Tourismus

Wahrlich Großes kommt nach Rosenheim: SAURIER-Ausstellung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kein Zweifel, sie sind die Stars der Ausstellung „SAURIER – Giganten der Meere“ im Lokschuppen Rosenheim. 22 Modelle von Meeressauriern, nach neuestem Forschungsstand entwickelt und lebensecht gestaltet, entführen die Besucher ab 26. September 2019 in der Ausstellungshalle auf eine spektakuläre Zeitreise ins Erdmittelalter. Die Meeresgiganten hinterlassen einen bleibenden Eindruck mit ihren langen Hälsen, den scharfen Zähnen im großen Maul, ihren großen Klauen oder schlichtweg mit ihrer Größe. Der Lokschuppen Rosenheim ließ diese Modelle exklusiv von einem internationalen Team aus Wissenschaftlern, Paläontologen, Kunsthandwerkern und Künstlern in Venetien entwickeln und von der Firma Prehistoric Minds produzieren. Am 19. August wurden die Modelle in drei Sattelschleppern von Oberitalien nach Rosenheim transportiert. Die Einzelteile werden derzeit vor Ort innerhalb einer Woche zusammengebaut und gehängt. Keine leichte Sache – bei einem Gewicht von bis zu 250 Kilogramm und einer Länge von bis zu 12 Metern.  Für die Entwicklung und die Produktion war eine perfekte Planung nötig.

„Am wichtigsten ist die Diskussion am Anfang, wie das Modell aussehen muss. Die Haltung, die Haut, die Augen, die Größenverhältnisse – alles muss stimmen“, sagt der Kurator der Ausstellung Dr. Bernd Herkner. „Wenn der Bau der Modelle in der Werkstatt begonnen hat, können wir nichts mehr ändern.“ Herkner hat gemeinsam mit dem Team um Prehistoric Minds – dem Paläontologen Dr. Simone Maganuco und dem Zeichner Davide Bonnadonna die Meeres-Saurier geplant. Der Teufel steckt bei der Planung oft im technischen Detail. Große Modelle müssen zerlegbar sein, und sie dürfen nicht zu schwer werden, weil sie an die Decke gehängt werden.

Davide Bonnadonna brachte als Zeichner die  Modelle erst auf Papier, danach auf den Computer. Dort entstand ein virtuelles 3- D-Modell der Saurier. Eine Maschine fräste anhand dieses Modells aus Styroporblöcken ein echtes Modell.

Die Styropormodelle bekamen dann einen Überzug aus Kunstharz und Polyester. Auf die Oberfläche wurde Ton aufgetragen, um die Hautschuppen zu gestalten. „Das machen wir an manchen Stellen per Hand, auf großen Flächen mit Stempeln und Rollen. Stets achten wir aber darauf, dass  wir streng nach den wissenschaftlichen Vorlagen arbeiten“, erläutert Simone Maganuco von Prehistoric Minds. Er ist selbst Paläontologe und legt großen Wert auf die wissenschaftliche Genauigkeit. Über den feuchten Ton bekam der Körper eine Hülle aus Kunstharz.

Die Tonhaut drückte sich auf der Innenseite der Hülle mit allen Details ein. Die Hülle wurde danach abmontiert – so entstand eine Gussform für die einzelnen Abschnitte eines Saurierkörpers. Mit diesen Gussformen wurden dann die endgültigen Modelle gegossen. Jedes der 22 Modelle wurde mit akribischer Sorgfalt gefertigt. Allein für die Produktion des Tylosaurus waren 600 Arbeitsstunden nötig.  Neben dem gewaltigen Tylosaurus werden auch ein Fischsaurier, ein Nothosaurus, ein Pliosaurier und ein Plesiosaurier die Besucher im Lokschuppen begeistern. Mit dabei sind aber auch Modelle eines Krokodils und einer Riesen-Schildkröte, die einst eine Größe von 4,60 Metern und ein Gewicht von bis zu 2 Tonnen erreichte.

Die Modelle müssen aber auch noch in Szene gesetzt werden. Den Entwurf und die Planung der Ausstellungsarchitektur übernahm das Münchner „Atelier Hammerl und Dannenberg“. „Die großen Modelle im Lokschuppen zu platzieren und um diese Inszenierungen die originalen Exponate in den Vitrinen zu arrangieren – das war eine spannende Aufgabe für uns“, erklärt die Gestalterin Tanja Hammerl. Außerdem müssen die einzelnen Vitrinenelemente möglichst modular und flexibel gebaut werden, um einen schnellen Auf- und Abbau zu ermöglichen. Schließlich wird die Ausstellung ab 2021 auf Wanderschaft geschickt, eine mögliche erste Station in den USA gibt es bereits.

„Wir haben einen hohen Aufwand betrieben, um unseren Besuchern eine hochwertige, wissenschaftlich fundierte Ausstellung zu bieten“, erläutert der Leiter des Ausstellungszentrums Dr. Peter Miesbeck. Der Startschuss für die Produktion der  Modelle waren die Auftragsvergabe und der Vertragsabschluss im September 2018.  Die 22 Stars der Urzeit sind nicht die einzigen Highlights der Ausstellung „SAURIER – Giganten der Meere“.  Einmalig ist die Zusammenschau von über 200 hochkarätigen originalen Fossilien, Skeletten und Modellen – inszeniert in einer modernen Familienerlebnisausstellung. Die Originale stammen aus dem Senckenberg Naturmuseum Frankfurt und weiteren renommierten europäischen Museen. Unbedingt sehenswert ist auch Europas größtes digitales „Paläoaquarium“, in dem die 3 D-animierten Saurier in Originalgröße erlebbar sind.  Die Unterwasserszenen sind nicht in einem Film arrangiert, sondern generieren sich nach einem Zufallsmechanismus. Die computeranimierten Tiermodelle stammen von den Infografen aus Lübeck. „Es wird die weltweit größte Meeressaurier-Ausstellung“, verspricht Miesbeck. SAURIER – Giganten der Meere behandelt das gesamte Erdmittelalter mit Trias, Jura und Kreise und gibt auch Ausblicke in die Erdneuzeit. Geologische  Aspekte der Erdentwicklung werden ebenso behandelt wie die großen Aussterbeereignisse, die keiner der Urzeitriesen überlebt hat.

Alle Fotos Copyright Andreas Jacob – Bildunterschriften:

 Archelon.jpg: Letzte Arbeiten am Archelon, der Meeresschildkröte. Sie wurde bis zu 4,70 m lang und wog bis zu 2000 Kilo

Liopleurodon.jpg: Frisch ausgepackt – der Liopleurodon, ein gefährliches Raubtier zur Zeit des Jura.

Spinosaurus.jpg: Mit rund 10 Metern einer der längsten Meeressaurier: der Spinosaurus

Liopleurodonmaganuco.jpg: Dumitru Bita und Simone Maganuco vom italienischen Hersteller-Team „Prehistoric Minds“ bringen die Flosse beim Liopleurodon an.

Team.jpg: Von links: Der Leiter des Ausstellungszentrums Lokschuppen Dr. Peter Miesbeck, Ausstellungsgestalterin Tanja Hammerl und Ausstellungskurator Dr. Bernd Herkner.

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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