Holz ist auch im Plastikzeitalter noch vielfach der Ursprung aller Dinge im Oberen Priental – beinahe wenigstens. Egal ob aus einem Baumstamm mit Beitel und Stemmeisen ein lebensechter Auerhahn zurechtgeschnitzt wird oder mit dem Schnitzmesser zu Edelweissblüten oder ob aus Spänen ein Korb oder eine Schwinge geflochten wird. Bei allen Arbeiten konnten die Marktbesuchter beim 18. „grenzenlosen“ Sachranger Bauern- und Kunsthandwerker Markt zuschauen. Aber es gab noch viel mehr zu sehen, über 80 Standlleute zeigten ihre Waren und vor allem auch ihr Können unmittelbar am Stand, vom Holzschnitzer über die Töpferin bis zum Hirschhornknopfmacher. Es gab wieder viel zu sehen und Neues zu erfahren auf dem Sachranger Bauern- und Kunsthandwerker Markt und nicht immer waren die Antworten ganz leicht zu geben. Wie wird Porzellan bemalt? Wie heiß ist ein Schmiedefeuer und wie heiß ist das Feuer des Glasbläsers? Wie viele Zähne hat ein Rechen und aus wie vielen Holzarten wird ein Rechen gemacht? Wie funktioniert ein Spinnrad? Welches Material braucht ein Korbmacher und was ist eine Schwinge? Weil all diese Handwerker auf dem Markt da waren und man ihnen in ihrem Standl bei ihrer Arbeit zuschauen konnte, waren alle Fragen zu beantworten. Die Standlleute hatten viel Zeit und auch wenn es eigentlich pressiert hätte, gaben sie noch geduldig Auskunft. Der Markt dauert zwei Tage und so verteilten sich die Fragen auch auf zwei Tage. Der Andrang beim Standl mit dem Schmalzgebackenen der Sachranger Frauen war wieder groß, auch das frischgebackene Bauernbrot aus dem Backofen neben dem alten Schulhaus fand schnell seine Abnehmer. Auch das ist heutzutage etwas Besonderes und nur ganz kurze Zeit hier auf dem Markt zu haben. Also muss man sich ranhalten beim Probieren und Verkosten. Brotzeit machen können die Besucher überall auf dem Markt – überall gibt es etwas zu schauen und auch zu probieren.
Die Besucher mussten nur viel Zeit mitbringen denn der Sachranger Markt ist kein Allerweltsmarkt, sondern etwas ganz besonderes. Auch die Aussteller nahmen sich für ihr Publikum viel Zeit, sei es der Drechsler, der Korbmacher oder die Porzellanmalerin, der Messermacher und Scherenschleifer oder der Hirschhornknopfmacher, der Glasbläser oder die fleißigen Spinnerinnen. Dank des idealen Marktwetters kamen viele Besucher zum mittlerweile traditionellen Marktwochenende ins obere Priental. Es gab aber auch so vieles zu sehen: alte Handwerksberufe und alte bäuerliche Arbeiten, wie Rechenmachen, Spinnen oder Korbflechten.
Am Sachranger Backhäusl kamen Einschiesser und Verkäuferinnen ganz schön ins Schwitzen: hier gab es Bauernbrot nach altem Rezept und das wollten alle Besucher probieren. Nach dreiviertel Stunden kommen die Brotlaibe aus dem Ofen, ein bissel abkühlen lassen, ein Scherzel abschneiden, dazu einen Almkas vom Nachbarstandl oder ein Trumm Speck vom Stand der Tiroler Bergbauern, was will man da sonst noch mehr. Essen und Trinken wollen die Marktbesucher immer, die Feuerwehr und die Schützen sorgten neben den Standln und den Wirten für das leibliche Wohl, die Musikkapelle Aschau, der Trachtenverein und die verschiedenen heimischen Musikgruppen trugen zur Unterhaltung der Besucher bei.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg