Mit Blick auf den Gesamtstrategieprozess der Erzdiözese München und Freising hat Kardinal Reinhard Marx darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass sich die Kirche an der Gegenwart orientiere: „Wir stellen uns der jetzigen Zeitstunde. Wir träumen nicht von einer Vergangenheit, die vergangen ist, und konstruieren keine Zukunft, die noch nicht da ist.“ Diese Gegenwart „müssen wir immer wieder verstehen und innerlich positiv annehmen, ohne Trauer, sondern mit Zuversicht, mit der Überzeugung, dass diese Stunde uns geschenkt ist und uns aufgetragen ist“, sagte der Erzbischof bei einem Gottesdienst mit Mitwirkenden zum Abschluss des Prozesses am Samstagnachmittag, 11. Dezember, im Münchner Liebfrauendom.
„Wir wissen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die vielfältig ist, differenziert ist, wo Menschen eine Freiheit haben, wie sie Jahrhunderte nur für ganz wenige Privilegierte möglich war, eine Mobilität, eine technische Revolution, ein anderer Umgang mit Sexualität, mit Demokratie, mit Politik, mit Weltanschauungen, die Freiheit, das zu wählen oder auch zu verlassen, was ich als Kind gelernt habe“, so Kardinal Marx weiter: „All das ist einmalig in der Menschheitsgeschichte. Wie wir als Kirche Zeugnis ablegen in einer solchen Zeitstunde, die so viel Positives hat, natürlich auch viele Gefährdungen hat, das ist die Aufgabe, der wir uns zu stellen haben.“ Gleichzeitig zeigte sich der Erzbischof zuversichtlich: „Auch in einer Zeitstunde des Umbruchs, der neuen Herausforderungen können wir gut Kirche sein, Volk Gottes sein, und für die Menschen, für alle eine Hoffnung inmitten der Gesellschaft aufrichten, die sonst keiner geben kann.“
Den rund 125 Mitwirkenden des Gesamtstrategieprozesses, von denen viele den Gottesdienst im Liebfrauendom oder online mitfeierten, dankte Kardinal Marx für ihr Engagement. „Mir war das sehr wichtig, dass wir in einem breiten Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen daran arbeiten: Wie können wir vorangehen? Wie können wir einen Rahmen schaffen, wie können wir allen eine Möglichkeit geben, dann in den konkreten Umsetzungsprogrammen, in den konkreten Entscheidungen vor Ort mitzuwirken?“, so der Erzbischof. Mit Blick auf den Abschluss des Prozesses betonte er, „dass das kein Punkt ist, sondern ein Doppelpunkt, wo jetzt die konkrete Arbeit weitergeht – aber nicht ohne die Menschen vor Ort! Wir werden keine Zukunft der Kirche bauen von oben nach unten, sondern gemeinschaftlich, synodal.“
In ihrem nun abgeschlossenen Gesamtstrategieprozess hat die Erzdiözese München und Freising innerhalb von 15 Monaten Leitlinien und Ziele entwickelt, wie sie in den unterschiedlichen kirchlichen Handlungsfeldern trotz zurückgehender Ressourcen auch künftig bestmöglich für die Menschen da sein möchte. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Gottesdienstes an Kardinal Marx als Auftraggeber des Prozesses übergeben. Sie sind unter www.erzbistum-muenchen.de/strategieprozess veröffentlicht. Die Erzdiözese lädt zudem zu zwei öffentlichen virtuellen Informationsveranstaltungen ein: Generalvikar Christoph Klingan und weitere Mitwirkende des Prozesses stellen zentrale Ergebnisse vor und geben einen Ausblick auf die nächsten Schritte. Zudem gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Rückmeldungen zu platzieren. Die beiden inhaltsgleichen Veranstaltungen beginnen am Montag, 13. Dezember, um 19 Uhr sowie am Freitag, 17. Dezember, um 10 Uhr. Die Zugangslinks zu den Informationsveranstaltungen stehen unter www.erzbistum-muenchen.de/strategieprozess zur Verfügung. (bs)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger