Dem Thema „Berlin im All – was für Weltraumreisen unternommen wird“ widmete sich der TourismusDialog-Berlin in einer Podiumsdiskussion im Zeiss-Großplanetarium. Dieses gilt als modernstes Wissenschaftstheater Europas und als größtes Planetarium Deutschlands. Der Sternprojektor als Herzstück sowie zehn Videoprojektoren mit hochauflösender Technik ermöglichen ein 360-Grad-Fulldome-Erlebnis. Mit immersiven Flügen an der 23-Meter-Planetariumskuppel kann man eine faszinierende Erkundung des Weltraumes erleben.
Gesprächspartner auf dem Podium waren Tim Florian Horn, Vorstand der Stiftung Planetarium Berlin und Direktor des Zeiss-Großplanetariums, Ulrich Köhler vom DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Irene Selvanathan, Geschäftsführerin der Neurospace GmbH, und Prof. Dr. Enrico Stoll von der Technischen Universität Berlin. Sylvia Bleßmann vom ZDF-Hauptstadtstudio moderierte das Forum.
Zur Einleitung erklärte Tim Florian Horn mit einer beeindruckenden Videoprojektion an der Planetariumskuppel den Sternenhimmel über Berlin. Mit Blick auf die Milchstraße merkte Horn an, dass sich unsere Erde 27-tausend Lichtjahre vom Zentrum entfernt befindet – genau in einem schmalen Saum der Atmosphäre, wo es nicht zu kalt und zu warm ist. Hiernach hinterfragte die Moderatorin zunächst den aktuellen Stand der Mondforschung. Aktuell sind 106 nicht bemannte und bemannte Mondmissionen von 19 Ländern geplant. Man will sich demnächst erneut zum Mond aufmachen und dann sogar zum Mars, so Sylvia Bleßmann. Ulrich Köhler berichtete, dass der Mond nach einer Pause von mehreren Jahrzehnten wieder als wissenschaftliches Ziel betrachtet wird. Wegen seiner Nähe zur Erde ist er im All ein ideales Forschungsobjekt.
Unbedingt zum Mond reisen will die Ingenieurin Irene Selvanathan, die in ihrer Firma Neurospace kleine Mond-Rover entwickelt. Mit modernster Hard- und Software ist ihr Team von Wissenschaftlern den Geheimnissen des Universums auf den Spuren. Über die zunehmend kommerziellen Mondmissionen informierte Prof. Dr. Enrico Stoll. Private Firmen versuchen, die Kosten hierfür erheblich zu reduzieren, die derzeit bei einer Million Euro je Kilogramm Nutzlast liegen. Als Beispiel nannte Köhler die Unternehmungen vom Visionär Elon Musk, der die Raumfahrt durch wiederverwendbare Raketen revolutioniert hat. Mittlerweile sind kommerzielle Firmen an den Weltraummissionen zu etwa 35 Prozent beteiligt.
Ziel ist die Kolonialisierung von Mond und Mars, so Irene Selvanathan. Neben den Bodenschätzen im Mondstaub hat man inzwischen an den Polen des Mondes auch Wasser gefunden. Damit ist der Anbau von Pflanzen und die Gewinnung von Treibstoff auf dem Erdtrabanten durchaus denkbar. Ebenso könnten Baustoffe wie Ziegel oder Glas aus Mondstaub hergestellt werden, um Landeplätze und Gebäude zu errichten. In diesem Zusammenhang erwähnte die Moderatorin die aktuellen Mondmissionen Artemis, deren Ziel es ist, nach 50 Jahren wieder Astronauten auf dem Mond landen zu lassen. Ulrich Köhler berichtete von der Mission Artemis 1, bei der als Besatzung drei Holzpuppen dazu dienten, Strahlungsmessexperimente zu machen. Bei Artemis 2 sollen dann Astronauten den Mond umkreisen, bevor dann mit Artemis 3 in wenigen Jahren wieder Menschen den Mond betreten. Erstmals soll dann ein Japaner mit zur Crew gehören, da Japan einen Roboter zur Verfügung stellen wird. Auch drei Europäer werden beteiligt sein, mit einem Servicemodul der Europäischen Raumfahrt. Prof. Dr. Stoll verwies auf die Vorstellung, die durchaus Realität werden könnte, in 25 Jahren von einem Außenposten in Mondnähe zum Mars zu fliegen. Jedoch ist es problematisch, mit bis zu fünf Personen acht Monate unterwegs zu sein. Zwar wird sich der Mond bald zu einem routinierten Reiseziel entwickeln, an einer baldigen bemannten Marsmission hat Ulrich Köhler jedoch seine Zweifel. Neben zahlreichen Faktoren, die dagegensprechen, wären die Kosten von über 100 Milliarden Euro viel zu hoch. Andererseits könnte in den 2040er Jahren dennoch eine bemannte Marsmission starten, da zu dieser Zeit die Konstellation zwischen Erde und Mars relativ günstig ist. Köhler ergänzte, dass sich inzwischen in der robotischen Raumfahrt mit Künstlicher Intelligenz viele neue Möglichkeiten aufgetan haben.
Abschließend gab die Moderatorin dem Publikum einen Denkanstoß, indem sie die beeindruckenden Erlebnisse von Captain Kirk vorlas, der im Alter von 90 Jahren den Weltraum selbst erleben konnte. Er entdeckte, dass die Schönheit nicht da draußen ist, sondern auf der Erde. Der Kontrast zwischen der bösartigen Kälte des Weltraums und der warmen Erde erfüllte ihn mit überwältigender Traurigkeit.
Mit einem kurzen Einblick von Tim Florian Horn in die aktuelle Forschung zur Entstehung des Universums nahm die eindrucksvolle „Reise ins All“ ihr Ende.
Bericht und Bilder: Helmut Amberger, freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten und 1. Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin