Besonders bei Starkregen gelangten in der Vergangenheit unerwünschte Nährstoffe in den Pelhamer See. Um die Wasserqualität des Sees zu verbessern, startete das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern (ALE) deshalb vor acht Jahren ein umfassendes boden:ständig-Projekt. Am 30. Juli 2023 wurde die Umsetzung der ersten Baumaßnahme gefeiert. Viele Bürgerinnen und Bürger nutzten den Anlass, sich direkt vor Ort über das Projekt zu informieren.
Bei der Feier mit Tag der offenen Tür der Teilnehmergemeinschaft Pelhamer See gemeinsam mit den Anrainergemeinden Bad Endorf, Eggstätt und Höslwang lobte der stellvertretende Landrat des Landkreises Rosenheim Josef Huber das erfolgreiche Gemeinschaftsprojekt: „Großes braucht Zeit. Aber das Ergebnis ist beeindruckend und zeigt, was man zusammen schaffen kann.“
Auch Bad Endorfs 1. Bürgermeister Alois Loferer zeigte sich begeistert: „Die Verlegung des Doblbachs ist ein konkretes Ergebnis der Gewässerschutzmaßnahmen, die im boden:ständig-Projekt erarbeitet wurden. Es ist eine nachhaltige Investition für die Verbesserung der Wasserqualität. Unbezahlbar ist die begleitende Kommunikation in der Teilnehmergemeinschaft und darüber hinaus der gemeindeübergreifende Dialog zwischen Landwirten, Kommunen und Behörden, der Verständnis für Zusammenhänge bereitet und erreichbare Ziele definiert.“Einen konkreten Einblick vor Ort in die Maßnahmen schaffte Thomas Kronast als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft. „Ziel des boden:ständig-Projekts ist eine nachhaltige Verminderung der Nährstoffeinträge in den See. Im Fokus steht dabei die Verbesserung der Speicher- und Rückhaltefunktion in der landwirtschaftlichen Flur. Mittlerweile ist der See in einem guten Zustand. Um zu gewährleisten, dass dies auch dauerhaft so bleibt, müssen wir aber weiter dranbleiben. Die Wasserwirtschaft und die Landwirtschaft verfolgen dabei dasselbe Ziel: die Nährstoffe und der Humus sollen auf den Feldern bleiben und dem Pflanzenwachstum zur Verfügung stehen.“
Warum war ein boden:ständig Projekt notwendig?
Der Pelhamer See ist Teil der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte nordwestlich des Chiemsees im Landkreis Rosenheim. Trotz vieler Anstrengungen, wie zum Beispiel dem Bau einer vollständigen Schmutzwasserkanalisation, war die Wasserqualität des Sees nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie nur in einem mäßigen Zustand. Neben Einträgen aus der Fläche wurde die Situation in den letzten Jahren durch die teilweise Verrohrung des Doblbachs verschärft. Diese löste zum Teil auch eine starke Tiefenerosion sowie Uferabbrüche aus, wodurch landwirtschaftliche Fläche verloren ging.
Umgestaltung des Doblbachs
Im Rahmen von „boden:ständig“ konnte nun die erste ingenieurökologische Maßnahme, die Verlegung und Neugestaltung des Doblbachs bei Rankham, umgesetzt werden. Die Entfernung des verrohrten Bachabschnitts, ein breiteres Bachbett mit flachen Uferböschungen und eine raue Grabensohle verlangsamen den Wasserfluss. In einem neu angelegten Absetzbecken können sich zudem Feststoffe absetzen. Die mit Gräsern und Hochstauden bewachsene Mulde wirkt durch ihre große, raue Oberfläche als Filter für absetzbare Stoffe. Die Uferböschungen dienen als Pufferstreifen und minimieren die Einträge aus angrenzenden Feldern. Zusätzlich entstehen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere.
Flurneuordnung Pelhamer See
Für eine einfachere Umsetzung der Maßnahmen hat das ALE das Flurneuordnungsverfahren Pelhamer See angeordnet und die Teilnehmergemeinschaft Pelhamer See gegründet. Im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens konnten die notwendigen Flächen erworben und in den Bereich des neuen Bachbetts vertauscht werden. Finanziert wurde die Umgestaltung durch eine Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung zu 80% und der Marktgemeinde Bad Endorf zu 20%. Die Gemeinde ist auch künftig für den Unterhalt des Bachlaufs zuständig. Die Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsämter unterstützten bei der Umsetzung der Maßnahmen.
boden:ständig-Preis 2022
Das boden:ständig-Verfahren Pelhamer See wurde 2022 als einer von fünf Preisträgern bayernweit mit dem boden:ständig-Preis ausgezeichnet. Besonders beindruckt hat die Jury die gemeinsame Suche aller Akteure nach praktikablen, vorurteilsfreien Lösungen: „Niemand stellt die Frage, wer Schuld an der aktuellen Situation ist, sondern es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden und gemeinsam anzupacken.“
Fotos: © Mia Goll – (v.l.n.r.) Der stellvertretende Landrat Josef Huber, Bürgermeister von Bad Endorf Alois Loferer, Projektleiter vom ALE Thomas Kronast, Bürgermeister von Höslwang Hans Murner, Umsetzungsbegleiter für boden:ständig Rupert Hilger, Sepp Linner (zuständig für Gewässerdemobetrieb) und der Amtsleiter des ALE Oberbayern Josef Holzmann bei der Feier.
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