„Bei den Menschen in Georgien darf nicht der Eindruck entstehen, dass sich die westlichen Staaten gleichgültig gegenüber der brandgefährlichen Situation in dem Südkaukasus-Land verhalten“, ist der Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Pfarrer Professor Thomas Schwartz, überzeugt. Georgien könne nur durch Dialog sowie durch eine Vermittlung von außen, die von der Regierungspartei „Georgischer Traum“ und der Oppositionsbewegung anerkannt wird, einen Weg aus der Krise finden, glaubt Schwartz. Der Renovabis-Leiter sagt: „Dazu erwarte ich internationale Initiativen – insbesondere auch von der Europäischen Union.“
Trotz anderer geopolitischer Konflikte dürfe die zunehmend von Gewalt gezeichnete Lage in Georgien nicht vergessen werden. Seit fast zwei Wochen gehen Männer und Frauen in Tbilisi und anderen georgischen Städten jeden Tag auf die Straße. „Sie stehen auf für eine demokratische Zukunft und gegen den Aufschub eines möglich gewesenen Beitritts in die Europäische Union“, so Schwartz. Der Renovabis-Chef, der erst vor kurzem Projekte in Georgien besucht hat, konstatiert: „Das georgische Volk ist derzeit zerrissen. Die Gewalt gegen Demonstranten und Andersdenkende muss sofort enden und die demokratischen, rechtsstaatlichen Werte wie Meinungs- und Demonstrationsfreiheit müssen gewährleistet werden.“ Schwartz sorgt sich sehr um das gesellschaftliche Miteinander: „Ich möchte nicht, dass die begonnene Emanzipierung der jungen Menschen durch Bildung sowie das Anwachsen einer Mittelschicht und einer mündigen Zivilgesellschaft, zurückgedreht wird“.
„Große Sorgen bereitet mir auch die unsichere Situation der Caritas Georgia durch das sogenannte Transparenzgesetz. Sollte dadurch die Arbeit eingeschränkt oder gar ganz eingestellt werden, würde es die Armen, Kranken, Alten und Ausgegrenzten in der Gesellschaft hart treffen“, sagt Renovabis-Hauptgeschäftsführer Schwartz. Die sozialen Angebote der Caritas seien schließlich nur durch finanzielle Unterstützung aus dem Ausland möglich. „Die Bundesregierung und die Europäische Union müssen sich jetzt umso mehr für Georgien engagieren, ihren Einfluss geltend machen und weiter glaubwürdig eine europäische Perspektive für das Land aufzeigen.“
Bericht: Renovabis – Collage Renovabis, Fotos Canva – Renovabis hat seit 1993 zur Erneuerung von Kirchen und Gesellschaften in 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas beigetragen. Bisher wurden dabei mit insgesamt rund 892 Millionen Euro etwa 26.700 soziale, pastorale und bildungsbezogene Projekte von Partnerorganisationen vor Ort unterstützt. mehr: www.renovabis.de