Im Oktober war ich mit meiner kaputten alten Kurbel-Rechenmaschine im Repair Café Prien. In meiner Studentenzeit habe ich damit oft bis spät in die Nacht hinein endlose geodätische Berechnungen durchgeführt und auch danach ist sie mir noch so manchesmal recht nützlich gewesen. Wegen dem Aufkommen von elektronischen Taschenrechnern war es aber nicht mehr zwingend nötig, die Maschine reparieren zu lassen und so steht sie seitdem als Museumsstück bei mir auf dem Bücherbord.
kaputte alte Kurbel-Rechenmaschine
Leider hatte ich Pech, denn es war Hochbetrieb und ich wurde gebeten, das nächste Mal wiederzukommen, was ich heute auch getan habe. Ein Freund begleitete mich und wir stellten uns an der Warteschlange am Eingang hinter einer netten Dame mit einem kaputten Staubsauger an. Ich registrierte mich und wurde gebeten, zuerst einmal im Warteraum Platz zu nehmen, ich würde aufgerufen, wenn mein Experte frei sei.
Wir bedienten uns an der Bar, wo es Café, Tee und Kuchen gab (alles kostenlos, wie auch die Hilfe der ehrenamtlichen Experten beim Reparieren – freiwillige Spenden kommen guten Zwecken ) verkürzten uns mit Gesprächen mit anderen Wartenden die Wartezeit. Wir waren überrascht über die hervorragende Organisation und die angenehme Atmosphäre. Gut gelaunte Besucher berichteten freimütig über die Fehler ihrer Geräte, vom Staubsauger über einen Regulator oder eine Designerlampe bis zum Weihnachtskarussell, das sich nicht mehr drehte. Mir fiel ein, dass bei meinem Smartphone die Kamera seit ein paar Wochen nicht mehr funktionierte und ich meldete sie auch an.
Nach kurzer Wartezeit wurde ich aufgerufen. Ein freundlicher Herr namens Josef knöpfte sich mein schönes Stück, bei dem man die Kurbel nicht mehr drehen konnte, vor und baute es fachmännisch auseinander.
Josef auf der Suche nach dem Fehler
Nach einem Blick ins Innere, hatte er bald die Ursache für die Blockade herausgefunden, zeigte uns eine verbogene Nadel zutiefst in den Eingeweiden der Maschine und erklärte das Problem.
Josef erklärt das Problem
Die Reparatur sei durchaus möglich, würde aber etwas Zeit in Anspruch nehmen. Er bot mir an, die Rechenmaschine mit nach Hause zu nehmen, dort könne er sie in Ruhe wieder auf Trab bringen. Ich nahm das Angebot natürlich gerne an.
Jetzt warteten wir noch, bis Daniel, der EDV-Mann frei war und sich mein Smartphone vorknöpfte. Ein paar Minuten herumzappen und er hatte die Ursache gefunden und behoben. Es war ein Fehler im Kamera-Programm, den er auch noch nie gesehen hatte und der auch für Fachleute wirklich nicht leicht zu entdecken war.
EDV-Mann Daniel: das Handy geht jetzt wieder!
Hoch zufrieden, daß meine dekorative Rechenmaschine bald wieder funktionieren würde und mein Smartphone wieder ging, verliessen wir das Repair-Café. Die Dame mit dem Staubsauger hatte leider weniger Glück, er war nicht mehr zu reparieren. Aber auch sie hatte etwas dazu gelernt und hatte ihren Spass mit dem Besuch im Repair Café.
Gegen die Wegwerfmentalität:
Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen die Besucher defekte Gegenstände von zu Hause mitbringen und gemeinsam mit ehrenamtlichen Fachmännern und Fachfrauen mit Reparaturkenntnis und – fertigkeiten auf verschiedenen Gebieten ihre kaputten Dinge reparieren, zum Beispiel Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr. Dabei findet ein wertvoller praktischer Wissensaustausch statt und man sieht, dass Reparieren auch viel Spaß macht und manchmal relativ einfach ist.
Mehr dazu unter www.repaircafe-prien.de
Kontaktaufnahme: kontakt@repaircafe-prien.de oder Tel. 08051-6401606.
Ein weiterer Termin im Repair Café in diesem Jahr ist noch am Samstag, den 10. Dezember.
Ich war dabei, als Günther Freund seine blockierte Rechenmaschine und sein blindes Handy im Repair Café vorlegte. Und habe den Ablauf miterlebt. Zuerst: welches Entgegenkommen! Danach: welche Sorgfalt! Zuletzt: welche Erleichterung!
Man muss sehen, dass im Repair Café hohe Werte geschaffen werden und gute Zeiten verlängert werden. Es ist ein Sozialdienst der vernünftigsten Art.