Neben dem unermüdlichen Engagement des „Pro Arbeit“-Teams Rosenheim zugunsten junger Menschen sind es insbesondere die kleinen und großen Erfolgsgeschichten, die den Verein seit seiner Gründung im Jahr 1997 prägen. Etwa die von Michael Singh, der bei der jüngsten Mitgliederversammlung seinen Werdegang vom Hilfesuchenden zum ehrenamtlichen Qualipaten skizzierte.
Seine erste Begegnung mit „Pro Arbeit“ an der Hauptschule Fürstätt fiel schon ins Jahr 2000. Dank der dortigen Jugendsozialarbeit an Schulen kam Singh als Achtklässler in den Genuss des Bewerbungsplanspiels und konnte später bei diversen Praktika in die Berufswelt schnuppern. Dem Qualifizierten Hauptschulabschluss folgte die Mittlere Reife an einer Wirtschaftsschule; ein erfolgreicher Abschluss der Fachoberschule jedoch schien wenig aussichtsreich. So wandte er sich 2011 an die Ausbildungsstellenvermittlung von „Pro Arbeit“ – und erhielt Unterstützung beim Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen, bekam Tipps fürs Führen von Telefongesprächen und profitierte nicht zuletzt von der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche: Singh trat eine Ausbildungsstelle zum technischen Produktdesigner an.
In der folgenden Zeit wuchs in ihm der Wunsch „etwas zurückzugeben“. Seit Anfang letzten Jahres ist Michael Singh nun einer von insgesamt 30 Qualipaten, die an den vier Rosenheimer Mittelschulen, am Förderzentrum am Gries sowie den beiden Realschulen Jugendliche begleiten und unterstützen. Wichtig ist ihm dabei insbesondere die Vermittlung von Softskills wie Pünktlichkeit, Kommunikationsfähigkeit und Motivation. Der enge Kontakt zu den Jugendlichen, zu den Sozialpädagogen von „Pro Arbeit“, zu den Lehrkräften und Eltern hat unterdessen auch für ihn Folgen gehabt: Vor kurzem hat der Rosenheimer eine Ausbildung zum Fachlehrer begonnen.
Mit der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), der Ausbildungsvermittlung und der Förderung von Auszubildenden beleuchtete Vorsitzender Harald Neu in seinem Bericht auch die drei anderen Arbeitsbereiche des Vereins mit seinen 44 Mitarbeitern. So bieten Sozialpädagogen an nunmehr 29 Schulen in der Stadt und im Landkreis Einzelfallgespräche mit Schülern, Elternberatung und Klassenprojekte an. „Jugendsozialarbeit an Schulen ist die intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule“, unterstrich Neu die Bedeutung von JaS. Im Sinne eines „Frühwarnsystems“ leiste JaS, deren Grundstein vor Jahren die Sparkasse Rosenheim durch ein zukunftsweisendes Sponsoring für Schulsozialarbeit gelegt hatte, bereits an den Grundschulen wertvolle Dienste. Ohne das finanzielle Engagement von Stadt und Landkreis sei diese Art der Prävention jedoch gar nicht möglich.
Durchwegs positiv fiel die Bilanz für den Bereich Ausbildungsvermittlung und Vermittlungscoaching aus. Mit individuellem Coaching sowie Maßnahmen wie „Blick nach vorn“ und „Bleib stabil“ eröffnet „Pro Arbeit“ im Auftrag der Jobcenter von Stadt und Landkreis Rosenheim jungen Menschen Perspektiven für ihren Weg nach der Schulzeit. Darüber hinaus fanden 49 Jugendliche im Rahmen des von der Stadt Rosenheim finanzierten Projekts „Orientierung und Praktikum“ eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle oder entschieden sich für den Besuch einer weiterführenden Schule.
Unsicher ist hingegen die Zukunft des Projekts „Start ins Berufsleben“, welches dank einer großzügigen Spende des Rotary Club Rosenheim über drei Jahre ins Leben gerufen werden konnte. Jugendliche, die bereits alle anderen Maßnahmen erfolglos durchlaufen haben, erhielten hier in den vergangenen Jahren nochmals eine Chance, den Einstieg in eine Ausbildung zu meistern. Derzeit ist der Verein auf der Suche nach einer Anschlussfinanzierung.
„Pro Arbeit“ agiere nicht nur nachhaltig, auch wurden wichtige Veränderungen im Bereich der freien Jugendhilfe angestoßen, unterstrich Rosenheims dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht die Bedeutung des Vereins für die Stadt und die Region. „Sie leisten herausragende Arbeit“; eine Arbeit, die sich lohne – für den Einzelnen und für die Gesellschaft, so Leicht. Von jeher stehe der Verein für eine „Erfolgsgeschichte mit vielen Vätern und Müttern“. Von einem dieser Väter musste „Pro Arbeit“ in diesem Jahr leider Abschied nehmen: Jürgen Krause, Gründungsmitglied, langjähriger Vorsitzender, Ehrenvorsitzender und unermüdlicher Förderer, war im Januar im Alter von 91 Jahren gestorben.
Verlässlichkeit lebt „Pro Arbeit“ nicht nur in seinem seit nunmehr 26 Jahre andauernden Bestreben, für Heranwachsende Chancen zu schaffen. So zeugte die Ehrung langjähriger Mitarbeiter von der Beständigkeit des Vereins als Arbeitgeber: Gabi Futscher hat vor 25 Jahren mit der Personalnummer 001 als erste Schulsozialarbeiterin an der damaligen Volksschule Fürstätt ihre Tätigkeit aufgenommen. Und schon bald wusste die damalige Rektorin gar nicht mehr, wie Schule ohne Sozialarbeit funktionieren solle. Ebenso wurde Veronika Wörndl für ein Vierteljahrhundert Engagement zugunsten junger Menschen gewürdigt. Sie ist nach Jahren an der Berufsschule Bad Aibling derzeit an der Berufsschule 2 in Rosenheim im Einsatz und kann sich nach eigenem Bekunden gar keinen schöneren Beruf vorstellen. Seit zehn Jahren sind zudem Heidi Laupheimer, Stephanie Thaler, Kristina Falk und Vincenz Fauner fester Bestandteil des Pro Arbeit-Teams. Buchstäblich tonangebend bei der Ehrung war dabei der kurzerhand ins Leben gerufene „Pro Arbeit“-Chor, der mit einer auf die Jubilare maßgeschneiderten Version eines Ohrwurms der Spider Murphy Gang aufwartete.
Bericht und Foto: Pro Arbeit, Rosenheim