„Wollen wir das mit dem Gedenken auf der Kampenwand nicht einmal sein und ruhen lassen? Am besten man lässt Gras darüber wachsen!“ – in diesem Sinne wurde Erster Bürgermeister Thomas Schmidinger von der Gemeinde Schnaitsee angesprochen als es darum ging, die heurige und inzwischen 73. Gedenkfeier für die Opfer der beiden Weltkriege bei der Kapelle „Maria, Königin des Friedens“ auf der Kampenwand vorzubereiten. Die Gemeinde Schnaitsee war heuer mit der Ausrichtung beauftragt, traditionell wechseln sich Gemeinden aus den Landkreisen Rosenheim und Traunstein mit dieser Aufgabe zusammen mit der stets mithelfenden Gemeinde Aschau i. Chiemgau ab. Auch der Kampenwandbahn galt ein Dank für deren großzügige Unterstützung.
„Auf die Anregung eines Bürgers zum Ende der Chiemgauer Gedenkveranstaltungen kann es aber nur eine Antwort geben: das geschehene Unrecht darf nicht vergessen werden, eben deswegen dürfen wir das Gedenken auch angesichts der aktuellen Geschehnisse in Europa und auf der Welt nicht einstellen, im Gegenteil: Präsenz für den Frieden ist wichtiger denn je“. In diesem Sinne dankte der Bürgermeister den vielen Kräften in seiner Gemeinde, die nach 60 Jahren wieder einmal mit der Gedenk-Organisation zu Füßen der Kampenwand beauftragt worden war. Zugleich war die Ehre des Auftrage ein schöner Bestandteil der heurigen 1.100-Jahr-Feierlichkeiten von Schnaitsee. Der besondere Dank von Thomas Schmidinger galt den Gartenbauvereinen und Veteranenvereinen von Waldhausen und Schnaitsee, den Feuerwehr- und Bergwachtleuten sowie den weiteren Ortsvereinen seiner Gemeinde für ihre Vorbereitungs-, Kapellenschmuck- und Hilfsdienste. Ein weiterer Dank galt den über 60 Fahnenabordnungen, die trotz unsicherer Wetterlage auch bei Regen ausharrten, den vielen Ehrengästen aus Politik, Bundeswehr und Brauchtumspflege, dem Musikverein Schnaitsee (mit über 40 Aktiven) mit ihrem musikalischen Leiter Rupert Schmidhuber, den Schnaitseer Alphornbläsern und den Aschauer Gebirgsschützen für deren Ausgestaltung des Gottesdienstes. Diesen zelebrierte Pfarrer Mario Friedl vom Pfarrverband Schnaitsee-St. Leonhard-Waldhausen zusammen mit Dekan Michael Mannhardt von den Pfarrverbänden Miesbach und Hausham-Agatharied. Pfarrer Friedl sagte auf die nachdenkenswerte Worte von Bürgermeister Schmidinger zu Beginn: „Wollen wir uns bisher vertrauten Menschen anpassen, wenn sie die Vergangenheit ignorieren oder wollen wir uns einer riskanten Auseinandersetzung stellen? Dazu können wir nur antworten, dass wir nicht über Unrecht und Opfer drüberweggehen dürfen und dass wir gegenseitiges Verstehen anstreben sollen“. Ein besonderer Dank an diesem Tag angesichts der ständigen Kapellenpflege galt Franz Schaffner, der mit einer Handvoll von Freunden aus Pittenhart und Höslwang vor kurzem unter anderem für neue Schindeln beim Kapellen-Dach sorgte. Im Sinne der Erbauer und deren Nachfolger kam auch die Kollekte vom Gottesdienst dem weiteren Erhalt der Kapelle zugute.
„Ohne Vergangenheit – keine Zukunft“
„Wer seine Vergangenheit nicht kennt, der kann auch nicht seine Zukunft gestalten“ – mit diesen Worten stimmt Josef Konhäuser als stellvertretender Landrat von Traunstein bei seinem Grußwort den Anliegen von Bürgermeister und Pfarrer zu. Unter den vielen Ehrengästen waren auch die beiden Landtagsabgeordneten Sebastian Friesinger (CSU) und Sepp Lausch (Freie Wähler). Friesinger sagte am Rande der Veranstaltung: „Wenn wir das Gedenken beenden wollen, dann können wir viel Anderes und Wichtiges für unser Zusammenleben vergessen“. Und MdL Lausch sagte: „Wer wie ich drei Buben hat, die immer näher an ein wehrpflichtiges Alter kommen, der weiß, wie nahe einem persönlich ein Gedenken an Kriege geht!“. Den Abschluss des Gedenk-Gottesdienstes mit der Schubert-Messe bildeten eine Dank-Ansprache von Josef Lutz, dem 1. Vorsitzenden der KSK Schnaitsee sowie eine gemeinsame Kranzniederlegung von Anton Linner, dem 1. Gauvorstand des Chiemgau-Rupertigaus mit Alfons Schuster, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim. Ehe es festlich zurück zur Einkehr bei der Steinlingalm ging, erklangen das Lied „Ich hatte einen Kameraden“ (mit Salut der Aschauer Gebirgsschützen) und die Bayernhymne.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke vom Gedenken der Chiemgauer Veteranenvereine auf der Kampenwand – u.a.:
- Kapelle „Maria, Königin des Friedens“ (noch vor Nebel und Regen)
- Musikverein Schnaitsee unter der Leitung von Rupert Schmidhuber
- Schnaitseer Alphornbläser
- l.: Pfarrer Mario Friedl, MdL Sebastian Friesinger und Oberst a.D. Manfred Benkel
- Thomas Schmidinger
- Landrat Josef Konhäuser
- Einzug Geistlichkeit Pfarrer Mario Friedl (li.) und Dekan Michael Mannhardt