Rund 140 Kirchenbänke im Chiemgau, im Inntal und im nahen Tirol hat Irmgard Ritzinger aus Prien-Bachham im Laufe der letzten Jahrzehnte mit ihrer Kamera genauestens festgehalten und dokumentiert. Wie es zu dieser besonderen Leidenschaft kam und was sie dabei erfuhr, das erzählte die 74-jährige bei einem Besuch in ihrer Wohnung und in der Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“ von Prien.
„Schon von Kindheit an habe ich mich für das Fotografieren und für den Gesang in der Kirche interessiert“ – so beginnt die gelernte Postbeamtin ihren Rückblick. Nach ihrer Hochzeit im Jahr 1970 mit ihrem Ehemann Herbert der ein selbstständiger Maschinenbau-Ingenieur in Rosenheim war und der weltweit mit seinen Meßtechnik-Kenntnissen im Einsatz war, konzentrierte sich Frau Ritzinger auf die Firmen-Buchhaltung und sie sorgte sich um das Wohl ihrer fünf Kinder. „Mein Mann verstarb leider im Jahr 2003 im Alter von nur 63 Jahren, da meldete ich mich mit 57 Jahren für einen Computerkurs an und kam dann zur Diakonie in Rosenheim, dort war ich dann bis zum Schluss meiner Berufszeit beschäftigt“ und sie fügte hinzu: „Neu war zu dieser Zeit das digitale Fotografieren, das machte mir viel Spaß“. Nur zur eigenen Freude und zur Freude ihrer Familie und Freunde stellte sie Kalender und Foto-Bücher zusammen. „Das Fotografieren im näheren Umkreis von Rosenheim war für mich ein guter Ausgleich, da ich zu Hause meine Mutter bis zu ihrem 99. Lebensjahr pflegte, das Fotografieren war einfach was Schönes und tat mir gut“ – so Irmgard Ritzinger. Im weiteren Rückblick erklärt sie, dass zuerst die Kirchen als solches, die Friedhöfe, die Kirchen-Innenräume, die Türen und weitere Details vor ihre Linse kamen, dann ergab es sich wie folgt: „Irgendwann war ich von den Kirchenbänken fasziniert, die Bänke waren in jeder Kirche anders, allesamt zeugten sie von viel Phantasie, Handwerkskunst und Gläubigkeit. Da dachte ich mir: Kirchenführer gibt es wie Sand am Meer, da mache ich mal ein Buch über die Kirchenbänke“.
Zum Fotografieren kamen noch der Chor-Gesang und die Ahnenforschung – Als vor gut einem Jahr ihre betagte Mama verstarb fand Frau Ritzinger in Prien-Bachham glücklicherweise eine neue und passende Wohnung. Von ihrer Mutter hat sie die Liebe zur kirchlichen Chormusik gelernt, lange Jahre war sie unter anderem mit dem Konzert-Chor von Zaisering unter der Leitung von Gustl Haltmayer unterwegs, auch das hat sie geprägt, wenn sie sagt: „Der Blick in das Kirchen-Innere und sakrale Bauten fanden immer mehr mein Interesse. Dazu kam, dass ich von meinem Schwiegervater auf dem Gebiet der Ahnenforschung sensibilisiert worden bin, so dass ich nach dem Tod meines Mannes durch die Chor-, Fotografier- und Ahnungsforschungs-Aktivitäten einen seelischen Ausgleich fand“. Ihre vielen Bilder und die Zusammenstellung der Kirchenbänke zeigt Irmgard Ritzinger gerne im Freundeskreis her und immer wieder zeigt sie sich dankbar, wie angenehm überrascht die Betrachter ob der schönen Details und Unterschiedlichkeit sind. Das ist dann immer wieder ihre ganz persönliche Freude.
Fotos: Hötzelsperger – Irmgard Ritzinger in der Priener Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“ mit bzw. in der Kirchenbank. Fotos: Ritzinger – Verschiedene Kirchenbänke