Natur & Umwelt

Streuobst-Pakt Bayern ist gestartet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Streuobstwiesen sind in Bayern eine traditionelle Form des Obstanbaus mit großer Bedeutung für die Kulturlandschaft und die Biodiversität. Heute haben Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber und Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in Bamberg offiziell den Startschuss für die praktische Umsetzung des Bayerischen Streuobstpakts gegeben. Glauber betonte bei der Auftaktveranstaltung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL): „Wer Vielfalt will, muss Streuobst pflanzen. Auf den bunten Wiesen gibt es einen unglaublichen biologischen Reichtum. Streuobstwiesen sind ein Gewinn für die Artenvielfalt, für die Wertschöpfung vor Ort und für die Regionen in Bayern. Diese wertvollen Flächen, unser von der UNESCO anerkanntes bayerisches Kulturerbe, wollen wir deutlich ausbauen. Bayernweit sollen auf einer Fläche von etwa 17.000 Fußballfeldern mehr Streuobstwiesen entstehen. Über 600 Millionen Euro wollen wir bis 2035 in den Streuobstanbau investieren. Zahlreiche Verbände unterstützen das großartige Projekt. Der Streuobstpakt ist eine starke Gemeinschaftsleistung.“

Für Ministerin Michaela Kaniber bringt das Streuobstwiesen-Programm ökologischen Wirkung, wirtschaftlichen Nutzen und Vorteile für das Landschaftsbild hervorragend zusammen: „Streuobstwiesen sind prägend für unsere wunderschöne Kulturlandschaft. Sie bereichern den ländlichen Raum in allen Teilen Bayerns. Der Streuobstanbau hat eine Jahrhunderte alte Tradition im Freistaat. Wir wollen diese Tradition für die kommenden Generationen erhalten. Durch die bayernweite  Pflanzung von einer Million neuer Streuobstbäume erhalten wir langfristig die Streuobstbestände und bauen sie sogar noch aus. Der Streuobstanbau soll sich aber auch wieder wirtschaftlich lohnen. Das wäre die beste Grundlage für den Erhalt der Streuobstbestände. Mit den vielfältigen Projekten unserer Streuobst-Offensive wollen wir den Anbau, aber auch die Verwertung und Vermarktung von Streuobst  weiter vorantreiben und noch stärker professionalisieren. Wenn uns das gelingt, werden wir die Bestände mit all ihren Vorteilen für Natur und Menschen auch nachhaltig für die Zukunft sichern können. Jeder, der Streuobst genießt, vom Obstsaft bis zum Edelbrand, wird zum aktiven Naturschützer.“

Seit der Unterzeichnung des Streuobstpakts im Oktober 2021 haben die beteiligten Ministerien, Fachbehörden und Verbände intensive Vorarbeit geleistet:

  • Für die Pflanzung von einer Million neuer Streuobstbäume legt das Land-wirtschaftsministerium ein neues Förderprogramm auf. Antragsberechtigt werden Vereine, Verbände, Kommunen und Schulen sein. Das neue Förderprogramm wird im Herbst starten. Förderpauschalen für Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen sowie eine investive Förderung der Pflege werden vom Umweltministerium in enger Zusammenarbeit mit Praktikern und Verbänden erarbeitet.
  • Damit genügend Bäume gepflanzt werden können, werden die bayerischen Obstbaumschulen ihre Produktionskapazitäten steigern.
  • Verschiedene Arbeitsgruppen des Landwirtschafts- und Umweltministeriums erarbeiten konkrete Umsetzungskonzepte zu Produktion und Vermarktung des Streuobsts.
  • Große, komplexe Fördermaßnahmen werden vor allem in Streuobst-Schwerpunktgebieten umgesetzt: Zusammen mit den Verbänden werden die Streuobstbestände ganzer Landkreise wieder gepflegt und neu gepflanzt.
  • Zudem werden Aus- und Weiterbildungsangebote (z.B. für Baumwarte, zur Verarbeitung und Bewirtschaftung) gestärkt und ausgebaut, auch mit Hilfe weiterer Partner.
  • Streuobstbestände in ganz Bayern werden erfasst und kartiert, Handlungsbedarfe werden ermittelt und abgestimmt.
  • Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) setzten umfassende Forschungs- und Entwicklungs-Projekte um, beispielsweise Konzepte zum Erhalt der Sorten und zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Streuobstanbau. Dafür gibt es insgesamt acht neue Projektstellen an LWG und LfL. Ebenso werden Forschungsprojekte von externen Partnern des Streuobstpaktes unterstützt.
  • In der Auftaktveranstaltung zum Streuobstpakt wurden die ersten Ergebnisse von den am Streuobstpakt beteiligten Verbänden auf breiter Ebene diskutiert.

Über 2.000 Obstsorten werden in Bayern als Streuobst angebaut. Streuobstbestände zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa: Rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben dort. Seit 1965 sind rund 70 Prozent der Streuobstbestände in Bayern verschwunden. Die Bayerische Staatsregierung hat im Oktober 2021 den „Bayerischen Streuobstpakt“ zusammen mit zahlreichen Verbänden unterzeichnet. Ziel ist, den derzeitigen Streuobstbestand in Bayern zu erhalten sowie eine Million Streuobstbäume neu zu pflanzen. Mit Mitteln für insgesamt 26 Streuobstmanager unterstützt das Bayerische Umweltministerium die Bezirksregierungen und Landratsämter bei der Umsetzung des Streuobstpakts.

Weitere Informationen unter Der Bayerische Streuobstpakt (bayern.de) und unter www.stmelf.bayern.de/streuobstpakt.

Foto des Auftakttermins in Bamberg von Judith Schmidhuber / StMELF   zeigt (v. l.) Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke, Schäfer Anton König, Agrarministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Thorsten Glauber in einer Streuobstwiese.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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