Kirche

Erzdiözese legt Jahresabschluss 2022 und Haushalt 2023 vor

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Generalvikar Klingan: „Kirche wird weiter präsent bleiben in der Gesellschaft“

München, 26. Juli 2023. Die Erzdiözese München und Freising hat im Rahmen ihrer jährlichen Finanzpressekonferenz am Mittwoch, 26. Juli, ihren Jahresabschluss und Lagebericht 2022, den Haushalt 2023 sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger im Erzbistum vorgelegt. Die Rechnungslegung erfolgte wie seit dem Jahr 2015 gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB).

Angesichts enger werdender finanzieller Spielräume und damit verbundener notwendiger Veränderungen gilt es laut Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, „jetzt zu handeln und Entscheidungen zu treffen: Wo setzen wir Schwerpunkte, wo sind Veränderungen angezeigt, wo wollen wir etwas neu oder anders machen und wo etwas aufgeben?“, so der Generalvikar. Aufgrund erheblicher Kostensteigerungen etwa durch Inflation oder Tariferhöhungen sinke allein der reale Wert der zur Verfügung stehenden Mittel bei gleichzeitig vielfältigem Investitions- und Erhaltungsbedarf, sagte Klingan. Dennoch „wird die Kirche präsent in der Gesellschaft bleiben“, ist der Generalvikar überzeugt: „Wir sind als Kirche dazu bereit, bei allen Veränderungen und Schwerpunktsetzungen, die jetzt auch angezeigt sind, weiter für die Menschen da zu sein, im Sinne der Botschaft Jesu Christi, die bleibend aktuell ist.“

Dazu habe die Erzdiözese unter dem Titel „Wirkung entfalten + Kirche gestalten“ einen Gesamtstrategieprozess in Gang gesetzt, erläuterte Klingan. Einen Schwerpunkt in dessen Ausgestaltung bilde das Projekt „Immobilien und Pastoral“, in dessen Rahmen ausgehend von den pastoralen Schwerpunktsetzungen die hohen Kosten für den Bauunterhalt und die Immobilienlast insgesamt reduziert werden sollen, erläuterte Klingan. Mit Blick auf die pastorale Situation gelte es, vor Ort zu entscheiden, welche Gebäude in welcher Form sinnvoll für ein aktives kirchliches Leben in den Pfarreien zu erhalten sind und welche einem anderen Nutzen zugeführt oder auch in Kooperationen etwa mit der Caritas oder der Kommune genutzt werden könnten, so der Generalvikar.

Um weiterhin dem Anspruch gerecht zu werden, „präsent zu sein in der Fläche, überall, nicht nur in den Städten, auch am Land, eben da, wo Menschen leben“, werde in der Erzdiözese zudem eine Dekanatsreform umgesetzt und damit eine „zukunftsfähige Struktur“ geschaffen, die „vernetzteres Handeln und bessere Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit, etwa im Bereich der Jugend-, Kranken- oder Seniorenpastoral“ ermöglichen soll, erläuterte Generalvikar Klingan. Die Dekanate werden laut Klingan in ihrer Zahl reduziert und zugleich als mittlere, koordinierende Ebene gestärkt, während die Seelsorgeeinheiten in ihrer jetzigen Größe im Wesentlichen bestehen bleiben.

Der Generalvikar ging in seinen Ausführungen auch auf die zuletzt sehr hohe Zahl der Austritte ein: „Sie bewegt mich und viele andere sehr“. Häufig würden als Grund für den Austritt die Fälle sexuellen Missbrauchs in den vergangenen Jahrzehnten und der mangelhafte Umgang damit genannt werden. Die Erzdiözese werde am eingeschlagenen Weg der konsequenten Aufarbeitung, der Hinwendung zu den Betroffenen und der Prävention festhalten und ihn weitergehen, betonte Klingan: „Trotz zurückgehender Ressourcen werden wir in diesem Bereich sicher nicht nachlassen.“ Generalvikar Klingan verwies auf die von Betroffenen initiierte, von der Erzdiözese maßgeblich finanziell und organisatorisch unterstützte Radpilgerreise nach Rom, bei der die Betroffenen auch Papst Franziskus trafen, oder auf einen geplanten weiteren Tag der Begegnung, bei dem der Erzbischof, die Amtschefin und er mit Betroffenen erneut zusammentreffen werden.

Schließlich unterstrich Generalvikar Klingan, dass die Erzdiözese mit ihren vielfältigen Angeboten in Einrichtungen und Pfarreien die Menschen überzeugen wolle, „dass es sich lohnt, Mitglied dieser Kirche zu sein, in der auch so viel Gutes geschieht, tagtäglich, in den Gemeinden, in unseren Kindertagesstätten, im sozialen Handeln, auch durch unseren Caritasverband. Was würde nicht nur den Katholiken fehlen, sondern der gesamten Gesellschaft, wenn wir nicht weiter engagiert unsere Arbeit tun?“ Klingan verwies als „eindrückliches Beispiel“ in diesem Zusammenhang auf die Alleinerziehendenseelsorge, die im Rahmen der Finanzpressekonferenz durch die zuständige Fachbereichsleiterin, eine Mutter und deren Tochter vorgestellt wurde. Schon seit mehr als 50 Jahren werden im Rahmen dieses Angebots im Erzbistum alleinerziehende Eltern und ihre Familien unabhängig von Einkommen, Nationalität oder Religion mit Beratung, Gruppentreffen, Ferienfahrten und seelsorglichen Angeboten unterstützt.

Die Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann, schloss daran an, betonte die Bedeutung von Angeboten wie der Alleinerziehendenseelsorge, die aber zugleich einen hohen Personal- und damit auch Kostenaufwand erforderten: „Unsere Angebote in den Bereichen Pastoral, Bildung und Beratung sind personalintensiv und verursachen hohe Kosten. Aber mit ihnen erfüllen wir den kirchlichen Auftrag und sie sind uns deshalb wichtig.“ Die Personalaufwendungen seien wie in den vergangenen Jahren auch im Haushalt für das Jahr 2023 der größte Posten auf der Ausgabenseite. „Und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, da wir nur mit engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sinne der Botschaft des Evangeliums für die Menschen da sein können.“

Aber nicht nur in langfristig planbaren Bereichen wolle man handlungsfähig bleiben, sondern auch in akuten, nicht vorhersehbaren Fällen, sagte Herrmann und verwies auf die schnelle und unbürokratische Hilfe der Kirche für die Menschen in der Ukraine und die vor dem russischen Angriffskrieg Geflüchteten. Neben der Unterstützung bei der Integration sei die Bereitstellung von Wohnraum ein wesentlicher Teil der kirchlichen Hilfe: „Hier setzt sich das Engagement fort, das sich bereits 2015 bei der Vermittlung von Wohnraum für Geflüchtete im ganzen Erzbistum zeigte.“

Die Bereitstellung von Wohnraum, insbesondere von bezahlbarem Wohnraum, sei auch abseits akuter Krisen ein Bereich, in dem sich die Erzdiözese in besondere Weise engagiere, hob Amtschefin Herrmann hervor. So sei etwa im vergangenen Jahr der Umbau des ehemaligen Kapuzinerklosters in Rosenheim in ein Studentenwohnheim abgeschlossen worden, das seither 60 Studierende beherberge. Die 4,6 Millionen Euro Kirchensteuer-Mehreinnahmen, die sich aus der Energiepreispauschale an einkommenssteuerpflichtige Erwerbstätige ergaben, werden laut Herrmann für einen eigens eingerichteten Wohnungsnotfallfonds eingesetzt. Aus diesem Fonds können von Wohnungslosigkeit bedrohte oder betroffene Menschen Hilfen über Pfarreien und katholische Hilfsverbände wie Caritas, Sozialdienst katholischer Frauen, Katholischer Männerfürsorgeverein, Bahnhofsmission oder die Münchner Abtei Sankt Bonifaz beantragen. Zudem verwies Herrmann auf ein Mietmoratorium, mit dem die Erzdiözese Mieterhöhungen für ihre Wohnimmobilien von 2020 bis Ende 2023 ausschloss. Auch danach würden mögliche Mieterhöhungen auf maximal zehn Prozent innerhalb von drei Jahren gedeckelt werden. Zudem liegt die Erzdiözese mit der durchschnittlich verlangten Miete etwa im besonders belasteten Raum München weit unterhalb marktüblicher Mieten, wie Herrmann betonte. Und schließlich werde bei der Vergabe von freiwerdenden Wohnungen der Erzdiözese immer zuerst geprüft, ob diese an sozial benachteiligte Menschen vermietet werden können, mit dem Ziel, an diesen Kreis 30 Prozent des Wohnungsbestands der Erzdiözese zu vergeben.

Mit rund 3000 Wohnungen schaffe, erhalte und verwalte vor allem das katholische Siedlungswerk München Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu fairen Preisen. „Die Erzdiözese als größte Gesellschafterin belässt seit Jahren ihre Gewinnanteile in der GmbH, um dieser einen größeren Handlungsspielraum bei der Mietpreisgestaltung zu ermöglichen und auch um zusätzlichen Wohnraum vor allem für Familien zu schaffen“, erklärte Herrmann. Zuletzt sei zudem eine Kapitalerhöhung beim Siedlungswerk durch die Erzdiözese in Höhe von 20 Millionen Euro erfolgt, „um weiter die Schaffung und Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums auf einem angespannten Markt und angesichts hoher Baukosten zu ermöglichen“.

Mit dem Sozial-pastoralen Zentrum Königin des Friedens, das das katholische Siedlungswerk zusammen mit der gleichnamigen Pfarrei auf deren Grund in München-Obergiesing realisiert und das im Rahmen der Finanzpressekonferenz vorgestellt wurde, entstehe ein „Leuchtturmprojekt“, ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben und zusammenfinden können und die kirchlichen Grundaufträge Seelsorge, Bildung und Caritas verwirklicht werden, indem hier Wohnraum auch für sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderung, Veranstaltungs- und Versammlungsräume für das pfarrliche Leben und schließlich auch eine Kindertagesstätte entstehen werden. Im Mittelpunkt stehen dabei nach Überzeugung von Amtschefin Herrmann nicht die Gebäude, sondern vor allem „die Menschen, für die wir als Kirche da sein wollen, die hier eine Heimat und einen Ort der Begegnung finden und konkret etwas vom Evangelium erfahren können.“

Der Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif stellte im Rahmen der Pressekonferenz Jahresabschluss und Lagebericht 2022 und den Haushalt 2023 der Erzdiözese vor. Diese sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger finden sich auch im Internet unter https://www.erzbistum-muenchen.de/finanzen.

Ausgewählte Kennzahlen und Daten/Erzdiözese München und Freising

Bilanz

Die Bilanzsumme der Erzdiözese beträgt rund 3,88 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2022 gegenüber dem Vorjahr um 133 Millionen Euro erhöht.

Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst im Wesentlichen Sach- und Finanzanlagen. Die Sachanlagen belaufen sich auf eine Höhe von rund 1,52 Milliarden Euro (plus 50 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr). Den größten Anteil haben mit rund 1,4 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke.

Die in der Bilanz abgebildeten Finanzanlagen haben in 2022 um 12 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro zugenommen.

 Gewinn- und Verlustrechnung

Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2022 betrugen rund 912 Millionen Euro (Vorjahr: 884 Millionen Euro). Davon entfallen 658 Millionen Euro auf die Kirchensteuer (Vorjahr: 647 Millionen Euro). Weitere 132 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro) flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu. Davon waren entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip 77,8 Millionen Euro staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen sowie 12 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen.

Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 798 Millionen Euro finanziert (Vorjahr: 871 Millionen Euro). Mit 330 Millionen Euro (Vorjahr knapp 335 Millionen Euro) stellte das Personal den größten Aufwandsposten dar. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche. Auch ein Großteil der regulären Haushaltszuschüsse an Kirchenstiftungen in Höhe von 121,8 Millionen Euro (Vorjahr: 120 Millionen Euro) dienen der Deckung von Personalkosten.

Das Jahresergebnis der Erzdiözese betrug im Jahr 2022 aufgrund mehrerer Sondereffekte rund 128,5 Millionen Euro (Vorjahr: 17 Millionen Euro). Das Bilanzergebnis ist wie im Vorjahr ausgeglichen.

 Haushalt für das Jahr 2023       –     Die Erzdiözese plant mit Erträgen in Höhe von 833 Millionen Euro, die niedriger sein werden als die geplanten Aufwendungen in Höhe von 894 Millionen Euro.

Größter Aufwandsposten bleiben im Jahr 2023 mit insgesamt 340 Millionen Euro die Personalaufwendungen. Zweitgrößte Position sind die gewährten Zuschüsse mit 329 Millionen Euro. (ck)

Hinweis:  Alle Berichte finden sich als PDF zum Download unter www.erzbistum-muenchen.de/finanzen.

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger  – Pfarrkirche Anger im Berchtesgadener Land

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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