Gesundheit & Corona

Corona-Sorgen wegen Medienkonsum

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der steigende Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Corona ist auch in der Region Rosenheim spürbar. In vielen Familien kommt es zu Konflikten, die Gefahr einer Mediensucht steigt. Das erfuhr die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig bei einem Besuch der Suchtberatungsstelle Neon in Rosenheim. „Inzwischen melden sich vermehrt Jugendliche ohne Wissen ihrer Eltern bei uns, die mit ihrem Leben und dem Medienkonsum nicht mehr zurechtkommen“, berichtete Geschäftsführer Benjamin Grünbichler. „Das hatten wir in dieser Vielzahl und Form noch nie. Die Jugendlichen sitzen immer mehr am PC, können sich nicht mehr konzentrieren, und spüren, dass in ihrem Leben etwas nicht mehr stimmt. Aber sie können es nicht einordnen.“

Der steigende Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen bereitet auch Daniela Ludwig Sorgen. „Nach einer Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit stieg die durchschnittliche Verweildauer von Zehn- bis 17-Jährigen in den sozialen Medien während der Kontaktbeschränkungen werktags um 66 Prozent an. Die Nutzungsdauer von Onlinespielen an diesen Tagen stieg sogar um 75 Prozent. Das ist heftig und alarmierend.“

Was den Suchtberatern und der Drogenbeauftragten zusätzlich Sorgen macht: Eltern sind oft überfordert. Sie wissen nicht, wie sie den Medienkonsum ihrer Kinder einschränken können, oder ab wann eine wirkliche Mediensucht vorliegt. „In vielen Familien kommt es zu Konflikten und es knallt richtig“, so Geschäftsführer Ludwig Binder. „Corona ist praktisch das Brennglas darauf, was in unseren Familien derzeit abläuft.“

Gerade Kinder brauchen den persönlichen Kontakt, darin waren sich Ludwig und die Neon-Geschäftsführer einig. „Kinder leben von Berührungen, Umarmungen und direkten Gesprächen. Wenn Kontakte beschränkt sind, wirkt sich das sehr auf ihr Leben aus“, betonte Benjamin Grünbichler. „Sie nutzen verstärkt Social Media. Je mehr Herzchen bei Instagram oder Likes bei Facebook sie bekommen, umso mehr bleiben sie online. Die Folge ist eine zunehmende Isolation. Dazu kommt, dass Homepages im Internet scheinbar endlos sind. Man scrollt und scrollt, und auch das verstärkt die Nutzung.“

Eine Regulierung der Mediennutzung wäre deshalb auch nach Ansicht von Daniela Ludwig sinnvoll. „Hier müssen wir die Eltern aufklären. Denn Kinder können Medienkonsum in dieser komplexen virtuellen Welt nicht allein regulieren. Wir brauchen Plattformen, die Eltern Hilfestellungen geben und sie auf Möglichkeiten hinweisen, was man beispielsweise auf Smartphones sperren kann, oder wie man die Nutzung von Computern begrenzen kann.“ Die Drogenbeauftragte ist bereits mit Apple und Google im Gespräch.

Wichtig für die Eltern: Neon hat in Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis Rosenheim und der AOK einen Ratgeber zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen erarbeitet. „Er zeigt den gestiegenen Medienkonsum auf, erläutert die wichtigsten Fakten von Apps und deren Nutzung, und gibt Eltern wertvolle Tipps, wie sie Mediensucht erkennen“, so Ludwig Binder. Die Welt der digitalen Spiele ist auch ein großes Thema. Wir raten den Eltern: Bleiben Sie im Gespräch mit ihren Kindern. Sollten Sie Hilfe brauchen, zögern Sie nicht, und nehmen Sie Kontakt mit uns auf.“ Den Ratgeber gibt es gedruckt bei Neon oder zum Download auf der Homepage unter https://www.neon-rosenheim.de/medienratgeber/.

Foto: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, MdB Daniela Ludwig im Gespräch mit den Neon-Geschäftsführern Ludwig Binder (links) und Benjamin Grünbichler.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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