Tourismus

Bergsteigerdorf-Auftakt in Schleching

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Das Prädikat „Bergsteigerdorf“ mit Leben füllen, das ist das Anliegen des Initiativkreises. Nach dem Jahresthema „Wasser“ im letzten Jahr gibt es in diesem Jahr ein Thema für alle bayerischen Bergsteigerdörfer „die Almen“. Es wird verschiedene spannende Veranstaltungen rund um die Almen im Bergsteigerdorf Schleching geben, die Auftaktveranstaltung fand jetzt statt mit einer Lesung und Gesprächen in gmiatlicher Runde mit almtypischen Schmankerln und Musik im Anschluss.

Ort der Veranstaltung war die Bücherei, das Thema stieß offensichtlich auf großes Interesse, der Raum war bis auf den letzten Platz besetzt. Bürgermeister Josef Loferer und Moderatorin Kathi Gasteiger stellten die Akteure des Abends vor. Die Autorin des Buches „Almfrieden“ Kerstin Riemer und drei Menschen, die als Senner und Sennerin auf der Alm leben, Sepp Loferer jun. und Anna (Almbauer und Sennerin Wuhrsteinalm) und Franz (Senner Rachlalm).

Kerstin Riemer las einige Kapitel aus ihrem Buch vor, dabei liefen auf der Leinwand von der Fotografin Carina Pilz inspirierende Bilder von Flora und Fauna und Menschen, die beides erhalten wollen. Das versetzte die Besucher in die richtige Stimmung, um sich über das Thema „Almen“ Gedanken zu machen und die in dem Buch beschriebenen Glücksgefühle, die an diesen besonderen Orten zu finden sind, nachempfinden zu können. Unterstützt von Kathi Gasteiger, die den Protagonisten des Abends spannende Fragen stellte.

Es ging nicht nur um die erwähnten Glücksgefühle, es gab auch Fragen zu den Problemen auf der Alm, wie zum Beispiel das richtige Verhalten von Besuchern im Umgang mit den Tieren, Einsamkeit auf der Alm, herausfordernde Ereignisse mit den Tieren oder Extremwetter. Anna, Franz und Sepp hatten dazu ganz eigene Meinungen und konnten von ihren Erlebnissen berichten, die zum größten Teil positiv waren. Bei allen Dreien konnten die Zuhörer das große Engagement für den Erhalt der Almen spüren, Sepp konnte sich keinen anderen Beruf vorstellen, Franz, der schon seit zehn Jahren als Senner auf verschiedenen Almen gearbeitet hat, erzählt den Almbesuchern auch gern von den Schattenseiten, nämlich der harten Arbeit auf der Alm und Anna berichtete von ihrer Not, als mal zwei Kälber für ein paar Tage verschwunden waren.

Auf die Frage an die Autorin des Buches „Almfrieden“ ob ihr Buch zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung beitragen kann, war die Antwort „Ich wollte dem Thema Alm eine Bühne bieten, um ein möglichst authentisches Bild für die Leser zu zeichnen und das Gefühl vermitteln, was jeder Mensch, der auf die Alm geht, spürt“. Dieses Gefühl beschrieb Franz „es ist die Einfachheit, die man dort schätzt“, Anna meinte „es ist einem wurscht, was daheim war, hier sieht man die Sterne am Himmel, schaut was die Viecher machen, man ist mit sich selbst zufrieden und im Reinen, es ist ein Stück Freiheit“, Sepp fand „es ist die Ruhe und man ist weg vom Dorf“.

Im Anschluss konnten die Besucher Getränke und Almschmankerl nach Rezepten aus dem Buch genießen, begleitet von Andi Hell mit seiner Ziach. Die drei Protagonisten und die Autorin gesellten sich dazu und es gab viel Gesprächsstoff.

Passend zu dem Thema veranstaltet der Achental Tourismus auf vier Almgebieten im Achental zusammen mit den Almbauern am Samstag, 12. April eine Schwend- und Zäunebauaktion. Helfende Hände sind hier immer willkommen! Bei Interesse findet man weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten auf der Website des Achental Tourismus (achental.com).

Berg­steiger­dörfer sind Ort­schaften, in denen die Berge und das Berg­steigen im kulturellen Selbst­verständnis der Ein­heimischen und Gäste einen hohen Wert haben. Hier ist das Bewusst­sein über den not­­wendigen Ein­klang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natür­liche Grenzen.

In Deutschland gibt es derzeit vier Bergsteigerdörfer: Ramsau bei Berchtesgaden am Fuße des Watzmanns, Schleching und Sachrang im Chiemgau, sowie Kreuth zwischen Tegernsee und Achenpass.

Text und Fotos:  Sybilla Wunderlich

– Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung von links Kathi Gasteiger, Sepp Loferer jun. Kerstin Riemer, Franz Adersberger, Anna Muggenhammer

–  Senner Franz und Sennerin Anna

– Moderatorin Kathi Gasteiger, Almbauer Sepp Loferer jun. Autorin Kerstin Riemer

                                                            Sehnsuchtsorte in den deutschen Alpen:

Der Initiativkreis Bergsteigerdorf Schleching wurde 2022 ins Leben gerufen, um die Philosophie des Bergsteigerdorfes stärker in die DNA des Dorfes zu verankern und das nächste Kapitel zu schreiben.

Aktive Almwirtschaft

Oberhalb der beiden Bergsteigerdörfer breiten sich neben nachhaltig gepflegten Bergwäldern weite Almgebiete aus. Die gewachsene Kulturlandschaft im Tal und auf den Almen sowie Quellen, Bachläufe, Wasserfälle und Auen zeichnen die Landschaft um Schleching und Sachrang aus und machen beide Orte ebenso liebenswert wie lebenswert.

Zusatzinformationen

Schleching – Die Dorfgemeinschaft sensibilisieren und zum Mitmachen einladen, seine Gäste mit dem Engagement für eine umsichtige Nutzung und den Schutz der Wasserressourcen in den Bergen begeistern: Schleching stellt das Neue Jahr unter das Motto „Jahr des Wassers“. Mit der Initiative folgt das Bergsteigerdorf der Empfehlung seiner Bürger, die sich auf einer Bürgerwerkstatt im vergangenen Sommer unter dem Eindruck von Hitzewellen und Wasserknappheit mit Nachdruck dafür ausgesprochen hatten, den nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser als wichtiges Thema auf die Agenda zu setzen und die Mitbürger dabei aktiv einzubinden. Die in der Bürgerwerkstatt geborene Idee des „Jahresmotto Wasser“ wurde vom Initiativkreis Bergsteigerdorf Schleching aufgegriffen und soll jetzt gemeinsam im Dialog mit interessierten Bürgern umgesetzt werden. „Wir rufen unsere Mitbürger auf, sich mit kreativen Ideen und konkreten Vorschlägen

Bergsteigerdörfern“

Beim Verständnis der Identität, Tradition und Dynamik einer lokalen Gemeinschaft spielt das reiche und vielfältige Erbe eine große Rolle. Die Bergsteigerdörfer sind als Träger des nachhaltigen Ansatzes eine Säule der Bewahrung kultureller Werte, traditioneller Handwerke und Bräuche, der Architektur und der Lebensweise, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Es geht nicht nur um ruhige und geographisch etwas abgelegene Gebiete, sondern um lebendige Gemeinschaften, deren Alltag durch die Pflege ihres eigenen kulturellen Erbes bereichert wird.

In Slowenien bietet die 16. Jahrestagung der Bergsteigerdörfer Gelegenheit zum Austausch von Ideen, Erfahrungen und bewährten Verfahren sowie zur Erörterung von Möglichkeiten zu noch besserer Bewahrung, zur Förderung und sinnvollen Nutzung des Erbes zum Wohle der Bergsteigerdörfer und ihrer Bewohner.

einzubringen – das Thema Wasser geht uns alle an“.

Nach den Worten von Tobias Hipp aus dem Ressort Naturschutz und Kartographie beim Deutschen Alpenverein steht das Prädikat “Bergsteigerdörfer“ für einen sanften, naturverträglichen Tourismus, maßvolle und nachhaltige Entwicklung, eine Stärkung der Region im Einklang mit der Natur. „Sachrang und Schleching sind erfolgreich den Beweis angetreten, dass Tourismus und Naturschutz vereinbar sind – und dabei auch die traditionelle Almwirtschaft nicht auf der Strecke bleibt.“

© Gemeinde Hüttschlag

Die Bergsteigerdörfer sind eine Initiative der Alpenvereine und gehen auf ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins zurück. Mit der Hilfe des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich (BMLFUW) und Förderungen aus dem Europäischen Fonds für Ländliche Entwicklung (2007-2013 und 2014-2020) konnten sich die Bergsteigerdörfer vor Ort und in der öffentlichen Wahrnehmung als handfestes Umsetzungsprojekt im Sinne der Alpenkonvention etablieren.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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