An einem Schießabend im Winter 1924/1925 machte der damalige Schützenmeister des Auerberger Schützenvereins, Georg Lipp den Vorschlag, auf dem Auerberg einen Umritt zu Ehren des Hl. Georg zu veranstalten. So wurde im Februar 1925 auf dem Auerberg im Gasthaus Stechele eine Versammlung sämtlicher Pferdebesitzer der Umgebung einberufen, zwecks Einführung und Gründung eines Georgi-Rittes. Die Versammlung war stark besucht, zeigte für den Ritt großes Interesse und beschloss die Einführung eines Georgi-Rittes mit Pferdebenediktion jeweils am Tage des Patrozinium Festes. Als leitende Personen zum Ritt, wurde ein kleiner Ausschuss gewählt, dem als Vorstand Georg Lipp aus Eschach, als Ausschussmitglieder Johann Straub aus Prachtsried und Alois Kollmann aus Geisenhofen angehörten. Um eine geordnete Durchführung des Rittes jeweils zu sichern wurde um den Auerberg Obteien gebildet, für welche gleichzeitig ein Führer bestimmt wurde.
Daraufhin fand am 25. April 1925 der erste Georgiritt auf dem Auerberg statt. Es beteiligten sich 118 Reiter, wobei Georg Waibl aus Eschach der erste St. Georgsdarsteller war. Die Führung des gesamten Zuges am Ritt und die Bildung einer historischen Gruppe übernahm Bildhauer und Kunstschreiner Martin Kraut von Bernbeuren. Er arbeitete ein Festprogramm aus, welches bis heute noch in vollem Umfang Gültigkeit hat. Die Musikkapelle Bernbeuren beteiligt sich bereits seit dem ersten Georgiritt. Beim zweiten Ritt 1926 beteiligten sich 137 Reiter, darunter waren 20 römische Soldaten und 4 bestellte Fanfarenbläser. Die Musikkapelle Stötten war 1926 das erste Mal am Ritt beteiligt. Bereits zum dritten Ritt im Jahre 1927 wurde eine eigene Fanfarenmusik hoch zu Roß ausgestattet und ausgebildet. Es wurde auch eine komplette Georgsrüstung angeschafft. Die Vorstandschaft ritt erstmals in Rock und Zylinder mit weiß-blauen Schärpen. Im Jahre 1928 bekamen die vier Fanfarenmusiker mit Nikolaus Fröhlich ihren ersten Paukisten, welcher sein Roß mit den Füßen lenkte, das von den Zuschauern sehr bestaunt wurde.
1931 wurde der Ritt wegen schlechter Wirtschaftsverhältnisse und schlechter Beteiligung der Reiter in den vorigen zwei Jahren erst abgesagt. Aufgrund einer Protestversammlung der „Jungen“ im April 1931 wurde der Georgiritt dennoch durchgeführt, an dem sich 80 Reiter mit ihren Pferden beteiligten. So wurde in der Zeitung gelesen: „Und gerade heute sollte es schön sein, da doch die Jungen, die Uneinigkeit des Ausschusses der Alten überstimmend und neues Brauchtum hochhaltend, zu St. Georg hinaufzureiten beschlossen haben.“ Bei einer Versammlung am 13. Dezember 1931 im Gasthaus Stechele auf dem Auerberg kam es zu einem Beschluss zur Gründung eines „Georgi-Ritt Verein Auerberg“. So traten an der Gründungsversammlung am 20. März 1932 dem neu gegründeten Verein sofort 82 Mitglieder bei. Hier ging Rudolf Schwarz als erster Vorstand hervor. Im Jahr 1935 wurde die Bergfahne geweiht, welche als kirchliche Fahne den Zusammenhalt der Auerbergbevölkerung bestärken sollte. Zum ersten Mal in diesem Jahr ritten die Altgeschlechter mit Ehrenschild am Georgiritt mit. Die Musikkapelle Rettenbach ist seit 1938 beim Georgiritt vertreten, welche sich seitdem mit der Musikkapelle Sötten abwechselt und mit der Musikkapelle Bernbeuren unseren Brauchtumsritt musikalisch bereichert.
In den Jahren 1940 – 1946 fand aufgrund der Kriegsjahre des 2. Weltkrieges kein Ritt auf dem Auerberg statt.
Beim Georgiritt 1951 fand zum ersten Mal eine Feldmesse mit Lautsprecheranlage statt. Hier waren die Pferde noch nicht beim Gottesdienst dabei, sondern ritten erst später zur Segnung auf den Platz. In den Jahren zuvor wurde der Gottesdienst in der St. Georgskirche gefeiert und der Pfarrer kam anschließend zu den Reitern mit ihren Pferden zur Benediktion. Bei der Jahresversammlung 1966 wurde ein gewaltiger Rückgang der Pferde beklagt. Zu Anfang des Georgiritts 1925 waren in Bernbeuren noch 320 Pferde in den Ställen. Im Jahr 1965 waren es nur noch 71 Pferde.
Die Vereinsfahne des Georgiritt-Verein Auerberg e.V. wurde am Georgiritt 1972 durch Pfarrer Scherer geweiht, wobei der ländliche Reit- und Fahrverein Burggen die Patenschaft übernommen hatte. Während des Georgirittes 1978 wird die Georgskirche zur Europakirche proklamiert. Bereits in der Nacht zuvor wurde die höchst gelegene Kirche der Diözese Augsburg mit Scheinwerfer angestrahlt. Die Vorstandschaft voran mit Vorstand Seelos Andreas ritt 1982 erstmals in heimischer Tracht und nicht mehr in Rock und Zylinder. Seit dieser Zeit nehmen jedes Jahr zwischen 130 und 160 Pferde mit ihren Reitern am Georgiritt auf dem Auerberg teil. Der Georgiritt konnte in den Jahren 2020 und 2021 nicht stattfinden, da die Corona-Pandemie die ganze Welt zu Einschränkungen und Verzicht zwang. Von 1978 – 2024 war unser Ansager Karlinger Manfred am Georgiritt im Einsatz um die Zugfolge und weiteres Interessantes den Besuchern unseres Brauchtumsrittes über Lautsprecher näher zu bringen. Fast 50 Jahre lang sang Karlinger mit unterschiedlichen Besetzungen den Georgsschwur am Georgiritt. Seit vielen Jahren wird der Georgsschimmel von unserem Ehrenvorstand Sprenzel Max gestellt, welcher 28 Jahre die Geschicke unseres Vereins leitete. Von ihm übernahm 2022 Seelos Franz den Posten des ersten Vorstandes.
Im Jahr 2025 jährt sich der Georgiritt zum 100. Mal. Wir hoffen natürlich auf schönes Wetter und freuen uns viele Besucher an unserem Brauchtumsritt am 27. April 2025 um 10 Uhr auf dem Auerberg begrüßen zu dürfen.
Bericht und Bilder: Moni Zink, Pressewartin Oberer Lechgau