Kultur

Jubiläum: 300 Jahre Hilgerhof

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein dörfliches Idyll feiert hohen Geburtstag  – Der Hilgerhof in Niederbrunn wird 300 Jahre alt – großes Jubliäumsprogramm  – Der Hilgerhof in Niederbrunn (Gemeinde Pittenhart) kann auf eine sehr lange, interessante  und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Von der Familie Hilger im Jahr 1724 als staatlicher Dreiseithof erbaut, befand sich das Anwesen lange in Familienbesitz. Nach dem Ausstreben der Niederbrunner Familie hatte der Hof seine besten Jahre hinter sich und hat oft seinen Besitzer gewechselt. Im zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als bescheidene Unterkunft für die Flüchtlinge und später wurde es nur noch als Schafstall und Geräteschuppen verwendet. Was aber über die Jahre und den wechselnden Besitzern erhalten blieb, war der Hofname „Hilgerhof“.

Mit dem Hilgerhof geht auch der Name Tosso Erwin Herz einher, der Münchner Versicherungsdirektor hat 1963 das gesamte Anwesen von der inzwischen verstorbenen Niederbrunner Bäuerin Maria Hans gekauft und wie er in seinem Bücherl „Der Hilger und sei Sach“ schreibt, war der Ankauf keine leichte Sach. Den für das kleine Sacherl hat sich auch ein echter Advokat, hoch vom Norden interessiert und wie Herz schreibt, hätte der auch ein paar Tausender mehr bezahlt, doch für Tosso Herz war innerlich klar, dass er als geborener Münchner und sogar ehemaliger Ministrant den Zuschlag bekommen musste.

Am 1. Februar 1963 hat dann der Jungbauer Ludwig Hans seine Mutter mit zum Notar nach München gebracht und die Verbriefung wurde unterschrieben, so war Herz wenigsten schon auf dem Papier der neue Hofbesitzer. Der Hof war recht, der Zustand schlecht, mit viel Idealismus, jede Menge Geld und fachkundiger Unterstützung von Grund auf renoviert und mit verschiedenen Elementen modernisiert. Neben den ganzen Handwerksleuten stand dem neuen Hofbesitzer auch der damals berühmte Münchner Denkmalpapst, Regierungsbaumeister und Architekt Dr. Erwin Schleich als Freund und Helfer bei. Auch der damalige Kreisheimatpfleger von Traunstein, Dr. Paul Töpfner hat sich der Sache mit allem Nachdruck angenommen und mit den Handwerkern oft ein ernster Wörterl gesprochen.

Nach dem Umbaumaßnahmen wandte sich Tosso Herz im verstärkten Maße der Einrichtung des Hauses zu. Aus ganz Bayern trug er alte Gegenstände zusammen, mit viel Liebe und Geld wurde das Haus eingerichtet. Als Wahl-Niederbrunner lebte bis zu seinem Tod im Chiemgau. Herz verstarb 1974 im Alter von nur 54 Jahren. Nach seinem Tod wurde der Hilgerhof dem Landkreis Traunstein als „Herz’sche Heimatstiftung Hilgerhof“ entschädigungslos übereignet. Damals hatte keiner geahnt, wie teuer das dem Landkreis zu stehen kommen wird, so der damalige Landrat Hermann Steinmaßl bei der offiziellen Eröffnung und Einweihung der „Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof“ am 8. Mai 2009. Die Entscheidung zur Aktivierung des Heimatmuseums Hilgerhof habe sich als richtig erwiesen, bekräftige Landrat Steinmaßl, im Hilgerhof sah er ein Sinnbild für die Schönheit der Heimat und in der Gemeinschaftsleistung mit der Gemeinde Pittenhart ein Symbol für Heimatverbundenheit.

Die Umgestaltung des Hilgerhofes zum Dokumentations- und Begegnungszentrum ist ein Gemeinschaftswerk der Pittenharter Bürger, auf das sie stolz sein können und das beispielgebend für die Region ist – so der Tenor aller Redner bei der Einweihungsfeier, wie Helga Pis, Pittenharts Kulturreferentin, damals schrieb. Dass der Hof in seiner Funktion weiter besteht und der Öffentlichkeit zugänglich ist, das war wohl Tosso Herz‘ größter Wunsch und das haben die Verantwortlichen von Landkreis, Gemeinde und Regierung erfüllt. Den Hof dem Landkreis Traunstein zu vermachen, war somit eine zukunftsweisende Entscheidung, denn schon in seinem Buch schrieb Tosso Herz: „ Eigentlich möchte ich alle Leut‘ bitten, die irgendwie können, ein würdiges altes Haus zu retten“.

Seitdem steht der Hilgerhof der Öffentlichkeit als Heimatmuseum zur Verfügung, in dem auch Veranstaltungen und Tagungen abgehalten werden können.

Pittenharts damaliger Bürgermeister Hans Spiel war maßgebend dafür verantwortlich, dass der Landkreis Traunstein das Anwesen in die Hände der Gemeinde Pittenhart gegeben hat. Die Gemeinde, vor Allem aber der neugegründete Kulturverein hat sich damals verpflichtet den Hilgerhof finanziell unabhängig von der Gemeinde zu betreiben und sich zum sich zum Ziel gesetzt, die Förderung kultureller Zwecke durch die Übernahme, den Erhaltung und Betrieb der Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof. Namen wie Hans Spiel, Sepp Reithmeier, Inge Stürzer, Renate Dotterweich, der verstorbene Hans Thusbaß, Helga Pis, Trudi Stöcklhuber, Florian Straßer, Uschi Humer und viele weitere ehrenamtliche Helfer und der Kulturverein, mit den bis heute ca. 250 Mitgliedern und die Mitglieder des Schützenverein Oberbrunn sind unabdingbar zu nennen.

Als verantwortlicher Bauleiter hat Sepp Reithmeier, zusammen mit vielen Mitgliedern des Oberbrunner Schützenvereins die Umbauarbeiten mit großem Fachwissen und einigen tausenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden geschultert. Die Baukosten wurden durch ein europäische Förderprogramm Leader plus, vom Landkreis Traunstein und der Gemeinde Pittenhart übernommen. Sepp Reithmeier erinnert sich an die vielen Wochenenden, die er mit dem damaligen Schützenmeister Markus Weindl am Hilgerhof gearbeitet hat. Der Schützenverein hat sich auch im Hilgerhof seinen Schießstand und ein Schützenstüberl eingerichtet. Bereits 2011 ist in der Chronik des Hilgerhofes zu lesen: „Erwartungen weit übertroffen“.  Der Kulturverein Hilgerhof ist mit seiner Arbeit sehr zufrieden, Bürgermeister Hans Spiel, Vereinsvorsitzender Sepp Reithmeier, der damalige Impresario Muk Heigl und Schriftführerin Helga Pis schauen gestärkt durch die positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre in die Zukunft, so steht es in der Chronik.

Mit dem Kulturbredl hat der Verein eine Veranstaltung etabliert, die eingeschlagen hatte. Bereits das erste Jahr ist hervorragend gelaufen, resümiert Ende 2011 Hans Spiel, damaliger Bürgermeister der Gemeinde Pittenhart und zweiter Vorsitzender des Kulturvereins. Mit traditionellen Veranstaltungen, Bildungs- und Schulangeboten, Konzerten und Theatervorstellungen ist der Hilgerhof, was Vielschichtigkeit und Qualität der Veranstaltungen betrifft eine schier unübertroffene Einrichtung. Und das ist bis heute so geblieben, der Kulturverein, mit seinem Vorsitzenden Sepp Reithmeier sorgt stetig für ein großartiges kulturelles Programm, dass sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut.

Mit einem bunten Programm wird nun der 300. Geburtstag des ehrwürdigen Hofes gefeiert. Der Kulturverein, voran Hans Spiel, haben dazu viele Volksmusikgruppen, Sänger/innen und Künstler engagiert und die gesamten Veranstaltungen organisiert. Bei allen Veranstaltungen sorgen die Ehrenamtlichen in Organisation, Küche, Schänke, Service, Kasse, wie auch bei der Technik für einen reibungslosen Ablauf und für das leibliche Wohl der Besucher.

Auftakt des Jubiläumsjahres ist am Samstag, den 12. Oktober 2024 – 20.00 Uhr mit einem Konzertabend.

Die vier Musiker der sehr bekannten „Reiwas Music“ aus Reichersbeuern sorgen mit ihrem Stil, als neuer bayerischer Liedermacher für beste Unterhaltung.  Lässige Unbeschwertheit, charmanter Mundart Folk, dreistimmiger Gesang – so klingt der bayerische Akustiksound der vier Musiker. Mit Akkordeon, Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug haben sie viele eigen komponierte Stücke, wie auch deutsche und internationale Lieder im Stil der 40er und 50er Jahre im Gepäck.

Karten sind im Vorverkauf bei Hans Spiel (08075 913 04 12), bzw. bei den bekannten Vorverkaufsstellen, Tankstelle Holdinger GmbH in Pittenhart, St. Jakobs Apotheke Bad Endorf und in der Touristinfo in Obing  bereits für diesen, wie auch die weiteren Abende erhältlich.

Am 8. November 2024 – 20.00 Uhr stehen die vier Herrn der Schariwari-Folkrockband auf der Bühne. Mit Songs, die Geschichten erzählen, dabei Gefühle und Erlebnisse beschreiben, bietet die 1977 gegründete Band einen unvergesslichen Abend, bei dem bayerische Preziose mit unterschiedlichsten Musikstilen vereint sind. Der große Jubiläumsabend ist am 15.11.2024 im Hilgerhof. Ein Hoagart, bei dem die Hacher Dirndln aus Marquartstein, den Reischenharter Viergsang, dem Harfenduo Heiraffe aus Unterwössen  und die „probier ma“ mal für einen zünftigen und musikalisch gemütlichen Abend sorgen werden. Durch das Programm führt Regina Schlemer aus Aschau im Chiemgau. Auch im Dezember und im ersten Halbjahr 2025 sind weitere Veranstaltungen geplant, für die Hans Spiel jeweils bekannte Musiker und Künstler engagiert hat. Wir werden weiterhin aktuell darüber berichten.

Für alle Veranstaltungen sind Karten, wie vorher beschrieben im Vorverkauf erhältlich.

Bericht und Bilder: Emmy Künzner-Hingerl  –  Süd- und Ost-Ansichten

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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