Gastronomie

DEHOGA-Bayern – Neujahrsempfang

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Beim Neujahrsempfang Oberbayern 2025 hielt Angela Inselkammer, Präsidentin DEHOGA Bayern folgende Rede:

Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst wünsche ich Ihnen ein wundervolles neues Jahr. „Wundervoll“ im doppelten Wortsinn, denn ich denke, ein paar Wunder können wir ganz gut brauchen. Der Begriff „Ampel-Aus“ schaffte es zum Wort des Jahres 2024. Das unselige Regierungsbündnis ist gescheitert – und mit ihm viel, was sich die Menschen in Deutschland gewünscht und erhofft haben. Nun entscheiden knapp 60 Millionen Wähler am 23. Februar über den neuen Bundestag und eine neue Bundesregierung.

Ich kann dazu nur sagen: Die Lage ist ernst. Die Herausforderungen sind gewaltig.

Aus diesem Grund beteiligen wir uns auch diesen Mittwoch beim Wirtschaftswarntag. Unsere Branche braucht echte Lösungen, kein „Weiter so“. Wir brauchen eine Politik, die die Wirtschaft stärkt und dafür sorgt, dass sich Arbeit wieder lohnt. Wir brauchen Wertschätzung und konkrete Antworten auf unsere Fragen. Wir brauchen Vertrauen zu unternehmerischem Handeln. Wir brauchen eine Ermutigung von Unternehmern, ein Risiko einzugehen. Wir müssen den Menschen klar machen, dass sie ein gewisses Maß an Eigenverantwortung übernehmen. Wer nicht auf unserer Seite ist, den werden wir politisch nicht unterstützen. Und unsere Forderungen sind klar. Ich komme gleich noch drauf.

Eine aktuelle INSA-Umfrage zeigt deutlich: Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland hat 2024 seltener ein Restaurant besucht. Der Grund: Die Kostensteigerungen in der Gastronomie waren massiv: Lebensmittel 30 Prozent, Energie 30 Prozent, Personalkosten 25 Prozent und dann noch obendrauf unnötigerweise 12 Prozentpunkte mehr an den Staat in Form von Mehrwertsteuer. Zu belastend sind die gestiegenen Ausgaben. Diese Erhöhungen der Kosten haben wir teilweise versucht auf die Preise umzulegen, allerdings statistisch nachgewiesen bei
weitem nicht alles. Das hatte zur Folge, dass viele zwar kein Problem mit der Frequenz ihrer Gäste hatten, aber am Ende des Tages ist nichts mehr übriggeblieben.

Unsere einzige Rettung ist die Rückkehr zu 7 Prozent in der Gastronomie. Wollen wir unseren Wirten und Wirtshäusern eine Chance geben, dann brauchen wir die 7Prozent, die auch für einen gerechten Wettbewerb mit allem Essen zum Mitnehmen schafft. Und diese 12 Prozent Kostenerleichterung können wir nicht weitergeben, die brauchen wir, um Überleben und investieren zu können. Immer mehr Betriebe schließen, vor allem auf dem Land für immer. Die sperren still und leise zu. Die Zahlen sind alarmierend. Dabei ist der fehlende Ertrag noch nicht einmal das ganze Problem. Viele Wirte haben einfach zu wenige gute Mitarbeiter. Das gleichen sie oft mit eigenem Einsatz aus. Aber
irgendwann verliert jeder die Freude daran sich abzurackern, wenn keine Änderung in Sicht ist und sie nichts verdienen. Dann sperren sie zu. Also warum wird es uns so schwergemacht, auf dem internationalen Markt Arbeitskräfte für uns zu begeistern, die dann auch noch kommen können? Viele in unserer Branche stehen existentiell mit dem Rücken zur Wand. Sie merken es ja selber.

Es gibt immer mehr Dörfer in Bayern, die kein Wirtshaus mehr haben. Das gefährdet den so erfolgreichen Tourismus in Bayern. Denn wenn unsere Gäste kein authentisches Essenserlebnis mehr finden, dann wird Bayern weniger attraktiv sein. Wir als Verband stehen unseren Mitgliedern zur Seite und setzen uns unermüdlich für sie und die Branche ein. Jetzt gilt es mehr denn je zu kämpfen. Wir krempeln die Ärmel
hoch und geben Gas. Um deutlich zu machen, dass es bei dieser Wahl um alles geht, haben alle DEHOGA Landesverbände gemeinsam mit dem Bundesverband die Kampagne Zeit für echte Lösungen gestartet. Dabei formulieren wir klar unsere Forderungen: Wir fordern 7 Prozent auf Speisen: einheitlich und fair. Die aktuelle steuerliche Benachteiligung gefährdet tausende Betriebe und hunderttausende Arbeitsplätze. Wir fordern weniger Bürokratie – und damit mehr Zeit für Gäste. Die Vielzahl an Regelungen und Dokumentationspflichten raubt nicht nur Zeit und Energie, sondern bedroht auch die Zukunft der Branche. Die weitaus meisten unserer Betriebe sind kleine Familienbetriebe. Die bürokratischen Regelungen voll umfänglich zu erledigen kann so ein Betrieb unmöglich schaffen. Die meisten Regelungen sind von einem tiefen Misstrauen den Unternehmern gegenüber geprägt. Das muss aufhören.

Wir fordern flexible Arbeitszeiten, die allen helfen. Die starren Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes passen weder zu den realen Herausforderungen der Gastronomie noch zu den Wünschen der Menschen nach mehr Selbstbestimmung. Wir fordern mehr Netto vom Brutto. Damit schaffen wir Anreize für Leistung, fördern die Motivation und sichern Existenzen. Deutschland hat so hohe Abgaben von den Löhnen wie sonst kaum ein Land. Jeder, der mehr arbeitet, als sein normaler Vollzeitjob vorgibt, sollte Überstunden und Prämien steuerfrei bekommen. Damit geht dem Staat nichts ab. Das ist eine Zusatzleistung, bei der der Staat nichts zu suchen hat. Es ist Zeit für echte Lösungen − damit ALLE gewinnen. Und um das durchzusetzen, liebe Mitglieder, brauche ich auch Euch. Jeden von Euch belastet seit einem Jahr der 19-prozentige Mehrwertsteuersatz auf Speisen. Mit der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar haben wir zusammen die Chance, dies
zu ändern.

Bringen wir unsere Anliegen auf die Straße: Für faire Rahmenbedingungen im Gastgewerbe. Nur gemeinsam können wir unsere Zukunft sichern. Helft mit, unsere Anliegen sichtbar zu machen. Noch diese Woche bekommt jedes Mitglied von uns ein Schreiben mit Kampagnenmaterial. Hängt bitte die beiliegenden Poster aus und informiert eure Gäste über diesen Irrsinn. Folgt uns auf Instagram und Facebook. Teilt unsere Beiträge und postet eigene Inhalte. Abonniert unseren WhatsApp-Kanal und teilt den Beitrittslink aktiv weiter. Kontaktiert die Kandidaten aus Eurem Wahlkreis, schildert ihnen Eure betriebliche Situation ganz konkret an Eurem Beispiel und macht die
Wichtigkeit unserer Forderungen deutlich. Ihr seid echte Menschen, mit echten Problemen und Ihr braucht JETZT echte Lösungen. Glaubt mir: Gemeinsam können wir etwas bewegen.

Liebe Uli (Staatsministerin Ulrike Scharf, die ein Grußwort sprach): Wir brauchen aber auch Dich. Ich weiß, Du und die CSU stehen fest an unserer Seite. Unsere Kernforderungen sind bei Euch im Wahlprogramm. Und auch die Forderung nach einer Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes hast Du immer befürwortet. Bitte kämpfe weiter, denn manche können und wollen unsere Positionen einfach nicht verstehen. Wir brauchen nach der Wahl eine starke und durchsetzungsfähige Bundesregierung, die die richtigen Entscheidungen trifft, um das
Gastgewerbe zukunftsfähig zu halten. Ich glaube jeder von uns hier hat den Mut, die Entschlossenheit und Zuversicht, um durch die aktuelle Krise zu kommen. Aber wir brauchen eben auch die passenden Rahmenbedingungen, um wirtschaftlich rentabel arbeiten zu können. Und ich will mit meinem Betrieb nicht einfach so durchkommen. Ich will, dass wir morgen stärker sind als heute. Dass wir eine Zukunft haben. Eine gute Zukunft. Dass wir aus eigener Kraft leben können. Dann brauchen wir auch keine Subventionen und Unterstützungen, dann leben wir aus uns selbst raus, wie es eigentlich schon immer sein sollte. Wir im Verband haben einen langen Atem und versprechen immer Einsatz am Limit.
Weil die Branche es verdient. Und weil sie Bayern erst lebens- und liebenswert macht. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir können kämpfen für unsere Branche. Wir haben eine Zukunft. Bitte lassen Sie sich nicht unterkriegen. Gemeinsam schaffen wir es.

Liebe Kolleginnen und Kollegen: Die Gesellschaft braucht uns. Lasst uns vor diesem Hintergrund anpacken, so wie wir es immer getan haben. Auf ein erfolgreiches 2025. Herzlichen Dank (Es gilt das gesprochene Wort).

Bericht und Bilder: DEHOGA Bayern


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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