Steinbrünning, 06. Mai 2024 – Unterstützung beim Boden- und Gewässerschutz durch die Initiative boden:ständig
Die Bodenerosion erfordert besonders in Regionen mit hohen Niederschlägen ein Umdenken bei der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen mit dem Pflug. Bei Starkregen gelangen Humus und Einträge beispielsweise auch in den Abtsdorfer See. Mathias Auer, Steinbrünninger Landwirt und Berater für das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, erklärt wichtige Aspekte der konservierenden Bodenbearbeitung und warum sie unverzichtbar für den Boden- und Gewässerschutz ist.
Herr Auer, warum sind in Ihrer Region erosionsmindernde Anbaumethoden wichtig?
Unsere Region zwischen Laufen und Saaldorf-Surheim ist landwirtschaftlich geprägt. Bei hohen Niederschlägen – wie sie häufig hier auftreten – schwemmt das Regenwasser Einträge wie Düngemittel und Humus der Wiesen und Äcker in den Abtsdorfer See. Dies führt zu mehr Algenwachstum und zerstört den natürlichen Kreislauf im See. Hinzu kamen Verunreinigungen der Kommunen durch übergelaufene Mischwasserkanäle bei Starkregen. Ein Problem, das durch den Bau getrennter Systeme gerade unter Kontrolle gebracht wird. Deshalb muss auch die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Boden- und Gewässerschutz durch erosionsmindernde bzw. konservierende Anbaumethoden leisten. Abgesehen von freiwilligen Initiativen gibt die neue Erosionsschutzverordnung (ESchV) vor, welche landwirtschaftlichen Flächen in die höchste Erosionsgefährdungsstufe eingruppiert sind und wer auf konservierende Bodenbearbeitung umsteigen muss.
Was bedeutet erosionsmindernder Anbau?
Kurz zusammengefasst bedeutet die erosionsmindernde bzw. konservierende Bodenbearbeitung auf eine wendende Bearbeitung des Ackers mit dem Pflug zu verzichten. Stattdessen kommen Grubber, Scheibenegge und weitere nicht wendende Geräte zum Einsatz. Charakteristisch für diese Methode ist auch, dass Ernterückstände aus Zwischenfrucht und Stroh als Erosionsschutz auf der Bodenoberfläche verbleiben. Der Boden sollte so tief wie unbedingt nötig und so flach wie möglich bearbeitet werden.
Welche Rolle spielte dabei der pfluglose Maisanbau?
Die pfluglose Bearbeitung ist besonders in erosionsgefährdeten Gebieten mit Hanglagen notwendig. Neben einem hohen Erosionsschutz bringt das auch ökonomische Vorteile. Vor allem dann, wenn man es schafft, durch pfluglosen Maisanbau einen fruchtbaren Boden mit hoher Bodengare aufzubauen. Das verbessert die Wasseraufnahme des Bodens, reduziert die Düngekosten sowie den hohen Arbeits- und Energieaufwand durch das Pflügen. Das erfordert allerdings ein Umdenken bei der Bodenbearbeitung. Denn Landtechnik, Düngung, Saat, Fruchtfolgen, Unkrautkontrolle sowie Pflanzenschutz usw. müssen an die konservierende Anbaumethode angepasst werden — und das möglichst ohne Ertragsverlust. Derzeit nehmen einige Landwirte an den Anpassungsmaßnahmen teil.
Müssen Landwirte bei diesen Anbauvarianten mit Mehrkosten rechnen?
Meiner Einschätzung nach gleichen sich die Kosten beim pfluglosen Anbau aus. Das Pflügen ist zeit- und arbeitsintensiver. Hinzu kommen hohe Treibstoffkosten und Materialverschleiß. Die flache Bodenbearbeitung nimmt weniger Zeit und Kosten in Anspruch. Kosten entstehen z.B. für Maschinen zur flachen Bodenbearbeitung oder durch den Einsatz hochwertigen Saatguts. Durch die späte Aussaat kann es zudem zu einem Minderertrag kommen, das ist allerdings auch witterungsabhängig. Da 2023 ohnehin ein schwieriges Jahr für die Landwirtschaft war, lässt sich derzeit schwer beurteilen, inwieweit Mindererträge auf die Art der Bodenbearbeitung zurückzuführen sind. Im Falle von nachweisbaren Ertragseinbußen durch pfluglosen Ackerbau unterstützt das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) die Landwirte mit einer Ausgleichszahlung bis zu 80 Prozent der Kosten und zahlt eine Anschubfinanzierung.
Wo finden Landwirte Beratung und Unterstützung?
Neben der Pflanzenbauberatung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein, bietet die Gesellschaft konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) Beratung an bei der Umstellung auf pfluglosen Ackerbau. Aber auch bei der Initiative boden:ständig der Verwaltung für Ländliche Entwicklung kann sich man Rat holen oder sich mit Kollegen austauschen, die mit dieser Anbaumethode bereits erste Erfahrungen gesammelt haben.
Das gesamte Interview gibt es auf der Homepage des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern, weitere Informationen zur Initiative boden:ständig unter www.boden-staendig.eu .
Foto: Mia Goller – zeigt den Landwirt Mathias Auer. Text: ALE Oberbayern