Brauchtum

JHV der Gamsgebirgler Schleching

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die letzte ordentliche Versammlung des Trachtenvereins d’Gamsgebirgler war 2019, dann kam die Corona Zeit und trotzdem ist in den fehlenden Jahren eine Menge passiert. Das Wichtigste war sicher das Gaufest des Chiemgau Alpenverbandes in Schleching im Jahr 2022. Das sollte eigentlich schon im Jahr 2020 stattfinden, zum Hundertjährigen Bestehen des Trachtenvereins, wie Vorstand Andi Hell rückblickend resümiert. Er meinte, die Gründerväter des Vereins würden sicher schauen, was aus dem kleinen Kreis bis heute geworden ist.

Der Verein hat rund 400 Mitglieder, die zwischen drei bis 93 Jahre alt sind, bei der Gruppe „Kinder/Jugend“ sind über 50 Mitglieder und „Aktive“ sind zwanzig Mitglieder im Verein. Besonders bei den vielen Festen im Ort und in der Umgebung sind mehrere Generationen in der Tracht dabei. Seit 100 Jahren werden die Vereinsziele konsequent verfolgt und umgesetzt, das sind der Einsatz für die Heimat, die Funktion als Sozialverein mit dem Motto „Helft uns helfen“, die Institution als Dorfverein in der Dorfgemeinschaft und nicht zuletzt als Träger der örtlichen Kultur, ist der Trachtenverein bei allen Kirchenveranstaltungen verlässlich dabei. Andi Hell erinnerte an das Jahr 2022 mit dem großen Gaufest, das von Anfang an unter dem Motto „wir wollen feiern“ stand und der wirtschaftliche Erfolg zweitrangig war. Geklappt hat das durch die funktionierende Dorfgemeinschaft, die vielen freiwilligen Helfer aller Vereine und natürlich die fleißigen Trachtenvereinsmitglieder. „Gemeinsam hama des riesige Fest geschultert – mit großem Engagement und Identifikation mit insam Verein – mit Herzblut und innerem Feuer hama des gschafft – Vergelts Gott“ resümierte der Vorstand. Das Jahr 2023 war dann ein „normales“ Jahr, mit all den gewohnten Terminen wie Weiberkranzl, Frühjahrssingen, Wallfahrten nach Raiten und Klobenstein, Sonnenwendfeier und Beteiligung am Gaufest in Reit im Winkel, wo Martin Schlagbauer wieder den ersten Platz geholt hat, Andi Hell Junior den zweiten. Besonders war auch der erste Preis im Gruppenplattln beim letzten Auftritt Schleching I. Maria Zaiser und Hubert Zaiser Junior haben sich für die Gaugruppe qualifiziert. In der zweiten Jahreshälfte wurden das Dorffest, das Sommernachtsfest, der Almkirta, Kirta/Jahrtag und der Christkindlmarkt ausgerichtet.

Der Vorstand beschrieb den Trachtenverein als starke, aktive Gemeinschaft, wies aber darauf hin „die gibt’s aber ned umsonst – sie kostet Engagement. Man muss sich einbringen – Jeder muss auf seine Weise dabei sein. Alle hama aber Verantwortung gegenüber insan Verein. Soll heißen: die Komfortzone verlassen! Freizeit is ned alles – alleine dahinwurschtln gibt keine Erfüllung, miteinand was anpacken – durchziehen und Erleben, das ist ein unbezahlbares Privileg!“ Andi Hell war der Meinung „da kriagt ma so unendlich viel zurück, des hom mia gmacht – mia han mia. Mia alle han da Verein – de Gamsgebirgler! Ned zuaschaun – de werdns scho macha – sondern Verantwortung übernehma!“. Der Vorstand trug das engagiert vor, auch vor dem Thema des Tages „Neuwahlen“. Er hatte seit 2018 bekannt gegeben, dass er sein Amt als Vorstand weitergeben will, es wurde sich geeinigt auf „nach dem Gaufest“, das war 2022 – jetzt haben wir das Jahr 2024. Andi Hell ist seit 25 Jahren Vorstand und zeigte sich betroffen, dass sich trotz intensivem Suchen kein Kandidat für sein Amt findet. Für weitere zwei letzte Jahre will er das Amt ausführen, aber wies darauf hin, dass in dieser Zeit die Mitglieder mehr in die Pflicht genommen werden und intensiv eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht werden muss. Nochmal werde er sicher nicht antreten. Abschließend bedankte er sich bei allen, die im Ausschuss bei der Führung des Vereins sauber und verlässlich mitgearbeitet haben. Ein weiterer Punkt, der ihm am Herzen lag, war die Tendenz des sich Ausklinken nach der aktiven Zeit. Er sah das Wesen einer starken Gemeinschaft in der Weitergabe der Verantwortung an die nächste Generation, so wie es seit 100 Jahren im Ausschuss vorgelebt wird.

Neuwahlen

Bürgermeister Josef Loferer leitete die Wahl. Einstimmig gewählt wurden Vorstand Andi Hell, zweiter Vorstand Otto Zaiser (mit zwei Gegenstimmen), Kassier Christian Prasser, Schriftführerin Sabrina Resch, zweite Schriftführerin Maria Zaiser, neu ist das zweite Amt von Maria Zaiser als zweiter Kassier. Ebenfalls neu im Amt ist Jugendleiterin Birgit Fleindl und der erste Fähnrich Michael Pletschacher, als zweiter Fähndrich wurde wieder Sepp Loferer Junior gewählt. Neu als Beisitzer wurde Stefan Kurz gewählt. Die weiteren Mitglieder wie Beisitzer, Vorplattler und für die Dirndl im Ausschuss wurden in ihren Ämtern bestätigt. Bürgermeister Josef Loferer bedankte sich bei Andi Hell, dass er den Trachtenverein so hervorragend geleitet hat und wünschte dem Verein weiter gutes Gelingen. Er erwähnte auch das Ehrenabzeichen, dass Andi Hell von Ministerpräsident Markus Söder vor ein paar Tagen in München für seine ehrenamtliche Arbeit erhalten hat. Andi Hell bedankte sich bei den ausscheidenden Ausschussmitgliedern Andi und Rudi Mauracher, Thomas Pletschacher und Wolfgang Zaiser für ihre geleistete Arbeit.

Ehrungen

Neun Mitglieder wurden für 40-jährige Mitgliedschaft im Trachtenverein geehrt: Christel und Oskar Knoll, Gerti Riedelsperger, Josef Steiner, Georg Stöger für das Jahr 2022 und für das Jahr 2023 wurden geehrt Christa und Muck Bauer, Petra Mix und Franz Zaiser. Für jeden Geehrten hatte Andi Hell eine Urkunde und persönliche Worte. Eine weitere ganz besondere Auszeichnung ging an Hannerl Hell, die Frau vom Vorstand. Sie wurde zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Ohne sie hätte Andi Hell das Amt nicht so erfolgreich ausüben können, sie stand immer hinter ihm, hat ihm den Rücken frei gehalten und hat in der Familie die Trachten-Sache vorgelebt. So, dass alle drei Kinder und jetzt sieben Enkelkinder auch Trachtler sind. Großen Dank dafür bekam sie von ihrem Mann und allen Vereinsmitgliedern. Ihre Antwort dazu lautete: ich hoffe, dass bald ein neuer Vorstand gefunden wird; denn ich will auch noch was von meinem Mann haben! Sie ermunterte eventuelle Kandidaten oder Kandidatinnen, dass diese ja durchaus ihren eigenen Stil mitbringen können und das Amt nicht auf die gleiche Weise wie Andi Hell führen müssen.

Berichte vom Jugendleiter Otto Zaiser und Vorplattler Hubert Zaiser

Otto Zaiser berichtete, wie schwierig die Corona-Zeit für seinen Bereich war und die Sorge bestand, dass viel wegbricht und wie froh er heute ist, dass das nicht eingetroffen ist. Ganz im Gegenteil, der aktuelle Stand sind 53 Kinder, der Zulauf ist groß. Gern erinnerte an das Gaufest 2022, wo er mit den Kindern durch die Höhen und Tiefen der Proben ging und wie der große Auftritt beim Gaufest,  beim Festzug und beim Gauheimatabend ein ganz besonderes Erlebnis war. Otto Zaiser gab bekannt, dass er sich von dem Amt des Jugendleiters zurückzieht, aber gern im Hintergrund hilft. Er war froh, dass das Amt nun von Birgit Fleindl übernommen wurde. Diese bedankte sich bei Otto Zaiser und übergab ihm zur Erinnerung ein Buch mit Bildern, die die Kinder für ihn gemalt hatten. Auch Hubert Zaiser sah die Zeit des Gaufestes als sehr intensiv an für die Aktiven, besonders auch für das Bar-Team, alle bekamen sehr positive Resonanz. In diesem Jahr werden Felix Pletschacher und Felix Knogler als neue Vorplattler eingearbeitet. Kassier Christian Prasser verlas die Kassenberichte der letzten drei Jahre, die sich  trotz des Gaufestes  sehr positiv und ausgeglichen darstellten. Er wurde für diese Herkules-Aufgabe gelobt von Andi Hell und alle waren froh über das gute Ergebnis. Die Kassenprüfer Hannes Prasser und  Petra Mix bescheinigten eine einwandfreie Kasse.

Bericht und Fotos: Sybilla Wunderlich


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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