Kirche

Kardinal Marx: Christkönig – Teil der neuen Schöpfung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, die Corona-Krise zur Reflektion zu nutzen: „Corona ist nicht die Gerichtsstunde Gottes. Aber jede Zeit will uns auch aufmerksam machen auf das, was wirklich wichtig ist. Eine solche Zeit, die wir jetzt erleben, sollte uns aufmerksam machen, dass wir miteinander verbunden sind, dass die Schwachen in die Mitte gehören, dass wir die Alten und Kranken nicht übersehen, dass wir die Armut in der Welt nicht einfach wegdrücken und sagen, das interessiert uns nicht“, so der Erzbischof von München und Freising am Sonntagvormittag im Festgottesdienst zum Hochfest Christkönig. Die Patroziniumsmesse wurde im BR Fernsehen live aus der Pfarrkirche Christkönig in München-Nymphenburg übertragen.

Immer wieder sei in der Geschichte der Menschheit der Gedanke aufgekommen, man müsste den Menschen neu konstruieren: „Wie machen wir den neuen Menschen?“. Besonders die Ideologien des 20. Jahrhunderts, der Kommunismus, Nationalsozialismus und Faschismus, wollten diesen „neuen Menschen“ mit Gewalt und Unterdrückung machen, so Marx. „All dies, liebe Schwestern und Brüder, endet in einem Alptraum“, resümierte er. „Ganz anders spricht das Evangelium vom neuen Menschen“, setzt der Erzbischof von München und Freising dagegen. „Da wird nicht gesagt, es wird ein neuer Mensch konstruiert, gemacht“, so Marx. Sondern „Menschen werden eingeladen zu begreifen, wer sie wirklich sind und welche Möglichkeiten sie haben.“ Was Jesus im Evangelium deutlich mache, sei: „Wacht doch endlich auf, schaut auf die Möglichkeiten Gottes mit euch, schaut, dass das Reich Gottes in eurer Mitte ist.“ Die Herrschaft Christi, die Herrschaft des Königs, sei keine Ideologie, keine Entfremdung, so Marx. Deswegen habe Papst Pius XI. das Christkönigsfest 1925 auch eingeführt, damals gegen die Ideologien. „Der wahre Führer ist nicht irgendjemand, der sich selbst zum Führer macht, sondern Christus, das haben die Menschen durchaus verstanden. Wenn wir ihm folgen, entdecken wir, dass wir Teil der neuen Schöpfung sein können.“

Jesus Anfrage an den Menschen sei, was am Ende wirklich zähle: „Was hat denn Bestand? Eure Aktienkurse? Euer Wirtschaftswachstum? Eure Kriege? Eure Denkmäler?“ Marx führte aus, Jesus überfordere die Menschen dabei nicht. „Einem Hungrigen zu essen zu geben, einen Fremden willkommen zu heißen, einen Kranken zu besuchen – das übertrifft ja nicht die Möglichkeiten des Menschen!“ Das sei keine Utopie. Jesus erzähle von der Erfahrung, wie der Himmel auf die Erde komme. „Wir erleben ständig Gewalt, Krieg, Hass, Krankheit, Tod. Aber darunter und darin gibt es auch die neue Schöpfung: dass Menschen einander begegnen“, so Marx. Dass den Armen geholfen werde, dass in dieser Corona-Zeit Menschen sich aufopferten für andere, nannte Marx als Beispiele für den Anbruch des Reiches Gottes. Denn auch das Bewusstsein, eine Menschheitsfamilie zu sein, Sensibilität für den anderen und Sorge um den anderen seien da. „So werden wir eingeladen am Christkönigsfest, Teil der neuen Schöpfung zu sein. Da müssen wir uns nicht überanstrengend. Da müssen wir einfach unserem inneren Schwung der Liebe nachgeben“, so Marx.

Mit dem Hochfest Christkönig findet das Kirchenjahr seinen Abschluss. Es wurde 1925 von Papst Pius XI. eingeführt. Die Christkönigverehrung war hierzulande besonders während der Zeit des Nationalsozialismus für die katholische Jugend wichtig, die den Christkönigssonntag ab 1935 als Bekenntnissonntag wählte und mit Prozessionen und Messen ein Zeichen gegen den nationalsozialistischen Führerkult setzte. (glx)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Altarbild in der Kirche „Christkönig“ von Wildenwart mit Christus als dem wahren König…

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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