Land- & Forstwirtschaft

Klimaerwärmng und Rosenheimer Almen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der fortschreitende Klimawandel stellt auch die Rosenheimer Almbewirtschafter vor neue Herausforderungen.   Neben dem früheren Ende des Winters wirkt sich die steigende Durchschnittstemperatur deutlich auf die Vegetation aus. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist seit 1940 um etwa 0,8 °C gestiegen. In den Bergen liegt der Effekt sogar bei ca. 1,6 °C. Dies ist darin begründet, dass die vielen Felsbereiche ähnlich wie in den Städten die Wärme über den Tag speichern und während der Nacht wieder abgeben. Betrachtet man die Niederschlagsmengen und vernachlässigt man jährlich wechselnde Wetterextreme wie z.B. Starkregenereignisse und Sommertrockenheit, fällt nahezu gleich viel Niederschlag wie im Jahr 1940.

Wasser und Wärme sind die Voraussetzung für Pflanzenwachstum. Dies führt dazu, dass bei gleichbleibend guter Wasserversorgung in Verbindung mit steigenden Durchschnittstemperaturen mehr wächst als früher. Die Folge ist, dass die traditionellen Auftriebstermine nicht mehr stimmen und mehr Weidevieh als früher benötigt wird, damit die Almflächen offengehalten werden können. Aber nicht nur das erschwert die Almbewirtschaftung. Immer wieder vorkommenden Wetterextreme wie z.B. Sommertrockenheit führen dazu, dass das Wasser für die Viehtränken knapp wird. Versiegen die Quellen muss sehr aufwendig Wasser vom Tal auf die Almfläche transportiert werden. Wo das nicht möglich ist, muss das Vieh zurück ins Tal getrieben und eingestallt werden. Die Almweiden sind ein „Hotspot der Biodiversität“. Durch ihren Strukturreichtum können auf sehr begrenzten Raum enorm viele verschiedene Lebensräume geschaffen werden. Almweiden sind Flächen, die von Menschenhand geschaffen wurden. Es ist eine Kulturlandschaft, die einen der höchsten Beiträge für die Artenvielfalt liefert. Werden keinen Anpassungen vorgenommen wachsen diese wertvollen Almflächen zwangsläufig zu. Damit verbunden ist der Verlust von vielen Pflanzen- und Insektenarten, aber auch der Verlust von Lebensräumen wie z.B. für das Birkwild oder anderen Säugetieren und Vögeln.

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF) setzt unter diesem Hintergrund auf Spezialberatung für Almbauern. Der Almfachberater Christian Tegethoff steht allen Rosenheimer Almbäuerinnen und Almbauern bei jeglichen Fragen zur Almwirtschaft zur Verfügung. Anpassung des Weide- und Wassermanagements an die Klimaveränderungen ist sein Spezialgebiet. Tegethoff steht dabei in engem Austausch mit der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die sich mit Siegfried Steinberger schon lange mit diesen Veränderungen beschäftigen. Zu einem standortangepassten Weidemanagement gehört neben dem rechtzeitigen Auftrieb der Tiere auch die Anpassung der Tierzahl auf das größere Futterangebot und die Unterteilung der Almweidefläche in einzelne Koppeln, um gleichmäßig die Almflächen abweiden zu können. Gleichzeitig werden dadurch auch Weideruhezeiten geschaffen, in denen die Tiere in einzelnen Koppeln nicht fressen. Dies führt dazu, dass die blühenden Arten auch ihre Blütenbracht über das ganze Jahr zeigen und entwickeln können. Almbeweidung ist auch gelebter Naturschutz.

Bericht und Foto: Amt für Landwirtschaft –  Almfachberater Christian Tegethoff (rechts) erläutert interessierten Zuhörern auf der Mühlbergalm am Sudelfeld in Oberaudorf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Almwirtschaft. Unter den Zuhörern ist auch LfL-Präsident Stephan Sedlmayer (Mitte).


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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