Kultur

Buchpräsentation: Müllner Peter in Sachrang

„So, da ist es – und so schaut es aus“, präsentierte Dr. Elmar Walter vom bayerischen Verein für Heimatpflege im Erkersaal der Alten Schule das neueste Buch zum Müllner Peter von Sachrang. Es enthält die Vorträge, die im vergangenen Jahr beim Symposion zum 175. Todestag des Müllner Peter und zum Abschluss der Digitalisierung der Sachranger Notensammlung gehalten wurden. „Dorf – Musik – Leben. Neue Perspektiven auf den Müllner Peter von Sachrang“ verspricht die Publikation in ihrem Titel. Herausgegeben wird das Buch von einem Autorenquartett: Dr. Margot Hamm vom Haus der Bayerischen Geschichte und eine der besten Kennerinnen des Lebens des Müllner Peter, Florian Sepp, Leiter der Geschäftsstelle „Bavarikon“, Dr. Elmar Walter, Leiter der Abteilung Volksmusik beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und Corinna Spieth-Hölzl, Kulturreferentin der Gemeinde Aschau.

Dieter Höpfner, der neugewählte Vorsitzende des Freundeskreises Müllner Peter von Sachrang, bedankte sich bei allen Beteiligten dafür, dass die Sachranger Notensammlung jetzt weltweit abrufbar und für jedermann nutzbar sei. Alle Interessierten könnten sich weltweit diese Noten und Texte herunterladen und für ihre Zwecke verarbeiten. Höpfner gab der versammelten Forschergemeinde auch gleich ein paar neue Themen und Hausaufgaben mit: bisher sei es völlig unbekannt, ob und wie der Müllner Peter in den Wirren der Napoleonischen Kriege und den Einfällen der aufständischen Tiroler ins Obere Priental aktiv beteiligt war und ob er dazu jemals eine Waffe in die Hand nahm oder aktiv in eine der Gebirgsschützenkompanien eingegliedert war.

Georg Antretter vom Bayerischen Fernsehen weitete, nach einem Rückblick auf die 50 Jahre der Müllner Peter Forschung, das künftige Themenspektrum noch weiter aus und forderte die versammelten Historiker in ihren Fachgebieten auszuloten, wie weit die Veröffentlichungen um den historischen Müllner Peter in der Nachfolge den historischen Roman und die historischen Heimatfilme in Bayern beeinflusst haben. Denkbar wäre auch eine Betrachtung des Müllner Peters als Heilkundiger und Arzt; das Sachranger Rezeptbuch und die schon vorhandene Dissertation zum Thema gäben dazu gute Grundlagen ab. Auch das Leben der Ehefrau Maria Hell an der Seite des Sachranger Dorfgenies und das Frauenbild des beginnenden 19. Jahrhunderts verdienten es, einmal genau betrachtet zu werden. Natürlich hatte er gleich einen Titel zur Hand: „Frauenpower im Priental – von Maria Hell bis zur Oberkaser Mare“ sei ein bisher unerforschtes Feld. Nach der erstmaligen Benennung einer Sachranger Straße nach dem Müllner Peter müsste nun zwangsläufig auch eine Maria-Hell-Straße folgen.

Monika Schmid, die dritte Bürgermeisterin von Aschau bedankte sich bei allen, die mit ihrer Arbeit zum Erfolg des letztjährigen Symposiums und jetzt zum Erscheinen der damaligen Vorträge in Buchform beigetragen haben. Experten aus Bayern und Tirol zeigten in ihren Beiträgen neue Perspektiven auf. Ihre unterschiedlichen Fragestellungen verweisen einmal mehr auf das große Interesse der aktuellen Forschung am Sachranger Notenbestand und lassen erahnen, dass eine Aufarbeitung weit über die eigentliche Biographie des Peter Huber hinaus geht und noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Vergleich der musikalischen Werke mit der Volksmusik im benachbarten Salzburg und Tirol liege nahe und sei nicht nur für Fachleute klar erkennbar; es sei verwunderlich, warum diese Spuren von der Forschung bisher nicht weiter verfolgt wurden. Als künstlerisches Produkt ihrer Zeit enthalte die Notensammlung nicht nur das spezifisch musikalische Wissen des ausgehenden 18. Jahrhunderts, sondern sie müsse darüber hinaus auch Fragen nach den gesellschaftlichen Strukturen im Gebirgsdorf Sachrang und nach den Bildungsmöglichkeiten für die Landbevölkerung beantworten. „Es beginnt nun eine neue Ära in der Rezeption der Sachranger Notensammlung; sie ist nun weltweit abruf- und verfügbar. Jetzt können sich alle Interessierten ans Werk machen und die Partituren musikalisch erproben und studieren“.

Monika Schmid wünschte den Anwesenden viel Freude beim Durchblättern, Staunen und Lesen. Das Buch ist künftig in der Tourist Info Sachrang, im Sachranger Dorfladen in Sachrang und in Aschau bei „Buch und Cafe“ erhältlich.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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