Kultur

Buchtipp: „Zwei in einem Leben“  von David Nicholls  

Veröffentlicht von Günther Freund

Zwei gegensätzliche Menschen – eine Lektorin und ein Erdkundelehrer – finden bei einer Wanderung zueinander.

Marnie (38), eine geschiedene Lektorin aus London, steckt in einer Sackgasse. Sie igelt sich in ihrer Londoner Wohnung ein und vermisst doch die Zweisamkeit. Der Erdkundelehrer Michael (42) aus York lebt zurzeit getrennt von seiner Frau und ist noch nicht bereit für die Gesellschaft anderer Menschen. Als Cleo, die gemeinsame Freundin von Marnie und Michael, vorschlägt, gemeinsam wandern zu gehen, sind die beiden zunächst wenig begeistert – machen schließlich aber doch mit. Michael plant die Route, die anspruchsvoll, aber nicht zu strapaziös sein soll, Cleo kümmert sich um die Unterkünfte. Zu fünft brechen sie auf: Der Pharmazeut Conrad, ein typischer Londoner, und Cleos Sohn Anthony sind ebenfalls mit dabei. Eine ziemlich anstrengende Tour liegt vor ihnen, 190 Meilen von Küste zu Küste. Bald treten die ersten Probleme auf: das typisch englische Wetter, der teils recht schlechte Zustand der Wege und auch zwischenmenschliche Spannungen. Conrad gibt als erster auf, kurz darauf kapitulieren auch Cleo und ihr Sohn, sodass Michael und Marnie allein und in gedrückter Stimmung weiterwandern. Die beiden, anfangs völlig unterschiedlich und gar nicht bereit für Veränderungen, öffnen sich allmählich, kommen aus ihren Schneckenhäusern heraus und lassen ihre Gefühle zu.

David Nicholls beschäftigt sich in seinem neuen Roman mit zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Der Autor glänzt mit flüssigem Schreibstil, Humor und gut charakterisierten, sympathischen Figuren. Alles in allem ein anspruchsvoller Roman, der authentisch, erfrischend und berührend ist – dabei jedoch niemals ins Kitschige abgleitet. Sehr empfehlenswert für Leser und Leserinnen mit Freude an der Darstellung persönlicher Entwicklungen.

Buchprofile-Rezension von Günther Freund

Roman, FISCHER KRÜGER, 2024, 448 S, 25,00 €

ISBN/EAN: 9783810500656

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Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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