinden statt. Natürlich geht es bei diesen Treffen um viele Fragen rund um das Schmiedehandwerk. Aber auch die Geselligkeit hat ihren Platz. Man hat Spaß und diskutiert über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Ländern.

Frage: Sie waren in der Vergangenheit ja auch schon ein paar Mal bei einem dieser Treffen dabei. Was hat Ihnen daran besonders gefallen?

Antwort: Die große Verbundenheit der Schmiede. Das kenne ich so von keinem anderen Handwerk. Es ist wie in einer großen Familie.

 

Frage: Im Jahr 1996 fand die erste „Biennale der Schmiede“ in Kolbermoor statt. Seitdem gibt es diese Veranstaltung alle zwei Jahre. Sie hat sich mittlerweile als großes Event etabliert, das Besucher aus der gesamten Region anlockt. Was macht den Erfolg aus?

Antwort: Für die Fachvorträge und Workshops reisen in der Vergangenheit so bekannte Schmiedemeister wie Havard Bergland an, einem der berühmtesten Schmiede Norwegens. Außerdem gibt es mit den Ausstellungen und Vorführungen auch für Laien viel zu bestaunen. Selbst Kinder haben ihren Spaß, wenn sie sich beispielsweise mit fachlicher Hilfe selbst einen Schmuck- oder Schlüssel-Anhänger schmieden dürfen.

Frage: Leider muss das Schmiedetreffen heuer erneut aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Wie geht es nun weiter?

Antwort: Wir planen ab sofort für das das kommende Jahr – die BIENNALE wird vom 4. Bis 7. August 2022 stattfinden. Ein kleiner Nebenaspekt der erneuten Verschiebung ist, dass wir damit wieder in der Taktung sind, allerdings dann schon mit vierjähriger Pause.

Frage: Ist das ein Problem?

Antwort: An sich nicht – aber aufgrund von Corona konnten jetzt zwei Jahre lang keine präsenten Treffen mehr stattfinden. Das macht ein Miteinander schwieriger. Hoffentlich lassen sich Freundschaft und Verbundenheit nach dieser langen Pause wieder da anknüpfen, wo wir vor Corona waren.

Das Interview führte Karin Wunsam   – Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Foto 20180803_101051.jpg – Kinder beim Schmieden : Foto: Stadtmarketing Kolbermoor

Foto: Hoenig-Bullermann: Hephaistos-Verlag

Foto: Schmiedezelt_0962.JPG:Hephaistos-Verlag

Foto: Kolbermoor 2014: Holnsteiner


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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