Kirche

Jubiläumsgottesdienst in Mitterfelden

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ainring – Was bedeutet ein Zeitraum von 1700 Jahren seit dem Konzil von Nizäa? Und weshalb sollte man sich damit auseinandersetzen? In der evangelischen Auferstehungskirche wurde dazu ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Jürgen Henrich und der katholischen Wortgottesfeierleiterin Christel Pyka gefeiert. Das Thema hieß „1700 Jahre Nizäa“, und es ging um das Glaubens-Bekenntnis von Nizäa, das vom ersten ökumenischen Konzil in Nizäa im Jahre 325 herausgegeben wurde. Würdig umrahmt wurde der sehr eindrucksvolle Gottesdienst durch den Posaunenchor unter der Leitung von Svetlana Flat, der nicht nur dem Gemeindegesang kreative Einleitungen voranstellte, sondern auch instrumental für eine feierliche Atmosphäre sorgte.

Die beiden Prediger Dr. Joachim Hamberger und der evangelische Pfarrer Bernhard Schröder bereiteten mit ihrer dialogisch gehaltenen Ansprache den Messteil des „Credo“ vor und arbeiteten mit Symbolen und Bildern, um den Gottesdienstbesuchern ihr Anliegen zu erklären. In einer logischen Gedankenkette – mit Symbolgegenständen sichtbar gemacht – führten sie die Gottesdienstbesucher zu einer aktualisierten Form des Glaubensbekenntnisses.

Ein Meterstab diente dazu, die 2000 Jahre seit Christi Geburt sichtbar zu machen. 325 Jahre später sei zwar „weit weg, aber auch nah am Ursprung der Geburt Christi“. Damals suchte Konstantin nach seiner Reichsreligion und zugleich nach einem verlässlichen Fundament für seinen Staat. Dies machten die beiden Herren sichtbar mit einer Art Schalungsstein, den sie vor dem Altar platzierten. Sie verglichen das Bekenntnis von Nizäa, das die Werte und die Ausrichtung des Glaubens enthält, mit der Verfassung des Staates. Es sei der formale Rahmen, der Boden, auf dem das Christentum aufblühen kann, aber noch nicht die Blüte. Es fehle noch etwas, im Glaubensbekenntnis gebe es nämlich eine Lücke in der Zeile: „Geboren von Maria, (…..), gelitten, gestorben und begraben“. Hier fehle die Botschaft, nämlich dass Christus aus Liebe heraus gelebt und gewirkt hat. „Für den Menschen und zu unserem Heil“ sei zwar eine Bewegung Gottes auf den Menschen zu. Aber rein textlich komme direkt nach der Geburt schon das Kreuz und damit der Tod. Lücken gebe es zwar überall im Leben, sie können aber in einem Perspektivenwechsel auch positiv gesehen werden. Dazu zitierte Pfarrer Bernhard Schröder einen Liedtext von Leonard Cohen, die besagt, dass durch Lücken in den Dingen Licht hineingelangen kann. Ein anderes Bild, das eine Lücke versinnbildlicht, befinde sich in der Sixtinische Kapelle in Rom, weiteten Dr. Joachim Hamberger und Bernhard Schröder die Sichtweise aus: Gottes Finger zeigt in Richtung Adams Finger mit einer Lücke dazwischen. Diese Lücke werde von Christus als Licht gefüllt. Seine Botschaft der Liebe sei das Bindeglied zum Fundament des Glaubensbekenntnisses. Diese Botschaft drückten die beiden Prediger mit Rosen aus, die die Liebe zu den Menschen, zu sich selbst, zur Schöpfung und – als Feindesliebe – auch zum Feind ausdrücken sollten. In einer passenden Vase stellten sie die Rosen in die Lücke des Schalungssteins, der auch eine Lücke hatte.

Angesichts des baldigen Jubiläums des Auferstehung schlugen sie vor, die 2000 Jahre Botschaft der Liebe in die „Verfassung“ des Glaubens, das Glaubensbekenntnis, aufzunehmen – als Vision in Anlehnung an die Vision Martin Luther Kings, die Wirklichkeit wurde. Sie setzten dafür das Jahr 2030 als Ziel mit der Frage, ob sich alle Christen darauf einigen könnten, die Zeile „Er lehrte uns die Liebe“ in das Glaubensbekenntnis einzufügen.

Mit diesem Zusatz wurde das „Credo“ im Gottesdienst gebetet, und es glich einem Appell, nicht nur an jeden einzelnen, sondern an die ganze Welt, sich dieser Liebe Jesu Christi bewusst zu sein. Ihren Ursprung hat sie in Gott, dessen Liebe zu seinem Sohn im dritten Kapitel des Johannes-Evangeliums ausgedrückt ist, und das Pfarrer Jürgen Henrich vorgelesen hat. Mit dem rhythmischen Lied „Ich lobe meinen Gott“ in einer jazzigen Improvisation des Posaunenchors wurden die Gottesdienstbesucher in den Sonntag entlassen.

Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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