Land- & Forstwirtschaft

92. Generalversammlung der Molkerei BGL

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Welche Auswirkungen die weltpolitische Lage auf die Molkerei  Berchtesgadener Land hat, wurde bei der 92. Generalversammlung der Genossenschaft  diese Woche deutlich. 345 Mitglieder informierten Geschäftsführer, Aufsichtsrat- und Vor standsvorsitzender in der Auerbräu Festhalle in Rosenheim umfassend über das Geschäfts jahr 2023. Dabei wurde eines deutlich: Die strategischen Entscheidungen der Molkerei in  den vergangenen Krisenjahren waren richtig.

Die Molkerei Berchtesgadener Land hat sich  über alle Krisen hinweg als langfristig verlässlicher Partner für Handel, Kundschaft und  seine Mitgliedsbetriebe gezeigt.
Anton Berger begrüßte als Ehrengäste den Kreisobmann Hans Gruber, vom Genossenschafts verband Bayern Bereichsleiter Ware Ludwig Huber, Haupt-Revisorin Sabine Gruhle und die Juristin Dr. Andrea Althanns als Wahlleiterin. In einem Jahr, das vom anhaltenden Ukraine-Krieg  und dem neuen Krieg in Israel geprägt war, setzte sich der Wirtschaftsabschwung in Deutschland  weiter fort. Weltweit hat sich der Milchmarkt seit Corona komplett gedreht: China hat die Re kordimporte von Milch eingestellt, Neuseeland weicht Richtung Europa aus, der Prokopfkonsum  von Milch sank in Deutschland um 6 Prozent und so kam der nationale Markt 2023 weiter unter  Druck. In diesem äußerst schwierigen Marktumfeld behauptet die heimische Molkereigenossen schaft erneut ihren Platz als Premiummolkerei und als stabiler Partner der Landwirtschaft. 216  Mio. Euro Milchgeld wurden in 2023 an die landwirtschaftlichen Betriebe zwischen Watzmann  und Zugspitze ausgezahlt so viel wie noch nie. Insgesamt wurden 380 Millionen Kilogramm  Milch von den Höfen erzeugt, das waren zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Dem Fachkräfteman
gel begegnet die Molkerei mit fortgesetztem Engagement in die Ausbildung. So starteten auch  2023 wieder 12 junge Menschen in 6 Ausbildungsberufen ihren Weg ins Erwerbsleben.  Die vielen Herausforderungen von Politik und Markt haben sehr viel Kraft gekostet. Die Entscheidungen,  die strategischen Überlegungen und deren konsequente Umsetzung tragen nun Früchte, so  Argstatter. Während andere in der Branche auf Spotmarkt, Export in den asiatischen Markt, auf  vegane Milchalternativen und Kontraktgeschäft mit Harddiscountern in den vergangenen Krisenjahren gesetzt haben, blieb die Molkerei Berchtesgadener Land dem Markengeschäft treu.

Der  Lebensmittelhandel sieht in der Molkerei heute einen absolut verlässlichen Partner für gesunde  Milchprodukte, der in schwierigen Zeiten die Preise nicht überzogen hat und seine Lieferquoten  zu 98 Prozent erfüllt hat. Dank eines umfassenden Sparprogramms auf Seiten der Molkerei gin gemacht haben, zeigen mir auch die Anfragen von externen Landwirten, die gerne zu uns in die  Genossenschaft liefern wollen.

Gegen den Trend
Geschäftsführer Bernhard Pointner begann mit einem weitgefassten Rückblick auf wegweisende  Entscheidungen zur strategischen Ausrichtung der Genossenschaft, die anfangs oft Kopfschütteln ausgelöst hatten: vor 51 Jahren der Beginn der Erfassung und Vermarktung von Bio-Milch  als Pionier in Deutschland, vor über 35 Jahren der Start der separaten Erfassung und Verarbeitung der Bergbauernmilch, vor 15 Jahren der konsequente Weg gegen gentechnisch veränderte
Futtermittel und 2022 schließlich das Stemmen gegen die Preisrallye im Lebensmittelhandel.

Gelebte Genossenschaft
In der Satzung der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land steht: Das Ziel allen Handelns  ist die bestmögliche Verwertung der angelieferten Milch der derzeit rund 1.600 Mitglieder.   Dieses Ziel vor Augen wurden in den letzten 12 Jahren Investitionen von 250 Mio. Euro in den Standort getätigt. Während beim Neubau der Molkerei 1986  staatliche Zuschüssen ausblieben, weil die Politik nicht an eine Molkerei in der Alpenregion  glaubte, wird inzwischen die Markbedeutung der Genossenschaft anerkannt und so flossen in  den letzten 15 Jahren Zuschüsse von neun Millionen Euro nach Piding. Dazu sprach Pointner der  bayerischen Ministerin für Landwirtschaft Michaela Kaniber einen Dank aus, die sich mit ver bindlichen Aussagen und echter Unterstützung immer für die Molkerei und ihre Mitglieder einsetze. Auch auf weitere Krisen ist die Molkerei bestens vorbereitet. So bestätigt ein kürzlich  durchgeführter Blackout-Test: Die Molkerei ist mit den zwei je 1.500 PS-starken Notstromaggre gaten im Notfall energieautark.

Markengeschäft erfolgreich
Obwohl sich der Trend Richtung Sparen fortsetzt, sehen die Pidinger ihre Markenheimat weiter Jahren ganz genau angeschaut und uns nach eingehender Analyse trotzdem z.B. gegen vegane  Ersatzprodukte, gegen protein-angereicherte Produkte oder gegen Kleinstverpackungen im  zwischen: Der Hype der Milchersatzprodukte flacht schon wieder ab, in Studien stehen künstliche High-Protein-Produkte – weil nierenbelastend – in der Kritik und die EU greift mit rigorosen
Verordnungen den Verpackungsmüll an. To go und die Außerhausverpflegung am Arbeitsplatz  dagegen sind Trends, die von der Molkerei erfolgreich genutzt werden. So wies das TetraTop Sortiment mit Milch, Milchmischgetränken und Joghurtdrinks ein zweistelliges Wachstum auf  und wird in 2024 mit großem Sommergewinnspiel und Werbekampagnen mit ganz neuen Akzenten unterstützt. Die weiterhin pfandfreien Getränkekartons boomen auch in den Automaten und
Shops z.B. von BMW, VW und Allianz.
 
Milch gehört zu unserer Kultur und hat Zukunft
Milch hat Zukunft, davon ist Pointner, selbst Vater von zwei Vorschulkindern, voll und ganz über zeugt. Wie das Ministerium so will auch er, dass Kinder echte Einblicke in die Landwirtschaft  bekommen, um den Wert von regional erzeugten Lebensmitteln schätzen zu lernen. Mehr als  2000 Kinder waren in 2023 bereits auf Bauernhöfen und anschließend in der Molkerei. Den Markenbotschaftern, die mit viel Herzblut ihre Höfe für Kinder öffneten, dankte er. Sie tragen dazu  bei, dass Milch aus dem Grünland der Alpen auch zukünftig Kundschaft habe. Nicht zuletzt die  wertgebenden Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, besonders gut verwertbares Milchcalcium  oder die gesunden Kulturen von Joghurt und Kefir sprechen laut Pointner für den Konsum.

Neu- und Wiederwahlen von Vorstand und Aufsichtsrat
Sie sind Entscheider in der Genossenschaft und immer erste Ansprechpartner der Mitglieder:  die gewählten Bäuerinnen und Bauern im Vorstand und Aufsichtsrat. Auf der 92. Generalversammlung der Molkerei Berchtesgadener Land wurden alle zur Neu- und Wiederwahl vorge schlagenen Mitglieder in Vorstand bzw.Aufsichtsrat per Akklamation gewählt. Andreas  Argstatter aus Piding wurde  mit überwältigender Mehrheit wieder in den Vorstand, Josef
Frank aus Truchtlaching und Alois Kramer aus Krün in den Aufsichtsrat gewählt. Für den aus  dem Aufsichtsrat ausgeschiedenen Andreas Stanggassinger aus Berchtesgaden wurde Katharina Walch aus Berchtesgaden ebenfalls mehr als eindeutig gewählt. Sie engagiert sich seit  2023 als Markenbotschafterin für die Molkerei. Alle neu- und wiedergewählten bedankten sich  für das Vertrauen und freuen sich auf die Aufgabe. Der Vorstand besteht weiterhin aus 5 ge
wählten Vertretern, der Aufsichtsrat aus 14 aktiven Bäuerinnen und Bauern, die sich über das  ganze Einzugsgebiet der Molkereigenossenschaft verteilen und so große und kleine, bio und  konventionelle Betriebe vom Watzmann bis zur Zugspitze vertreten.

Bericht und Bilder: Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG
  
345 Mitglieder waren der Einladung zur 92. Generalversammlung der Molkerei Berchtesgadener Land in die  Auerbräu-Festhalle in Rosenheim gefolgt.

Katharina Walch aus Berchtesgaden vertritt als neu gewähltes  Mitglied im Aufsichtrat nun die Interessen der Berg Landwirtschaft.
Bildquelle: Molkerei Berchtesgadener Land
 
www.molkerei-bgl.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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