Der Hofwirt in Neubeuern ist die erste Individualgastronomie in den acht Gemeinden der Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein (ÖMR), die Bio-zertifiziert ist.
„Ich freue mich riesig, dass das Wirt*innen-Team vom Hofwirt den Schritt zur Biozertifizierung gewagt hat!“ so Steffi Adeili von der ÖMR. Viele Gastronomiebetriebe sind seit der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden geänderten Verbraucherverhalten hin zu mehr Bio und Regionalität auf die Verwendung von Bio-Produkten aufmerksam geworden. Auch Aufklärungskampagnen wie „Bio bitte“ und „Bio kann jeder“ vom Biolandverband sowie Angebote vom AELF Ebersberg-Erding, die sich mit Bio in der Außer-Haus-Verpflegung beschäftigen, haben ihren Beitrag dazu geleistet. Dass aber eine Bio-Zertifizierung notwendig ist, wenn man als Gastronom mit Bio-Gerichten oder -Zutaten auf der Speisekarte wirbt, ist noch lange nicht allen in der Branche bekannt. Darauf wies Steffi Adeili auch den Hofwirt bei einem ersten Kennenlernen hin und zeigte gleichzeitig Lösungsmöglichkeiten auf. Denn entgegen der Vorstellung vieler, ist es nicht notwendig die gesamte Küche auf Bio umzustellen, um eine Zertifizierung zu erhalten. Wieviel und welche Lebensmittel man in Bio-Qualität einsetzen möchte, bleibt jedem Gastronomen selbst überlassen. Die Bio-Zertifizierung und die damit einhergehende jährliche Kontrolle durch einen Auditor einer Kontrollstelle stellt nur sicher, dass ein Gericht, das mit Bio-Hinweis auf der Speisekarte ausgewiesen ist, auch aus Bio-Zutaten gekocht wird. „Das erfordert eine gute Dokumentation, aber bei der Erstkontrolle haben wir schon mit sehr guter Vorbereitung geglänzt“, freut sich Veronika zur Hörst vom Hofwirt Neubeuern.
Zum Konzept des Hofwirtes gehören nicht nur Bio-Zutaten, sondern auch gute Partnerschaften in unmittelbarer Nähe. Das spiegelt sich in der Einrichtung der Gasträume, die z.B. mit Öfen von Neubeurer Ofenbauer ausgestattet sind, wider. vor allem aber in der Herkunft der Lebensmittel, die in der Küche zu feinen Gerichten gezaubert werden. Mitpächter Martin Schmied zum Beispiel beliefert den Hofwirt mit saisonalem Bio-Gemüse aus eigenem Neubeurer Anbau. Die Bio-Milchprodukte kommen von der Molkerei Berchtesgadener Land. Damit unterstützt der Hofwirt Milcherzeuger aus der Region und trägt so zum Erhalt der kleinbäuerlichen Strukturen und der schönen Kulturlandschaft, die die Touristen so schätzen, bei. So schließt sich der Kreis für den Gasthof und das Hotel wieder. Und weil es sich beim Hofwirt so gut aushalten und speisen lässt, findet dort ab Dezember ein monatlicher ÖMR-Stammtisch statt. Herzlich eingeladen sind Landwirtinnen und Landwirte (unabhängig von der Bewirtschaftungsweise) und alle Verbraucher*innen, die Interesse haben, die Projektmanagerinnen kennenzulernen oder sich ganz unverbindlich informieren möchten. Jeder Stammtisch wird unter einem Motto / Thema stehen. Der erste Stammtisch beschäftigt sich mit den Fragen „Öko-Modellregion, was ist das? Wie kann ich mitmachen? Kostet es etwas? Was macht die Öko-Modellregion eigentlich?“.
Info zur Bio-Zertifizierung in der Außer-Haus-Verpflegung
Jeder landwirtschaftliche Bio-Betrieb muss sich einmal im Jahr von einer unabhängigen Kontrollstelle kontrollieren lassen. Nur wenn diese Kontrolle ohne Beanstandung bleibt, bekommt der Betrieb sein Bio-Zertifikat. Dieses Prozedere ermöglicht erst Produkte wie Milch oder Getreide mit Bio-Hinweis zu vermarkten. Die Bio-Kontrolle schützt den Verbraucher vor falschen Angaben und sorgt dafür, dass Bio drin ist, wo Bio draufsteht und dass die EU-weit geltenden Bio-Richtlinien eingehalten werden. Die Worte „Bio“ oder „Öko“ sind nämlich geschützte Begriffe. Daher dürfen auch Verarbeiter, Händler, oder eben Gastronomen nur mit Bio werben, wenn sie bio-zertifiziert sind. Einfach so Bio-Gericht oder -Zutaten in der Speisekarte auszuloben ist nicht zulässig! Als Verbraucher erkennt man einen zertifizierten Betrieb an seiner Kontrollnummer, die z.B. in der Speisekarte oder auf einer Produktverpackung angegeben werden muss. Die Kontrollnummer besteht aus „DE-Öko-“ sowie drei Ziffern, z.B. DE-Öko-006.
Bericht und Foto: Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein