Kardinal Reinhard Marx ruft dazu auf, „die scheinbaren Gegensätze von Tradition und Reform im Denken“ zu überwinden und darüber hinaus zu denken. „Tradition und Reform sind keine Gegensätze in der Geschichte der Kirche und des Glaubens, sondern ergänzen sich und ermöglichen Veränderung“, so der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag für die Sendereihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Samstag, 3. August, gesendet wird.
In diesem Kontext ist nach Ansicht von Marx auch der Begriff der Synodalität zu verstehen. „Eine synodale Haltung verträgt kein Schwarz-Weiß-Denken, keinen Abgesang auf den Konsens, kein ,wir wissen doch eh, wie es ausgehen wird‘.“ Es sei zwar klar, dass gerade am Anfang des gemeinsamen Weges die Auseinandersetzung dazugehöre und Streit nicht auszuschließen sei. Zugleich hält Marx fest, dass Synodalität selbst aber „noch keine Reform und auch keine Abkehr von der Tradition“ bedeute, sondern vielmehr, gemeinsam unterwegs zu sein als Volk Gottes. „Die Haltung der Synodalität ist entscheidend für einen Weg, der vom gemeinsamen Priesteramt aller Getauften ausgeht.“ Diese synodale Haltung sei herausfordernd für alle in der Kirche, so Marx: „Wir werden alle lernen müssen, unsere Positionen zu hinterfragen und im Gespräch miteinander weiter voranzugehen zu einem tieferen Verständnis des Evangeliums.“
Mit den Worten von Papst Franziskus verweist der Kardinal darauf, dass die gegenwärtigen Herausforderungen und auch das vielfache Leid in der Welt „von der Kirche eine Steigerung ihres Zusammenwirkens in allen Bereichen ihrer Sendung“ verlangten. Die Kirche sei gerufen, „Hoffnung und Liebe und Glaube“ zu verkünden, gerade in einer Welt, der es daran oft fehle. Der Weg, dies zu verwirklichen, sei synodal, wie auch Papst Franziskus betone: „Synodalität ist, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.“
Abschließend ermutigt Kardinal Marx dazu, gemeinsam diesen Weg zu gehen, und verweist auf eine Stelle aus dem apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“. „Die Herausforderungen existieren, um überwunden zu werden. Seien wir realistisch, doch ohne die Heiterkeit, den Wagemut und die hoffnungsvolle Hingabe zu verlieren! Lassen wir uns die missionarische Kraft nicht nehmen!“ (ck)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Hinweis: Der Beitrag wird am Samstag, 3. August, um 17.55 Uhr im zweiten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks gesendet.