Kirche

Ein Kinderheim-Brief aus Rumänien in den Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Chiemgauer Rumänienhilfe meldet sich wieder aus aktuellem Anlaß, dazu zu Motor und Koordinator Hans Alt: „Heute kam eine Nachricht aus Dobreni vom Kinderheim „Casa Ray“ die ich Dir so wie ich sie bekam weitergeben möchte.  Dass die stabile Stütze der Kinder wegen Corona  in Piatra Neamt im dortigen Krankenhaus, bei einem Brandunglück auf der Intensivstation, mit zusammen 10 weiteren Patienten ums Leben kam, ist  bekannt. Aus unserem Spendenkonto konnten wir dem Heim im vorigen Jahr noch eine größere Summe als Soforthilfe zukommen lassen. Natürlich ist das kein Ersatz für den großen Verlust der „Mutter“. Jetzt haben sie, wie dem Brief zu entnehmen ist, wieder größere finanzielle Schwierigkeiten. Es ist das Auto und die Waschmaschinen (gebrauchte Industriemaschinen wie mir scheint) die aus verständlichen Gründen bei so viel Kindern natürlich arg strapaziert werden. Es wäre schon überaus wichtig, dass diese Dinge bald ersetzt werden können.

                                                                                                                                  Der Brief aus Rumänien: 

Liebe Freunde des Casa Ray

Wir hoffen, dass Sie, liebe Freunde, gesund und munter ins neue Jahr gestartet sind – mit viel Hoffnung und neuer Kraft, damit Sie sich mutig den Aufgaben stellen können, die uns das neue Jahr bringen wird. Nach dem unerwarteten Weggang unserer Mutter Tatiana in die Ewigkeit, waren wir alle einige Tage lang in einem Schockzustand gelähmt. Es war, als würden wir ein anderes Leben führen, als wären wir in einer Geschichte aufgewacht, die nicht unsere sein konnte. Trotz Schmerz und grosser Trauer, mussten wir uns um die täglichen Aufgaben kümmern, damit der Haushalt nicht still stehen würde. Es ist schön zu erleben, wie Mitarbeiter, Freiwillige und die Kinder gleichermaßen aufgerüttelt worden sind und wir in dieser schwierigen Zeit in besonderer Weise zusammenhalten. Jeder war bestrebt seinen Beitrag zu leisten und unser Zuhause zu unterstützen, so dass nicht alles zum Erliegen kam, nachdem die tragende Kraft weggefallen ist. „Sogar einige unserer Jugendlichen, die bereits Pläne für ihre nahe Zukunft gemacht hatten, entschieden sich um und sagten: „Ich gehe nirgendwo hin, ich bleibe hier, um die Arbeit meiner Mutter Tatiana fortzusetzen!“

Ob Klein, ob Groß – alle halfen mit die Umgebung und den Garten von den abgetrockneten Pflanzen zu befreien. Auch der Garten wurde abgeräumt und der gepflasterte Hof (Bilder 1 – 5) gereinigt.Im Obstgarten pflanzten wir 30 neue Obstbäume (Bild 6). Den Holzschuppen füllten wir mit reichlich Brennholz für den Winter (Bild 7). Einige Truthähne sowie zwei Schweine, die ihr optimales Alter für den Verzehr erreicht hatten, dienen uns als wertvoller Lebensmittelvorrat (Bild 8) und bescherten uns schon einige sehr leckere Gerichte (Bilder 9 und 10). Aufgrund des staatlich angeordneten „Homeschooling“ setzten die Kinder ihren Online-Schulunterricht zu Hause fort. An dieser Stelle danken wir der Bürgermeisterin, Cretu Vasilica, ganz herzlich. Sie hat uns 6 Tablets für die Kinder, welche das Gymnasium besuchen, zur Verfügung gestellt (Bilder 11 und 12). Nebst der Arbeit, Schule und den Hausaufgaben gab es auch Zeit für Entspannung(Bilder 13 und 14) und für Spiele zur Auflockerung (Bild 15). Am 9. Dezember durften wir Nicu Vacaru’s Geburtstag feiern (Bild 16). Wir wünschen ihm Gottes Bewahrung, Segen und Geleit.

Während der Feiertage erhielten wir Besuch von einigen unserer erwachsenen „Kinder“, die unser Haus vor einiger Zeit verlassen hatten. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Antonio besuchte seine Brüder (Bild 17), Costi bereitete jedem Kind eine kleine Aufmerksamkeit (Bild 18). Und Florin… wir können sagen, dass er immer noch zum Haus gehört. Oft ist er bei uns und verwöhnt unsere Kinder mit Süßigkeiten und Säfte und er sorgte dieses Jahr sogar dafür, dass wir einen wunderschönen Weihnachtsbaum erhielten (Bilder 19, 20).   Kurz nachdem wir unsere Mutter verloren hatten, erhielten wir unglückliche Nachrichten aus Amerika. Unser alter Freund Greg Heisey war mit COVID infiziert. Wir erlebten ein paar Wochen voller Emotionen und beteten stets zu Gott, er möge ihn heilen. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Gebete erhört wurden. Wir lieben dich Greg! (Bild 21)

Im Casa Ray hatten wir in letzter Zeit keine Fälle von COVID mehr und wir möchten Gott auch für diesen Segen danken. Ionela Matei war allerdings eine halbe Woche im Krankenhaus wegen des Verdachts einer Blinddarmentzündung. Auch hat sie mit einer allergischen Reaktion auf ein Medikament reagiert. Wir danken Gott, dass sie jetzt wieder gesund bei uns zu Hause ist. (Bild 22).  Im Dezember konzentrierte sich die Arbeit mehr in der Küche. So haben wir bereits am5.Dezember für den „Santa Claus-Tag“ 125 Muffins gebacken. Bis zum Ende des Monats versuchten wir unsere Kinder über den ganzen Monat hinweg immer wieder mit Köstlichkeiten aus der Küche zu verwöhnen (Bild 23).    St. Nikolaus überraschte die Kinder auch mit Früchten und Süßigkeiten, selbst wenn die mit „H&M“ bezeichneten Verpackungen einen anderen Inhalt vermuten liessen😉 (Bild 24).  Der Dezember brachte kalte Temperaturen und mit ihnen vereiste Straßen. Leider wurde eines der Autos unseres Vereins schwer beschädigt, als dieses infolge Glatteis ins Schleudern geriet, ein Brückengeländer streifte und schließlich in einen Graben zum Stillstand kam. Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Schaden am Auto ist allerdings so groß, dass die Reparaturkosten den Wert des Autos übersteigen würden. Deshalb haben wir beschlossen, die Idee der Reparatur aufzugeben(Bild 25). Diesen Monat waren leider auch alle drei Waschmaschinen defekt. Eine Waschmaschine ist altersbedingt ausgefallen, eine weitere zeigte bei der Stromzufuhr einen Wackelkontakt und für die dritte Maschine brauchte es ein neues Ersatzteil. Bisher haben wir es geschafft, zwei der Waschmaschinen wieder zum Laufen zu bringen. Wir werden versuchenauch die letzte noch defekte Maschine zu reparieren. (Bild 26)

Mit dem Verlust unserer geliebten Mama Tatiana erlebten wir eine riesige Welle der Anteilnahme von unzähligen Menschen. Viele wollten uns helfen oder haben uns besucht, um ganz persönlich ihr Mitgefühl zu zeigen. Wir sind von der grossen Anteilnahme, den vielen tröstenden Gesten und Worten und Ihrer zum Ausdruck gebrachten Liebe überwältigt und tief berührt. Wir möchten Ihnen allen von ganzem Herzen dafür danken. Damit wir niemanden versehentlich vergessen, möchten wir hier auf die namentliche Erwähnung unserer trauernden Freunde verzichten und lassen stattdessen ein paar Fotos für sich sprechen. Vielen herzlichen Dank! (Bilder 27 – 36)  Weihnachten und Silvester waren im Casa Ray dieses Jahr natürlich ganz anders. Das gesamte Jahr 2020 ist wohl mit anderen Jahren nicht vergleichbar. Trotzdem haben wir versucht unsere Kinder mit Geschenken, Feiern, Hausdekoration, Weihnachtsbaum, festliches Abendessen mit Sarmale, Kuchen, spezielle Vorspeisen, Obstsalat, gefüllte Eier, Rindfleischsalat und vielen anderen Leckereien zu verwöhnen (Bilder 37-50). Wir hatten eine gute Zeit zusammen, aber trotz all dieser kleinen Freuden kam immer wieder bedrückende Traurigkeit auf. So kurz nach dem Verlust unserer Mama Tatiana ist sie in unseren Gedanken und in unserenHerzen stets bei uns und trotzdem fehlt sie uns so sehr. Sie hinterlässt eine riesige Lücke.

Wir sind zuversichtlich, dass Gott jede Wunde heilen wird. Im Laufe der Zeit wird diese schwere und bedrückende Wolke der Traurigkeit über unserem Haus der wiederkehrenden Freude Raum geben.Unser Herr möge euch alle segnen. Herzliche Grüsse    Euer Casa Ray

Nähere Informationen: Chiemgauer Rumänienhilfe, Hans Alt, Telefon 08072-3193, email: info@rumaenienhilfe-ramsau.de

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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