Kardinal Reinhard Marx ruft dazu auf, „die Dinge, wie sie sind, nicht einfach hinzunehmen, sondern an Veränderung, Verbesserung, Zukunft zu glauben“. Es gelte, „Möglichkeiten zu erkunden, angesichts des Krieges den Frieden zu suchen, inmitten von Gewalt den Weg der Gewaltlosigkeit zu erkennen. Im Dickicht von Hass und Polarisierung die Augen aufzumachen und Brücken der Versöhnung zu bauen“. Der Erzbischof von München und Freising sagt laut Manuskript in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend, Dienstag, 24. Dezember, im Münchner Liebfrauendom:
„All das ist möglich, es ist kein Wunschdenken, weil es auch immer wieder geschieht und wir es sehen und erfahren können.“ Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und im Heiligen Land sei „realistisch und begründet, der Krieg hatte nie das letzte Wort“. Die Hoffnung auf ein Leben in Würde für alle sei keine Utopie, sondern lohne jeden Einsatz im Kleinen wie im Großen. Es brauche aber gerade in der Politik Menschen, „die mit großer Hoffnung ans Werk gehen“. „Gerade an Weihnachten wird deutlich: Die Kirche, wir Christinnen und Christen, sind nicht für uns selbst da, sondern haben eine Botschaft für alle“, ergänzt Marx. Er denke, dass viele darauf warteten und fragt: „Denn wo sind sonst die Quellen einer Hoffnung, die uns ermutigt, die uns inspiriert, die uns Kraft gibt, die Welt immer wieder neu zu verbessern?“ Die weihnachtliche Hoffnung sei Inspiration und Kraftquelle für alle Menschen, sagt Kardinal Marx, und ruft den Gläubigen zu: „Werdet also Menschen mit einer großen Hoffnung!“
Der Erzbischof nimmt Bezug auf das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321), die „Göttliche Komödie“. Darin gehe es um eine Wanderung durch Hölle und Fegefeuer bis zum Paradies. Über dem Tor zur Hölle steht bei Dante: „Lasst, die ihr hier eintretet, alle Hoffnung fahren!“ Marx sagt, dieser berühmte Satz sei „erschütternd und motivierend zugleich“ und erläutert: „Die Hölle, das ist die Hoffnungslosigkeit. Verzweiflung führt in den Abgrund. Ohne Hoffnung kann niemand leben, ohne Hoffnung sind wir in der Finsternis.“ Der Erzbischof ist überzeugt: „Das treibt uns an, Quellen der Hoffnung zu erschließen, sonst verzweifeln wir.“ Der Terroranschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am Freitagabend hingegen nähre „Angst, Zweifel und Hoffnungslosigkeit“, so Marx, „welch sinnlose Grausamkeit, welch eine Wahnsinnstat“. An Weihnachten feiern wir laut Kardinal Marx „den entscheidenden Wendepunkt von der Hoffnungslosigkeit zu einer Welt der Hoffnung“. Wir könnten sehen, dass die Welt, in der wir leben, keine orientierungs- und hoffnungslose Zeitabfolge ohne Ziel und ohne Sinn sei, sondern dass uns „im Zentrum der Weltgeschichte, der Geschichte des Universums und meiner persönlichen Lebensgeschichte“ das Gesicht eines Kindes anschaue, das Gesicht Jesu von Nazareth. „Er ist der Grund unserer Hoffnung, einer Hoffnung, die wir uns nicht selbst zurechtgelegt haben, sondern die uns geschenkt wird, und die uns die Kraft für eine gute, bessere Möglichkeit für uns und die Welt gibt“, ist der Erzbischof überzeugt: „Ja, wir können jede Höllenangst hinter uns lassen und mit ihm gehen.“ (glx)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger