Bürgerinitiative Ausbau A8-Bürger setzen Grenzen e.V. – Informationsveranstaltung am 12. Februar in der Lamstoahalle in Frasdorf
Am 12.2.2025 hatte die Bürgerinitiative „Ausbau A8-Bürger setzen Grenzen“ zu einer Informationsveranstaltung nach Frasdorf in die Lamstoahalle eingeladen. Denn laut Bundesverkehrswegeplan 2030 soll die A8 von Rosenheim bis zum Walserberg auf sechs Fahrspuren plus zwei Standsteifen, Minimum 36 Meter Breite, ausgebaut werden. Im Bereich Achenmühle bis zum Bernauer Berg gibt es seit 2024 einen Planfeststellungsbeschluss.
Mit der Veranstaltung wollte die BI die Bürger/innen informieren, wie sich ein 6+2 Ausbau auf Frasdorf und die Umgebung auswirken wird. Gleichzeitig wurden die Ziele der BI dargestellt und begründet. In ihrem Vortrag erklärte die Vorsitzende Marlis Neuhierl-Huber, dass die BI einen 4+2 Ausbau (also vier Fahrstreifen und zwei Standstreifen) auf maximal 28 Meter anstrebt, so wie Anfang der 2000er Jahre entlang des Chiemsees die A8 auf 11 km Länge bereits ausgebaut wurde. Die BI ist der Meinung, dass dem Natur- und Landschaftsschutz in einer touristisch wertvollen Gegend wie dem Chiemgau mehr Bedeutung zugestanden werden muss. Auch sollte der Flächenverbrauch möglichst gering gehalten werden. Denn die vom Ausbau betroffenen Gemeinden verlieren hektarweise Land und werden so in ihrer Entwicklungsmöglichkeit massiv gebremst. Immer wieder wird von Studien bestätigt, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen deren Kapazität erhöht und große Ausbauten dadurch vermieden werden können, führte Neuhierl-Huber aus. Deshalb und nicht zuletzt wegen eines vernünftigen Lärmschutzes fordert die BI den 4+2 Ausbau in Kombination mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Eine reduzierte Geschwindigkeit ist die Basis für tatsächlichen Lärmschutz. Hohe Geschwindigkeiten, die bei einem 6+2 Ausbau gefahren werden, werden die Lärmsituation v.a. an Hang- und Höhenlagen verschlechtern.
Beim Lärmschutz fordert die BI die Werte, die von der WHO vorgegeben werden. Denn nur diese liegen in dem Bereich, der die Gesundheit der Anwohner schützt. Bei einem 6+2 Ausbau gäbe es Lärmschutzmaßnahmen im Sinne der Lärmvorsorge, aber sogar hier sind die Grenzwerte im gesundheitsschädlichen Bereich. „Es wird Zeit, dass die Lärmschutzgesetzgebung, die aus dem vergangenem Jahrhundert stammt und meiner Meinung nach den Lärm schützt und nicht die Anwohner, endlich geändert wird, kritisiert Neuhierl-Huber die Politik. „Lärm ist gesundheitsschädlich und die Anwohner müssen geschützt werden. Das kann nicht abhängig gemacht werden vom Ausmaß eines Autobahnausbaus.“
Auch Bürgermeister Stefan Schneider aus Bergen betonte: „Gesetze kann man ändern.“
Sepp Stein und Josef Fortner gingen auf die konkreten Pläne im Abschnitt Achenmühle-Bernauer Berg ein: „Ab Felden hat die Autobahn den von uns geforderten Ausbauzustand mit 4 Fahrbahnen + 2 Standstreifen, was sich auf den Verkehr, bei gleichzeitig weniger Flächenverbrauch, positiv auswirkt. Anhand vorhandener Pläne der Planfeststellung erklärten sie die neuralgischen Stellen und was der 6+2 Vollausbau bewirkt. Die Sicherungs-Maßnahmen und die weitere Verwendung der alten Rückhaltebecken für die Wasserversorgung von Umratshausen – Leitenberg sei völlig unzureichend, führten sie aus. Bei einem früheren Flockungsversuch mit den Vertretern der Behörden sei festgestellt worden, dass die vorhandenen Becken nicht durchströmt werden. Im Bereich Prienbrücke bis Frasdorf Mitte würde die Brücke von bisher 4 auf 8 oder sogar 10 Fahrstreifen einseitig nach Norden verbreitert werden. Der nordöstliche Kreisel wäre zu östlich platziert – und sollte nach Nordwesten bis zur Staatsstraße Wildenwart verschoben werden. Der südöstliche Kreisel wird bei dieser Planung etwa 80 % des Verkehrsaufkommens in diesem Bereich übernehmen, denn durch die geplante Absenkung der Autobahn bei 6+2 wäre die bisherige nördliche Unterführung nicht mehr möglich. Die von dem Kreisel abgehenden Autobahnanbindungen sollten wegen des hohen Landschaftsverbrauchs nach Westen verschoben werden. Sepp Stein und Sepp Fortner kritisierten außerdem, dass eine Absenkung enorme Erdbewegungen sowie Kosten (nicht abschätzbar) für Entsorgung des kontaminierten Materials (Reifenabrieb, Chloride, Ölrückstände, usw.) verursachen würde. Durch die Tieferlegung der Fahrbahn und die Verbreiterung auf Minimum 36 Meter Breite würde massiv in die Kirchleiten eingeschnitten werden.
Die geplante aufwendige Straßenführung ab Frasdorf Mitte nach Stockach sollte ersatzlos gestrichen werden, da sie winkelig, steil und für landwirtschaftliche Fahrzeuge ungeeignet ist. Die Zufahrt nach Stockach ist über Ginnerting oder Stelzenberg bereits vorhanden und besser geeignet, und die Straße kann dazu mit einfacher Oberflächenteerung ertüchtigt werden. Die Anbindung von Ginnerting an den Westkreisel sollte nicht durch den Ort, sondern westlich geführt werden.
Im Bereich Daxa – Thal seien zwei Brückenbauwerke in nur 300 m Abstand für die Querungen des Weißenbachs (Rohrdorfer Ache) für die Autobahn nicht notwendig, wenn der Weißenbach parallel südlich zur Kreisstraße nach verlegt werden würde. Gleichzeitig müssten für den Weißenbach wegen Starkregen oberhalb von Graben zum Schutz des Ortes Achenmühle Regenwasser-Rückhaltemaßnahmen gebaut werden. Der Eingriff in die Landschaft wäre wesentlich einfacher bei wesentlich geringeren Baukosten. Die Oberflächenwassermenge wäre durch den geplanten 6+2 Ausbau doppelt so hoch und würde an der Wasserschutzzone 1 in die geschützten Streuwiesen versickern.
Frau Annemarie Räder, Regionalreferentin des Bund Naturschutz, berichtete vom Stand der Klage des BUND gegen den Planfeststellungsbeschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Mit einem Urteil rechnet sie im Sommer dieses Jahres. Die BI unterstützt die Klage mit Spenden, ergänzte Neuhierl-Huber. Bürgermeister Daniel Mair aus Frasdorf berief sich in seinem Statement auf den Planfeststellungsbeschluss. Bürgermeister Simon Hausstetter aus Rohrdorf führte aus, dass es in der Gemeinde Rohrdorf seitens der Gemeinde Einwendungen gegen den 6+2 Ausbau gibt. Gründe dafür seien die Hochwassergefährdung durch die enorme Flächenversiegelung bei 6+2. Zudem würde die Gemeinde Rohrdorf nicht nur durch den 6+2 Ausbau der A8, sondern auch durch den Nordzulauf zum Brennerbasis-Tunnel massive Flächenverluste erleiden.
Abschließend gab es eine, von Bürgermeister Schneider aus Bergen moderierte, rege, aber sachlich geführte Diskussion.
Bericht und Foto: Marlis Neuhierl-Huber, 1. Vorstand der BI – symbolische Scheckübergabe an Vertreter des BN: von links Josef Fortner, 2. Vorstand der BI, Marlis Neuhierl-Huber, 1. Vorstand der BI, Rainer Auer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Rosenheim, Annemarie Räder, Regionalreferentin des BN.