Der geschichtliche Reichtum der Herreninsel machte sich spürbar, als die Vereinigung der Freunde und Freundinnen von Herrenchiemsee zu ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung in die Schlosswirtschaft eingeladen hatte. Rück- und vorausschauende Berichte von Vorsitzendem Dr. Friedrich von Daumiller, von Schatzmeisterin Charlotte Münck und von Schriftführer Helmut Eberl sowie das Referat „Steinmetzt Hans Sweigker von Ulm und seine Steinaltäre für die Stiftskirche Herrenchiemsee“ fanden starkes Interesse bei der großen Zuhörerschaft. Der sich heuer zum 70. Male jährende Verfassungskonvent von Herrenchiemsee für die Bundesrepublik Deutschland wird als Höhepunkt der heurigen Vereinsveranstaltungen am Samstag, 6. Oktober auf der Herreninsel gefeiert werden.
Von 475 Mitgliedern im Vorjahr auf nunmehr 476 Mitglieder konnte sich der Verein zur Förderung von Herrenchiemsee steigern. „Dennoch haben wir guten Grund zur Sorge, denn alljährlich verlieren wir aus verschiedenen Gründen 20 bis 25 Mitglieder. Unser Ziel, 500 Frauen und Männer in unseren Reihen zu wissen, können wir nur erreichen, wenn wir uns noch stärker um Neumitglieder kümmern und wenn wir es den Leuten vermitteln können, wie interessant Herrenchiemsee und unser Vereinsleben sind“, so Dr. von Daumiller, der sich freute, mit Hans Helmberger als Vorsitzenden des Historischen Vereins von Traunstein ein neues Mitglied und auch einen Verbündeten bei der heimatlichen Geschichtsbetrachtung gefunden zu haben. Seit 57 Jahren bemühen sich die Freunde von Herrenchiemsee darum, dass der Inseldom wieder hergerichtet und für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Vor fast zwei Jahren sagte der damalige und für die bayerischen Schlösser und Seen zuständige Finanzminister Dr. Markus Söder für die Innen-Restaurierung einen Betrag von 1,3 Millionen Euro zu. „Nach jüngsten Gesprächen mit der zuständigen Abteilung im Finanzministerium sind die Planungen vorangekommen, sie sollen 2019 fertig werden. Alsdann werden diese dem Bayerischen Landtag vorgestellt und wenn dieser den Plänen zustimmt, können wir mit ersten Führungen 2020 oder 2021 rechnen“, so Dr. von Daumiller. Ein weiteres zentrales Anliegen der Freunde von Herrenchiemsee ist seit dem Jahr 2005 auf Anregung des damaligen Priener Bürgermeisters Lorenz Kollmannsberger die Aufnahme der Bayerischen Königsschlösser in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten. „Dieses Verfahren kann noch etwas dauern, da noch nicht von allen betroffenen Gemeinden und Stellen die notwendigen Zustimmungen vorliegen. Gut Ding will Weile haben“, sagte von Daumiller.
Priener Familie Abe spendete Porträt von Fürstbischof Johann Franz von Preysing
Mit Beifall bedacht wurde die Information, dass der langjährige, im Vorjahr verstorbene Schatzmeister Eberhard Abe und seine Frau Brigitte das Porträt von Johann Franz von Preysing (1615 – 1687), dem Fürstbischof vom Chiemsee von 1670 bis 1687 der Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee e.V. zur Schenkung machten. Das Ölgemälde von Franz de Neve aus dem Jahr 1672 ist nun ebenfalls im zweiten Stock des Fürstenstocks im Augustiner-Chorherrenstift zu sehen wie vier Porträts von Pröbsten und Chorherren, die auf Kosten des Vereins restauriert worden sind. Noch keine Personal-Lösung gibt es bislang auf die Entscheidung des vormaligen Papstes Benedikt XVI., derzufolge das Bistum Chiemsee zu einem Titularbistum ernannt worden ist. „Die Wahl eines kirchlichen Würdenträgers, der die Aufgaben für ein Titularbistum übernimmt, ist von Kardinal Reinhard Marx noch nicht getroffen“ – so Vorsitzender Dr. von Daumiller auf Anfrage aus den Mitgliederreihen.
Der Verfassungstag am 6. Oktober, der erstmals in der alten Pfarrkirche „Unserer Lieben Frau von Herrenchiemsee“ eine ökumenische Andacht bieten wird, wird derzeit mit großer Unterstützung des Priener Ludwig-Thoma-Gymnasiums und der Priener Marketing GmbH vorbereitet, vorgesehen sind unter anderem Gästeführer-Ausbildungen, die Entwicklung von Audio-Guides und die Details für den Festtag, der nach der kirchlichen Andacht unter anderem ein Verfassungsfest, eine Buchvorstellung im Bibliothek-Saal sowie eine Festveranstaltung mit Prof. Dr. Manfred Treml vorsieht. „Mit unseren Vereins-Aktivitäten wollen wir das Bewusstsein der Bevölkerung für die Königs-, Kloster- und Verfassungs-Insel steigern“ fasste Dr. von Daumiller zusammen. Josef Austermayer als Vorstand der Schlösser- und Seenverwaltung auf der Herreninsel bedankte sich für die vielen Maßnahmen und konnte mit Freude verkünden, dass im Augustiner-Chorherrenstift mit seinem Verfassungsmuseum und mit den Gemäldegalerien im Vorjahr über 75.000 Besucher begrüßt werden konnten. „Weiteres Interesse werden die ab April startende Julius-Exter-Ausstellung, ab Ende April das König-Ludwig-II-Museum im Neuen Schloss mit neuen Ausstellungsstücken sowie dort auch noch ab 18. Mai die Ausstellung Königsklasse IV sein“, verkündete Josef Austermayer. Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Vereinsmitglied und dem ehemaligen Leiter des Staatsarchivs München, Prof. Dr. Joachim Wild, der auch Mitherausgeber und Autor des inzwischen nachgedruckten und wieder erhältlichen Buches „Herrenchiemsee: Kloster – Chorherrenstift – Königsschloss“ ist. Prof. Wild referierte über den Steinmetz Hans Sweigker, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte, in Adelskreisen gut vernetzt war und lange Zeit auch in Hitzelsberg bei Bernau in der Herrschaft Hohenaschau wohnte. Von seinen geschaffenen Steinaltären für die Stiftskirche Herrenchiemsee gibt es -so Prof. Wild- leider keine bildhaften Erinnerungen, die Altäre fielen vermutlich dem Barock-Neubau seit 1677 zum Opfer. Aus der Versammlung kam in der freien Aussprache die Information, dass die Altäre voraussichtlich nach ihrem Abbau in den Tiefen des Chiemsee versenkt wurden, denn schon vor einigen Jahrzehnten gab es eine entsprechende Suchaktion. Allerdings damals mit noch einfachen Mitteln, so dass angeregt wurde, über eine neue Suche mit modernen Methoden nachzudenken. Für seinen Vortrag bekam Prof. Dr. Joachim Wild von den Vorsitzenden Dr. Friedrich von Daumiller und Bernhard Greimel einen Liter Birnenbrand von der Herreninsel.
Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der JHV und von der Ausstellung der Bilder im Fürstenstock
Weitere Informationen: www.herrenchiemseefreunde.de