Natur & Umwelt

Bayerns aktuelle Trinkwasser-Informationen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die Basis der öffentlichen Wasserversorgung in Bayern sind Grundwasservorkommen, aus denen bayerische Wasserversorgungsunternehmen 627 Millionen Kubikmeter im Jahr 2022 entnehmen. Damit hat Grundwasser einen Anteil von 68,9 % an deren gesamten Eigengewinnung von 911 Millionen Kubikmeter. Regional unterscheidet sich die Bedeutung von Grundwasser deutlich. Während die Wasserversorger in der Oberpfalz 84,5 % des gesamten Trinkwassers aus diesem gewinnen, sind es in Mittelfranken nur 55,2 %.

Seit der letzten Erhebung der öffentlichen Wasserversorgung im Jahr 2019 nimmt der tägliche Trinkwasserverbrauch pro Kopf um 2 Liter auf 136,1 Liter zu. Regional variiert der Trinkwasserverbrauch zwischen 145,5 Liter in Oberbayern und 125,5 Liter in Mittelfranken.

Fürth. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, wird der Trinkwasserbedarf im Jahr 2022 zu rund 88,8 % (808 Millionen Kubikmeter) durch Grund- und Quellwasser gedeckt. Des Weiteren hat Oberflächenwasser (einschließlich Uferfiltrat und angereichertes Grundwasser) einen Anteil von 11,2 % (102 Millionen Kubikmeter) an der Eigengewinnung der bayerischen Wasserversorgungsunternehmen (nachfolgend: Versorger). Davon stammen 26 Millionen Kubikmeter aus den Trinkwassertalsperren Frauenau und Mauthaus sowie dem Bodensee. Das entspricht rund 3 % der Trinkwassereigengewinnung der Versorger. Insgesamt entnehmen diese 2022 knapp 911 Millionen Kubikmeter Wasser.

Regional variiert die Zusammensetzung des gewonnen Trinkwassers deutlich. Einen besonders hohen Anteil hat Grundwasser mit 84,5 % (65 Millionen Kubikmeter) in der Oberpfalz und eine vergleichsweise geringere Bedeutung in Mittelfranken mit 55,2 % (69 Millionen Kubikmeter). In Mittelfranken gewinnen die Versorger dagegen 30,9 % (38 Millionen Kubikmeter) aus Oberflächenwasser, während dieses in Oberbayern mit 1,1 % (4 Millionen Kubikmeter) kaum Relevanz hat.

Eigengewinnung der Versorger nimmt zu
Bei der vorausgehenden Erhebung 2019 betrug die Eigengewinnung der Versorger noch
907 Millionen Kubikmeter und nimmt damit bis 2022 um rund 0,4 % zu. Deutlicher steigt die Entnahme im Vergleich zum Jahr 2013, dem Jahr mit der bislang geringsten Entnahme
(852 Millionen Kubikmeter), mit 6,9 %. Das Jahr mit der höchsten Entnahme war 1991 mit
972 Millionen Kubikmeter. Zwischen 1991 und 2013 ging die Entnahmemenge schrittweise zurück und stieg in den folgenden 2010er-Jahren wieder an.

Pro-Kopf-Wert seit 2010 stark angestiegen
Der Trinkwasserbedarf der privaten Haushalte und der Wirtschaft liegt in Bayern 2022 bei rund 771 Millionen Kubikmeter. Beinahe alle Einwohnerinnen und Einwohner im Land – 2022 sind es 13,1 Millionen – sind an das öffentliche Netz angeschlossen. Private Haushalte (einschl. Kleingewerbe) verbrauchen 2022 gut fünf Sechstel des Trinkwassers (647 Millionen Kubikmeter). Daraus leitet sich ein Wasserbedarf pro Kopf von 136,1 Liter am Tag ab. Das sind 2 Liter mehr als 2019. Im Vergleich zu 2010, dem Jahr mit dem geringsten Pro-Kopf-Wert, liegt der Verbrauch um 7,1 Liter höher. Es liegt nahe, dass der Klimawandel mit den wärmeren und niederschlagsärmeren Sommern der letzten Jahre diesen Mehrbedarf erklärt. In den Erhebungsjahren bis einschließlich 1991 lag der Pro-Kopf-Wasserbedarf noch bei 130 bis
145 Liter und verringerte sich dann bis 2010 nach und nach auf 129 Liter am Tag. Die Verbreitung wassersparender Haushaltsgeräte und Armaturen könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Weniger als ein Sechstel des Trinkwassers bezogen Gewerbe- und Industriebetriebe zum Beispiel für die Versorgung der Belegschaft sowie an öffentliche Einrichtungen und sonstige Abnehmer (123 Millionen Kubikmeter).

Betrachtet nach Regierungsbezirken variiert der Trinkwasserverbrauch pro Kopf und Tag deutlich. In Oberbayern beträgt er im Jahr 2022 145,5 Liter, in Mittelfranken sind es dagegen nur
125,5 Liter. Diese Variation ist auf regionale Begebenheiten wie beispielsweise Unterschiede in der Siedlungsstruktur oder die generelle Wasserverfügbarkeit (wasserreiche versus wasserarme Regionen) zurückzuführen.

Dreiviertel der Versorger unterhalten eigene Gewinnungsanlagen
Von rund 99 Millionen Kubikmeter in das öffentliche Netz eingespeisten Wassers können im Jahr 2022 die Versorger den Verbleib nicht im Einzelnen erfassen. Dazu gehören die tatsächlichen Verluste, zum Beispiel Rohrbrüche und die scheinbaren Verluste, zum Beispiel Mess- und Ablesefehler oder Wasserdiebstahl. Rund 28 Millionen Kubikmeter Wasser decken den betriebsinternen Bedarf der Versorger, zum Beispiel für Rohrnetzspülungen.

Gewinnungs- und Verbrauchsort des Wassers können auseinander liegen. Von 2 135 Versorgern im Land unterhalten 2022 gut 76 % eigene Gewinnungsanlagen (1 633 Versorger). Gut 53 % der Versorger (1 142 Versorger) beziehen Wasser von mindestens einem anderen Versorger und knapp 24 % (506 Versorger) geben Wasser an andere Versorger ab. Der Wasseraustausch unter den Versorgern ist beträchtlich und beläuft sich 2022 auf rund 217 Millionen Kubikmeter. Dabei werden Mengen mehrfach gezählt, wenn ein Versorger das bezogene Wasser wieder an andere Versorger abgibt. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass die Wasserversorgung länderübergreifend stattfindet. Die Zahlen zur Wassergewinnung beziehen sich hier auf die Gewinnung bayerischer Wasserversorgungsunternehmen, unabhängig davon, ob das Wasser in Bayern oder Nachbarländern wie Baden-Württemberg gewonnen wird. Die Resilienz der Trinkwasserversorgung kann gestärkt werden, indem sich die Versorger untereinander vernetzen.

Bericht und Grafik: Bayerisches Landesamt für Statistik

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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