Die Komponistin und Geigerin Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V. haben den Oberbayerischen Kulturpreis 2022 erhalten. Bezirkstagspräsident Josef Mederer verlieh die Auszeichnung am 9. Oktober 2022 in Kloster Seeon. Der Bezirk Oberbayern vergibt den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis seit 1980 jährlich an zwei Persönlichkeiten, die sich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer würdigte Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen: Beide „haben sich auf hohem Niveau mit ihrem vielfältigen Schaffen um die Kultur weit über Oberbayerns Grenzen hinaus verdient gemacht. Der Walk of Fame in der Altstadt von Burghausen und Kompositionen zu internationalen Kinoproduktionen dokumentieren das eindrucksvoll.“ Er hob auch das Bestreben beider Preisträgerinnen hervor, „den Nachwuchs auf seinem künstlerischen Weg zu unterstützen“.
Martina Eisenreich (geboren 1981 in Erding) hat sich vor allem als Komponistin von Filmmusik einen Namen gemacht. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde sie als Jungstudentin für Klassische Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München aufgenommen. Sie studierte dort später Komposition für Film und Fernsehen sowie an der Filmakademie Baden-Württemberg Filmmusik und Sounddesign. 2006 schuf sie die Musik für den Kinderfilm Mondmann, die heute wie andere ihrer sinfonischen Werke auch von Orchestern als Konzertmusik aufgeführt werden. 2007 startete mit Reine Geschmackssache der erste Kinofilm mit ihrer Musik. Auch zu einigen Fernsehkrimis schrieb sie den Soundtrack – beispielsweise für den Tatort Waldlust des Südwestrundfunks, für den sie 2018 den Deutschen Filmmusikpreis (Beste Musik im Film) erhielt. Eisenreich komponierte zudem die Musik für zahlreiche Hörspiele – darunter die NDR-Produktionen Tannöd und Stiller – sowie für Theaterproduktionen. Auch auf der Bühne kann Eisenreich große Erfolge feiern. Als Geigerin spielt sie mit ihren beiden Ensembles: dem Trio Lauschgold und dem Martina Eisenreich Quartett. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schlagzeuger Wolfgang Lohmeier, brachte sie mehrere Alben und Konzertprogramme heraus. Eisenreich unterrichtet an der Münchner Filmhochschule und widmet sich seit einigen Jahren auch der Orchesterarbeit und dem Dirigieren.
Martina Eisenreich habe bewiesen – so Münchens Altoberbürgermeister Christian Ude in seiner Laudatio, „dass höchste Kulturleistungen auch aus kleineren Städten hervorgehen können, (…) dass Frauen herausragend komponieren und dirigieren können, auch wenn es die Männerwelt befremdlich lange für unmöglich hielt. Dass Volksmusik, wenn sie nicht verkitscht oder banalisiert wird, nicht von der ‚Hochkultur‘, die ja auch nicht immer wahnsinnig hoch ist, getrennt werden darf“ und dass „musikalische Innovationen immer noch möglich sind.“
Die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V. (IG Jazz) veranstaltet seit einem halben Jahrhundert Konzerte und Festivals rund um das Thema Jazz. Gegründet wurde sie 1971 als Verein von Helmut Viertl zusammen mit dem Münchner Saxophonisten Joe Viera. Beide hatten bereits ein Jahr zuvor die Internationale Jazzwoche Burghausen ins Leben gerufen. Das Festival entwickelte sich dank der Auftritte bekannter deutscher Jazzmusikerinnen und -musiker bald auch zu einem Ort für internationale Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald, Count Basie, Michel Petrucciani, Albert Mangelsdorff und Chet Baker. Seit 1982 hat das Festival mit der Wackerhalle einen festen Spielort für große Konzerte. Das Zusammenspiel mit den vielen kleineren Locations für Jazznights und Jam-Sessions macht den besonderen Charme der Jazzwoche aus. Joe Viera, der das Festival musikalisch leitet, gründete 1972 das Studienzentrum für zeitgenössische Musik, das hochrangig besetzte Jazzkurse anbietet und über einen Förderverein Stipendien vergibt. Seit 2009 verleiht die IG Jazz den renommierten Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis. Darüber hinaus ermöglicht sie Newcomern beim Next Generation Day einen Auftritt auf der Internationalen Jazzwoche. Ein weiteres Aushängeschild der IG Jazz ist die seit fast 50 Jahren bestehende Big Band, in der die arriviertesten Jazzmusikerinnen und -musiker der Region mitwirken. Die Leitung der IG Jazz liegt in den Händen von Herbert Rißel, der das Amt 2004 nach dem Tod von Herbert Hebertinger übernahm. Joe Viera ist bis heute als lebende Jazzlegende musikalischer Vordenker der IG Jazz.
In seiner Laudatio würdigte Hans Steindl, Altbürgermeister der Stadt Burghausen, die Interessengemeinschaft Jazz: „Die IG Jazz ist nicht nur eine Interessengemeinschaft, sondern auch eine Familiengemeinschaft, die vieles selber macht. Sie hat Burghausen zum Mekka des Jazz in der bayerischen Provinz entwickelt. Sie ist Erfinder, Entdecker und Treiber für den Jazz in Oberbayern.“
Informationen zum Werk der Preisträger sowie eine Übersicht früherer Preisträger gibt es in der Broschüre zum Oberbayerischen Kulturpreis 2022. Die Publikation kann per E-Mail an kommunikation@bezirk-oberbayern.de kostenfrei bestellt werden und steht unter www.bezirk-oberbayern.de auch zum Herunterladen zur Verfügung.
Bericht und Fotos: Bezirk Oberbayern