Natur & Umwelt

Hochwasserschutz an der Alz

Veröffentlicht von Christina Rechl

Wasserwirtschaftsamt Traunstein setzt Arbeiten fort – Fluss soll mehr Raum bekommen

Trostberg – Ein Lastwagen kippt tonnenschwere Wasserbausteine ab. Die Schaufel eines Baggers frisst sich ins Erdreich, gräbt Kies, Steine und Wurzeln aus. Ein Arbeiter walzt mit einer Maschine ein Stück der provisorischen Baustraße: Viel ist derzeit in Bewegung am Ufer der Alz im Trostberger Ortsteil Pechlerau. Die Arbeiten zum Hochwasserschutz haben im November begonnen, und schon ist zu erahnen, wie es entlang der Alz einmal aussehen soll: Der Fluss wird mehr Raum bekommen, die Flächen im Vorland zu den Häusern werden abgesenkt, Böschungen und Mauern passend zum Gelände modelliert. Ende des Frühjahrs soll das Projekt abgeschlossen sein, teilt das Wasserwirtschaftsamt Traunstein mit, als Vorhabensträger im Auftrag des Freistaat Bayern.

Flaches Gelände statt steilem Ufer
Je mehr Platz das Flussbett der Alz bietet, umso besser für den Hochwasserschutz. Deshalb wird das Ufer in der Pechlerau aufgeweitet, was zunächst eine Verlegung des dort verlaufenden Weges notwendig machte. Er ist nun zurückversetzt in Richtung Wohnbebauung und in Teilen neu angelegt. In einem nächsten Schritt graben Bagger Steine, Kies, Wurzeln und anderes Material aus der Uferzone aus. Das Gelände wird abgeflacht. Es entsteht eine breite Fläche, in die das Wasser bei Hochwasser abfließen kann. Der Kies wird sofort weiterverwendet. Mit ihm wird ein, bis zu einem Meter hoher Hochwasserdamm geschüttet. Er verläuft, entlang der Bebauung, vom Bolzplatz bis zum Ende der Pechleraustraße. Der Kies wird verdichtet, mit Oberboden bezogen und dann bepflanzt.

Sitzplätze direkt am Wasser
Wo das Gelände abgeflacht ist, werden die Arbeiter der zum Amt gehörenden Flussmeisterstelle Salzach einen Zugang zur Alz schaffen. Der Fluss soll erlebbar sein. Das gesamte Areal soll sich zu einer Oase in der Stadt entwickeln, samt einigen Sitzgelegenheiten und Obstbäumen. Den Anfang macht schon jetzt ein Nussbaum, den die Arbeiter an der Bahnbrücke ausgegraben und umgesetzt haben. Drei Schwarzpappeln ein Stück weiter flussabwärts bleiben ebenfalls stehen. Totes Gehölz wie die große Esche, die am Rand des Wassers liegt, wird als Gestaltungselement im Fluss eingesetzt. Fische können dort Unterschlupf finden. Als Strömungslenker lassen sich Baumstämme wie dieser ebenfalls sehr gut nutzen.

Kolkschutz rund um die Brückenpfeiler
Bis zu acht Meter mehr Platz soll die Alz in der Pechlerau bekommen. Um das zu erreichen, werden zudem die Steine rund um zwei der Eisenbahnbrückenpfeiler weitgehend verschwinden. Sie haben sich vor allem am Mittelpfeiler angelagert, bilden eine Art Insel im Wasser. Damit fehlt der Alz Platz und ihre Strömung wird eher nach links gedrückt. Das wiederum führt dazu, dass sich der Fluss an dieser Stelle eintieft. Die Kraft des Wassers könnte das Fundament des Pfeilers unterspülen. Ziel ist es daher, einige, wenige Steine in einem Verbund rund um den Pfeiler anzuordnen. Dieser sogenannte Kolkschutz verhindert das Eintiefen des Flusses am Brückenpfeiler. Die übrigen Steine werden an anderer Stelle genutzt, etwa für Strukturmaßnahmen in der Alz. So werden die Arbeiter am Außenufer des Flusses nahe der Saliterau aus Wasserbausteinen sechs aufeinanderfolgende Buhnen anlegen, die bis etwa in die Mitte des Gewässers reichen. Sie sollen die Strömung weiter in die Flussmitte verlagern und die Gewässerstruktur verbessern.

Zweiter Bauabschnitt beginnt im Herbst
Die Arbeiten basieren auf der Planung zum Schutz der beiden Ortsteile Pechlerau und Saliterau vor einem 100-jährlichen Hochwasser, zuzüglich eines Klimazuschlags von 15 Prozent. Das bedeutet, die Anlagen halten selbst dann stand, wenn die Alz mehr Wasser führen sollte, als für ein 100-jährliches Hochwasser berechnet ist. Zum Konzept des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes und seiner Flussmeisterstelle Salzach gehören neben der Uferaufweitung und dem Absenken der Flächen im Vorland auch geländemodellierte Ufermauern. Sie entstehen in einem zweiten Bauabschnitt, der voraussichtlich im Herbst beginnt.

Der Hochwasserschutz findet Ergänzung in gewässerökologischen Maßnahmen in und an der Alz zwischen Altenmarkt und Wajon. Neue Strömungsverhältnisse und Rückzugsmöglichkeiten im Wasser schaffen bessere Lebensbedingungen für Amphibien, Fischen und Wasservögel. Alle bautechnischen und ökologischen Maßnahmen sind eng mit der Stadt Trostberg, dem Fischereiverein Trostberg, den SKW-Fischern sowie der privaten Pächtergemeinschaft „Die Alzfischer“ abgestimmt.

 Trostberg HWS Alz: Ein Lastwagen kippt tonnenschwere Wasserbausteine ab. Mit ihnen werden die strömungslenkenden Buhnen im Wasser gebaut.
Trostberg HWS Alz Uferweitung: An dieser Stelle im Trostberger Ortsteil Pechlerau ist die Uferverbauung bereits aufgelöst. Bei Hochwasser kann das Wasser in die weite Fläche ablaufen.
Trostberg HWS Alz Baggerarbeiten: Ein Bagger gräbt die Uferverbauung aus Stein sowie Kies und Wurzeln aus.
Trostberg HWS Alz Neuer Weg: Der Weg entlang der Alz wurde für den Hochwasserschutz zurückversetzt. In einigen Abschnitt ist er bereits instandgesetzt.
Trostberg HWS Brückenpfeiler: Die Steine rund um diesen und einen weiteren Pfeiler der Eisenbahnbrücke in der Pechlerau werden neu angelegt. Zum einen, um dem Fluss mehr Raum zu geben. Zum anderen um zu verhindern, dass sich die Alz an dieser Stelle eintiefen und in der Folge das Fundament der Pfeiler unterspülen kann.
Trostberg HWS Schwarzpappeln: Drei Schwarzpappeln etwas weiter flussabwärts der Pechlerau bleiben erhalten.
Trostberg HWS Esche: Totes Holz wie diese Esche nutzen die Arbeiter der Flussmeisterstelle Salzach, für Strukturmaßnahmen im Wasser.

Fotos & Text: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

 

Redaktion

Christina Rechl

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