Wirtschaft

Entdeckungen beim Berggasthof Streichen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein Fenster in die Zeitgeschichte – Barockmalereien an der Fassade entdeckt  – Aktueller Stand beim Berggasthof Streichen   –  „Unser Restaurator, Reiner Neubauer, hat eine wunderbare Entdeckung gemacht“, so begrüßte Dr. Sybille Krafft (stellvertretende Vorsitzende des Kulturerbe Bayern) die Gäste an der Baustelle des Berggasthofes Streichen.

Über ein halbes Jahrtausend stand auf dem Platz des Berggasthofes Streichen ein Mesnerhaus, wo Pilger aufgenommen und bewirtet wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg begann die Geschichte der Familie Strohmayer. Sie haben diesen Berggasthof bewirtschaftet  bis zum Tod des legendären Wirtes Franz Strohmayer, der plötzlich 2020 verstarb. Im Jahr 2021 verkauften die Hinterbliebenen, die Geschwister Anneliese Laute (geb. Strohmayer) und ihr Bruder Hans Strohmayer das Anwesen an die Stiftung Kulturerbe Bayern zusammen mit der  Familienstiftung Yvonne & Thomas Wilde sowie  mit Unterstützung der Initiative „Streichenfreunde“.  Diese Drei haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Berggasthof zu erhalten und zu restaurieren, damit dieser besondere Platz auch für die nächsten Generationen Bestand hat und für alle Menschen zugänglich bleibt. Dr. Sybille Krafft bezeichnete die Entdeckung  als große Überraschung und kleine Sensation und berichtet weiter, dass ihnen bei Übernahme des Gasthofes gesagt wurde „da findet ihr nichts mehr an der Fassade“ und dann jetzt doch ursprüngliche Malereien aus der Barockzeit an verschiedenen Stellen der Fassade freigelegt wurden. Wie das geschah und wie das für die Zukunft gewürdigt werden soll, darüber berichtete Restaurator Reiner Neubauer.

Die Recherche gestaltete sich wie ein Krimi

Reiner Neubauer erzählt mit wieviel Akribie und Recherche er vorgegangen ist und an welchen „Leitprodukten“  er sich orientieren konnte. Zum Beispiel an der Farbe „Ultramarinblau“, das vor dem 19. Jahrhundert nur aus dem Pigment des Lapislazuli für die Wandmalereien gewonnen werden konnte. „Wie ein kleiner Krimi“ gestaltete sich die weitere Suche bei Gesprächen mit Zeitzeugen wie  Altbürgermeister Fritz Irlacher und Heimatpfleger Hartmut Riel sowie bei der Sichtung  der alten Fotos. Er ging auf die vielen Einzelheiten bei der Fassade und des Daches ein und zeigte an der Zeichnung, wie es einmal nach der Fertigstellung aussehen soll.

Die gefundenen Malereien datierte er in die auslaufende Barockzeit, Anfang des 19. Jahrhunderts. An verschiedenen Stellen an der Fensterrahmung sollen die Malereien gezeigt werden, wie ein Fenster in die Geschichte. Es wird auch eine neue Eingangstür geben, die sich an alten Fotos orientiert und somit etliches niedriger sein wird, da die Menschen in den letzten Jahrhunderten kleiner waren. Auf dem Giebel war ein undefinierbares Teil auf den alten Fotos zu sehen, was aber –auch bei punktueller Vergrößerung- nicht zu erkennen war und somit auch nicht rekonstruiert werden kann. Später wurde dann ein Kreuz auf den Giebel gesetzt, so ist es auch jetzt geplant. Nach einem alten Winterfoto werden auf der oberen Laube wieder die Blütenornamente rechts und links an der Mantellaube erscheinen. Der Restaurator berichte noch von der speziellen Reinigung der Holzelemente mittels  Trockeneisstrahlen, das ohne Wasser oder chemischen Mitteln sehr schonend erfolgt.

Dr. Sybille Krafft war begeistert von dem engagierten Vortrag und begrüßte es, dass nachhaltiges Restaurieren möglich ist. Sie wies auch auf die damit verbundenen höheren Kosten hin und hofft, dass sich weitere Spenden generieren lassen für dieses besondere Objekt. Tom Müllinger von den Streichenfreunden bedankte sich, das so viele Anstrengungen unternommen werden, um das Gesicht vom Berggasthof Streichen zu erhalten, dass Tradition und Moderne hier verbunden werden und das Gebäude für die Schlechinger und die Besucher aus Nah und Fern als Wirtschaft für Jedermann bleibt.

Zeitplan

Paul Mößmer, Architekt und Mitglied des Vorstands Kulturerbe Bayern, zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf der Bauarbeiten und bestätigte, dass das Projekt aktuell gut im Zeitplan liegt. Wenn das Wetter mitspielt und keine Unwägbarkeiten auftreten, ist vorgesehen, dass der Berggasthof Streichen im Frühherbst nächstes Jahr wieder eröffnet werden kann.

Bericht:  Sybilla Wunderlich  – Visualisierung der Ostfassade des Streichens

Foto: Kultur Erbe Bayern, Neubauer Restaurierungswerkstätten

 

 

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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